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Einweg-Materialien arbeitete. Er zeigte den Leuten die Sachen, die ich mit dem Eregin angestellt hatte, und von jetzt auf nachher machte ich dort eine spitzenmäßige Karriere.«
»Hört sich wirklich toll an.«
»Ist auch toll. In meinem Job fungiere ich als Anwalt des Benutzers. Ich beobachte, was die Benutzer eines Produkts machen und wie sie es machen, versuche herauszufinden, was sie eigentlich machen wollen, und dementsprechend scheuche ich die Techniker herum und sorge dafür, dass sie die Barrieren entfernen, die sie errichtet haben.
Techniker sind nämlich im Grunde hoch spezialisierte Autisten, die keine Ahnung haben, wie normale Menschen etwas anpacken.«
Der Arzt kichert. »Hören Sie«, er holt sich ein Nikotinsubstitut hervor, eine dieser Zigaretten-attrappen, die die orale, chemische und gewohn-heitsmäßige Abhängigkeit befriedigen, aber ohne den gesundheitsschädlichen Rauch. »Es fällt zwar 245
nicht in mein Fachgebiet, aber Sie scheinen ein im Grunde vernünftiger Mensch zu sein, mal abgesehen von Ihrem Ausflug aufs Dach. Jedenfalls sind Sie nicht so wie die meisten Menschen, die wir hier untergebracht haben. Was machen Sie hier überhaupt?«
Erst jetzt fällt mir auf, wie jung Doktor Szandor ist, noch jünger als ich. Vielleicht sechsundzwan-zig. Ich kann unter seinem Hemdkragen einige ausgefallene Tätowierungen hervorblitzen sehen und die langen zotteligen Strähnen zeugen noch von einem modischen Haarschnitt. Er dürfte der jüngste aller Mitarbeiter sein, die ich hier kennengelernt habe, und hat ein ganz anderes Temperament als die Zombies in den Laborkitteln, die die Zombies in den Filzlatschen beaufsichtigen.
Und deshalb erzähle ich ihm meine Geschichte, zumindest deren Höhepunkte. Je mehr ich über Linda und Fede rede, desto dämlicher kommt mir mein eigenes Verhalten vor.
»Warum haben Sie sich mit dieser Linda überhaupt eingelassen?« Szandor saugt an seinem Zigarettenersatz.
»Vermutlich aus den üblichen Gründen.«
»Jetzt will ich Ihnen mal was erzählen.« Inzwischen hat er die Füße auf den Tisch gelegt und die Hände im Nacken verschränkt. »Es ist das Klügs-te, was mein Vater je zu mir gesagt hat. Damals, kurz vor dem Medizinstudium, war ich gerade 246
drauf und dran, mich von meiner Schulfreundin zu trennen. Sie war eigentlich ganz nett, aber, nun ja, etwas labil . Inzwischen war ich schon so weit, dass ich mich jedes Mal duckte und in Deckung ging, wenn ich anderer Meinung war als sie, weil ich damit rechnen musste, dass sie wieder mal einen Tobsuchtsanfall bekommen würde.
Also nahm mein Vater mich zur Seite, legte seinen Arm um mich und sagte: ›Szandor, du weißt, ich mag deine Freundin, aber sie ist verrückt. Nicht nur leicht verrückt, sondern völlig verrückt. Vielleicht wird sich das eines Tages geben, aber wenn es besser wird, dann ganz bestimmt nicht deinetwegen. Vertrau mir, ich kenn mich damit aus.
Durch Ficken kannst du ein durchgeknalltes Mädchen nicht wieder zu Verstand bringen, mein Sohn.‹«
Ich lächelte unwillkürlich. »Ein wahres Wort.
Aber hart.«
»Hart ist relativ. Wie hart ist es zum Beispiel, wenn jemand aufgrund von fabrizierten Indizien in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wird? Mittels einer Zwangseinweisung?«
Allmählich habe ich den Eindruck, dass Doktor Szandor mir glaubt. »Allmählich habe ich den Eindruck, dass Sie mir glauben.«
Er kaut nervös auf seinem Zigarettenersatz herum. »Nun ja, warum auch nicht? Sie sind nicht verrückter als ich, so viel steht für mich fest. Sie 247
haben hübsche Ideen. Und ihre Geschichte klingt recht plausibel.«
Ich bin ganz aus dem Häuschen, weil ich mich über sein Vertrauen so freue. »Ist das Ihre professionelle Meinung?«
»Tut mir leid, nein. Ich bin kein Facharzt für Psychiatrie, deshalb kann ich mir gar kein professionelles Urteil über Ihren Geisteszustand erlauben. Ich spreche hier nur als Laie.«
»Oh, na gut.«
»Und was sagen die Profis hier zu Ihrem Befinden?«
»Na ja, die sagen mir nicht viel, aber soweit ich Einblick habe, sitze ich hier vorläufig fest. Das Gericht hat mich als unzurechnungsfähig eingestuft und angeordnet, dass ich bleiben muss, bis ich wieder zurechnungsfähig bin. Leider hat mir niemand erklärt, was einen Menschen als zurechnungsfähig ausweist und wie man dahin gelangt.
Wenn ich um eine Erklärung bitte, wirft man mir vor, ich würde Zicken machen. Und natürlich hab ich noch mehr Zicken gemacht, als ich aufs Dach ausgebüchst
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