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vorgestern gewesen? –
hatte er die Vorhänge zuzuziehen versucht, aber aufgegeben, denn als er sich an der Fensterbank hochziehen wollte, waren ihm die Schmerzen so durch den Körper geschossen, dass er zusammen-gesackt war. Linda kauerte sich neben seinem Kopf nieder und streichelte sein fettiges Haar, bis er mit einer Halsbewegung das Kissen vom Gesicht schleuderte. Mit zusammengekniffenen Au-193
gen musterte er sie: Dieses unglaublich frische, unversehrte Wesen passte überhaupt nicht in seine eigene Welt, die Welt eingeschränkter Bewe-gungsfreiheit.
»Art. Art. Art. Art! Du siehst ja furchtbar aus, Art! Mein Gott, warum liegst du nicht im Bett?«
»Zu weit weg.«
»Was würde deine Großmutter dazu sagen?
Du meine Güte! Mach schon, ich helf dir auf und bring dich ins Bett. Und dann werde ich einen Arzt und einen Masseur kommen lassen. Außerdem brauchst du ein schönes heißes Bad. Das wird dir guttun, von der Hygiene mal ganz abgesehen.«
»Hab keine Wanne«, erwiderte er gereizt.
»Ich weiß, ich weiß. Mach dir keine Sorgen darum. Ich krieg das schon hin.«
Sofort übernahm Linda die Regie. Sie half ihm auf die Beine, brachte ihn ins Bett, nahm seine Hausschlüssel an sich, verschwand auf unbestimmte Zeit und kehrte mit frischer, noch ver-packter Bettwäsche zurück, die sie sorgfältig auf dem Bett ausbreitete und, wie in Krankenhäusern üblich, unter den Ecken fest einklemmte. Während sie das Bett frisch bezog, wälzte sie ihn, geschickt und resolut wie eine Krankenschwester, von einer Seite auf die andere. Er hörte sie in der Küche herumklappern, die Wasserhähne öffnen, die Möbel rücken. Ihm fiel ein, dass er sie bitten 194
wollte, das Komset ans Ladegerät anzuschließen, doch er vergaß es gleich wieder.
»Na los, wird Zeit, wieder aufzustehen.« Behutsam zog sie ihm die Decke weg.
»Ist schon gut so.« Er winkte schwach ab.
»Ja, genau. Hoch mit dir.« Sie fasste ihn an den Fersen und drehte ihn langsam auf dem Bett herum, bis seine Füße auf dem Boden aufsetzten; dann packte sie ihn unter den stinkenden Achseln und half ihm auf die Beine. Er stolperte mit ihr ins enge Wohnzimmer und nahm dabei vage die
ringsum aufgestapelten Möbel wahr. Linda sagte, er solle sich am Türrahmen festhalten, und begann ihn zu entkleiden. Sie brauchte tatsächlich eine Schere, um ihn von dem befleckten T-Shirt und den Boxershorts zu befreien. »Dann mal los«, sagte sie. »Ab in die Wanne.«
»Hab keine Wanne.«
»Guck doch mal, Art.«
Mitten im Wohnzimmer stand ein aufblasbares Planschbecken, flankiert von dem hochkant gestellten Couchtisch und dem auf die Seite gekippten Sofa. Das Planschbecken war mit dampfen-dem Wasser gefüllt, das irgendwie trübe aussah.
»Da ist jede Menge Eukalyptusöl und Epsom-Salz drin. Du wirst es genießen.«
Noch am selben Abend schaffte es Art, eine Hand auf die Lendenwirbelsäule gepresst, allein in die Küche zu wanken, um sich ein Glas Wasser zu 195
holen. Die kühle Luft im Apartment ließ das men-tholhaltige Einreibemittel auf seinem Rücken ver-dunsten und bereitete ihm am ganzen Körper eine Gänsehaut. Nach Tagen mit bleischweren Gliedern fühlte er sich plötzlich leicht und sauber. Seine Sinne öffneten sich, als wäre er gerade aus einem Fieber erwacht. Während er das Wasser trank, löste er das Komset vom Ladegerät. Nachdem er am Kopfende des Bettes mehrere Kissen aufgestapelt hatte, schaltete er es ein. Sofort begann es zu summen, zu brummen, zu zwitschern, zu blinken und Warntöne von sich zu geben, die an dringende Nachrichten, eingegangene Seiten und unerledigte Anrufe erinnerten. Die Leichtigkeit, die er empfunden hatte, verflog sofort wieder, als er sich an die nervende Arbeit machte, den Posteingang durchzusehen.
Unverzüglich stach eines ins Auge: Fede brauchte ihn dringend. Fede wollte unbedingt, dass er nach Boston flog.
Die Kunden in Jersey hatten die Appetitmacher, die Fede an sie weitergeleitet hatte, mit Haut und Haaren geschluckt. Sie waren sogar völlig aus dem Häuschen deswegen und geiferten nach mehr. Für den Fall, dass es zu einer Einigung kam, hatte Fede einen ordentlichen Batzen Geld mit ihnen ausge-handelt, nur würde Art sich aufraffen und mit ihnen reden müssen. Die Kunden in Jersey hatten in der nächsten Woche eine Sitzung mit wichtigen 196
Entscheidungsträgern der I-90-Betreiber arran-giert, und mittlerweile gerieten sie in Panik, weil sie nichts vorweisen konnten außer den Appetit-machern, die Fede ihnen
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