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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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seien es noch eineinhalb Meilen. Wahrscheinlich kommt erst noch eine Art Wachhaus.«
    Der Wagen fuhr wieder an. Amy sagte: »Warte.« Brian hielt erneut an.
    Amy drehte sich auf ihrem Sitz um, sagte zu Nickie: »Rück rüber« und schnappte sich ihre Reisetasche. Sie zog einen Reißverschluss auf und holte die SIG P245 heraus.
    »Wenn dir hier etwas faul vorkommt«, sagte er, »können wir umkehren und um das Tor herumfahren. Das offene Gelände ist uneben, aber es ist befahrbar.«

    »Ich weiß nicht, wie es mir vorkommt. Ich werde mich wohl auf dieses Pelzgesicht verlassen müssen.«
    Beim Anblick der Pistole stellte der Golden Retriever sein Knurren ein.
    Amy sagte: »Wir wissen, dass Vanessa krank ist. Was meinst du, wie krank sie ist?«
    »Sie ist zu sehr in sich selbst verliebt, um eine allzu große Dummheit zu begehen.«
    »Diese Überlegung habe ich auch angestellt, als ich mich gefragt habe, ob ich die Waffe mitnehmen soll. Ich bin zu dem Ergebnis gelangt, ich bräuchte sie nicht. Und doch halte ich sie jetzt in der Hand.«
    Er nickte. »Lass uns umkehren.«
    »Nein.«
    »Du hast gerade gesagt …«
    »Hör zu, die Sache ist die: Es gibt ein Muster. Ich habe eine Tochter verloren, und du hast eine Tochter verloren. Meine ist für immer verloren. Deine nicht, aber sie könnte es demnächst sein.«
    Nickie winselte, als wollte sie andeuten, dass es drängte, als wollte sie das Wort demnächst mit Nachdruck versehen.
    »Aber sie wollen doch, dass wir sie abholen«, sagte Brian.
    »Das Muster schließt auch unsichtbare Dinge ein. In jener Nacht war Michael nicht in Argentinien, er war an Ort und Stelle, und ich wusste es nicht. Die Alarmanlage schien eingeschaltet zu sein, war aber außer Kraft gesetzt worden.«
    Der Nebel gaukelte ihnen Trugbilder von sämtlichen mythischen Ungeheuern vor.
    »Vanessas reicher Knabe erwartet uns mit Dokumenten und einem dicken Scheckheft«, fuhr Amy fort. »Aber er
zählt zu den unsichtbaren Dingen, vielleicht existiert er gar nicht.«
    »Wir waren uns darüber einig, dass ihre Geschichte einleuchtend ist.«
    »Das Muster zeichnet sich jetzt klarer ab. In Connecticut habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen Golden Retriever zuzulegen. Wenn ich einen gehabt hätte, hätte er mich gewarnt und uns gerettet.«
    Wie auf ein Stichwort hin knurrte Nickie wieder.
    »Jetzt haben wir einen Golden«, sagte Amy. »Und nicht nur irgendeinen.«
    »Mit Sicherheit nicht irgendeinen. Sie ist … etwas ganz Besonderes.«
    »Ich hatte einen Anruf von einer toten Nonne.«
    »Sind wir jetzt auf der Schiene ›Marco und sein blinder Hund‹? Ist das der richtige Moment dafür?«
    »Der Hund ist nicht blind. Ich habe mir gesagt: Nichts weiter als ein Traum. Aber ich wusste, dass es nicht so war. Schwester Jacinta hat gesagt, ich muss dir von meiner Tochter erzählen und wie ich sie verloren habe.«
    »Okay, das genügt, wir fahren zur Landstraße zurück und rufen die Bullen.«
    »Nein. Vanessa erwartet uns in ein paar Minuten. Der Nebel erklärt eine kurze Verzögerung, aber keinen längeren Aufschub. Ich habe ein schlechtes Gefühl, Brian.«
    »Ja. Das ist ansteckend.«
    »In Wahrheit sieht es so aus, dass ich schon auf der ganzen Fahrt ein schlechtes Gefühl hatte.«
    »Du hast kein Wort gesagt.«
    »Weil das vielleicht die einzige Chance war, deine Tochter zu finden. Lass uns noch etwas weiter fahren.«
    Das amorphe weiße Gewebe des späten Nachmittags teilte sich, als würde eine Klinge hineingestoßen, verheilte hinter
ihnen augenblicklich und hüllte auf allen Seiten unsichtbare Dinge ein …
    Amy sagte: »Wenn an dieser ganzen Geschichte tatsächlich etwas faul ist und sie glaubt, wir wittern es, dann wird sie Hope töten.«
    »Was bringt dich auf den Gedanken?«
    »Intuition. Muster. Was Theresa gesagt hat.«
    »Theresa?«
    »Sie hat zu ihrer Mutter gesagt, der Name des Hundes sei schon immer Nickie gewesen. Schon immer.«
    Im tiefen Sumpf des Nebels tauchten für Momente halb sichtbare Bäume auf, fransig und fremdartig, prähistorisch und insektenhaft, um gleich darauf wieder zu verschwinden …
    Amy sagte: »Du und ich für immer, Brian. Verhält es sich nicht so mit uns?«
    »Mein Gott, ich hoffe inständig, dass es so ist. Es ist das, was ich mir wünsche.«
    »Wenn es also du und ich sind und Hope dir gehört, dann gehört Hope auch mir. Unsere Tochter. Ich konnte meine eigene Tochter nicht retten. Damals nicht.« Ihre Stimme klang gepresst, brach aber nicht. »Doch vorletzte

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