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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Maus, liebe Schwester Maus.«
    Sie legte das Telefon auf den Nachttisch.
    Anschließend drehte sie sich auf die Seite und wandte sich Nickie zu. Sie sahen einander ins Gesicht, und Amy schlang einen Arm um den Hund. Diese Augen.
    Amy erschauerte, nicht wegen des Anrufs, sondern weil dieser Anruf bedeuten musste, dass etwas Schreckliches drohte.
    Schwester Jacinta – Schwester Maus – war seit zehn Jahren tot.

49
    Ein Autor, dem es bisher nie misslungen war, Billy Pilgrims Verachtung für die Menschheit zu schüren, und bei dem immer Verlass darauf gewesen war, dass er ihn zu schallendem Gelächter über diese Kretins anspornte, die an die Sonderstellung und die Einzigartigkeit des Menschen glaubten, hatte ihn diesmal voll und ganz im Stich gelassen und ihm auf vierzig Seiten kein einziges Kichern entlockt.
    Billy betrachtete zweimal die Fotografie auf der Rückseite des Umschlags, aber das Gesicht war vertraut. Die stechenden Augen, die einen herausforderten, die brutale Wahrheit zwischen diesen Buchdeckeln zu lesen. Die Andeutung eines Hohnlächelns, die besagte: Wenn diese giftige Satire dich nicht zum Lachen bringt, dann bist du ein Narr, der sich selbst etwas vormacht und den keiner jemals zu den besten Partys einladen wird.
    Der Autor hatte den Verlag gewechselt, aber damit ließ sich nicht rechtfertigen, dass sein Niveau derart tief gesunken war und er seine Stimme als Erzähler verloren hatte. Dieser Verlag hatte eine Reihe von Büchern veröffentlicht, die Billy enorm ansprechend gefunden hatte. Ein Verlagshaus, auf das in hohem Maße Verlass war.
    Kein Verleger zog immer oder auch nur in der Mehrheit der Fälle das große Los, aber das Verlagslogo auf dem Buchrücken war bisher immer ein Gütesiegel gewesen.
    Als Billy das Logo anstarrte, prickelte seine Kopfhaut und ein Frösteln breitete sich in konzentrischen Kreisen
aus, erst bis an den zurückweichenden Haaransatz und darüber hinaus, dann abwärts über sein ernstes Gesicht und den Nacken, zum unteren Ende der Wirbelsäule und tief in die Magengrube hinein.
    Das Logo zeigte einen stilisierten sprintenden Hund. Es war zwar kein Golden Retriever, aber ein Hund war es dennoch.
    Er hatte dieses Logo schon tausendmal gesehen, und bisher hatte er bei diesem Anblick nie die Nerven verloren. Jetzt verlor er sie.
    Er war in Versuchung, das Gasfeuer im Kamin anzuschalten und das Buch den Flammen zu übergeben. Stattdessen legte er es in den Nachttisch und schloss die Schublade.
    Die Tränen, die er in McCarthys Küche vergossen hatte, waren ihm noch lebhaft in Erinnerung, beschämend und beängstigend. Wenn man in seiner Branche grundlos – oder sogar mit gutem Grund – anfing zu weinen, dann war man am Abrutschen.
    Im Wohnzimmer öffnete er die Flasche Dom Perignon und goss den Champagner nicht in eine der eleganten Flöten, sondern in ein Wasserglas. Er wählte ein winziges Fläschchen edlen Cognacs aus der Minibar, öffnete es und leerte den Inhalt in das Wasserglas, um den Champagner aufzupeppen.
    Er schlenderte mit seinem Drink durch die herrlich höhlenartige Suite, doch als er das Glas leergetrunken hatte, fühlte er sich keine Spur besser.
    Da er sich am Nachmittag mit Harrow treffen würde und sich keinen Kater leisten konnte, wagte er nicht, bei diesem Mixgetränk zu bleiben.
    Der einzige andere Trost, den er zur Hand hatte, waren die Waffen in dem zweiten Koffer. Es waren Neuerwerbungen,
mit denen er sich selbst beschenkt hatte. Andere Männer verwöhnten sich mit Golfschlägern, doch mit Golf hatte Billy nichts im Sinn.
    Er ging wieder ins Schlafzimmer und legte den Koffer aufs Bett. Mit dem kleinsten Schlüssel an seinem Bund öffnete er die Schlösser.
    Als er den Koffer aufklappte, lagen in der linken Hälfte die Waffe und das Zubehör so da, wie er die Sachen eingepackt hatte.
    In seiner derzeitigen Stimmung hatte er fast damit gerechnet, dass die bisher immer so zuverlässige Firma FedEx seinen Koffer mit einem identischen Gepäckstück verwechselt hatte, das, sagen wir mal, einem mormonischen Zahnarzt auf Urlaubsreise oder einem Bibelverkäufer gehörte, und dass ihm der Inhalt überhaupt keine Freude bereiten würde.
    Die rechte Hälfte des Koffers enthielt eine zweite Waffe, aber darauf lag ein Packen Papiere. Das oberste Blatt war McCarthys Bleistiftzeichnung von dem Golden Retriever.
    Billy konnte sich nicht daran erinnern, das Schlafzimmer fluchtartig verlassen zu haben, aber im Wohnzimmer stieß die Champagnerflasche beim Einschenken

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