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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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überall, ganz gleich, wohin man ging.
    Er würde abnehmen müssen, sich einen Schnurrbart wachsen lassen und eines seiner Ohren abschneiden. Falls tatsächlich einmal ein Freund von Harrow Tyrones Pfade in Pierre, South Dakota, kreuzen sollte, würde er vielleicht zweimal hinschauen, sich dann aber sagen: Nee, das kann nicht Billy sein. Billy hatte zwei Ohren. Als Verkleidung ist ein abgeschnittenes Ohr besser als ein Tirolerhut und falsche Goldzähne in der zweiten und dritten Potenz.
    Vielleicht fand er ja wieder zu seiner alten Form zurück. Sein Leben begann ihm von neuem so sinnlos und brutal und komisch zu erscheinen wie die Romane, die er bewunderte.
    Mit der Glock 18 und der Tüte mit dem Mist aus dem Haus der Redwing stieg er aus dem Leihwagen. Den Schalldämpfer hatte er vom Lauf der Glock abgeschraubt. Der Boss wollte den Schuss hören.
    Er lief den Hügel hinauf und wählte einen Standort direkt unter der Kuppe am Rand eines kleinen Gehölzes.
    Der Nebel sorgte für eine angenehme Kühle auf seinem ungeschützten Gesicht und seinem kahlen Kopf und dämpfte die meisten Geräusche. Er konnte kaum hören, wie sich die Brandung brach. Es klang eher, als flüsterten zehntausend Menschen in der Ferne.
    Das Denken in Vergleichen und Metaphern war eine nicht immer willkommene Folge davon, belesen und literarisch gebildet zu sein.
    Wie zehntausend Menschen, die in der Ferne flüstern.
    Das war kein allzu guter Vergleich, denn warum sollten sich zehntausend Menschen irgendwo versammeln, um zu flüstern?

    Aber sowie ihm der Vergleich durch den Kopf gegangen war, konnte er ihn nicht mehr loswerden, und das begann ihn zu ärgern. Sein Ärger ging in Unbehagen über, und schon bald wurde das Unbehagen zu einer tiefen Unruhe.
    Das Bild mochte noch so fernliegend sein, doch der Gedanke an zehntausend Menschen, die gemeinsam flüsterten, begann ihm Schauer über den Rücken zu jagen.
    Also gut. Genug jetzt. Es war nichts weiter als ein verdammter Vergleich. Es hatte nichts zu bedeuten. Nichts hatte jemals etwas zu bedeuten. Er hielt sich gut. Er war wieder ganz der Alte und voller Schwung. Es ging ihm geradezu prächtig. Hurra!

61
    Sie wandten sich der Küste zu und wurden schließlich doch wieder vom Nebel gefunden, der nicht auf kleinen Katzenpfoten um sie herumschlich, sondern sich so bedrohlich wie ein Rudel Löwen um sie drängte.
    Vanessa rief Brian in Abständen von fünfzehn Minuten dreimal an, jeweils mit einem Schwall zusätzlicher Richtungsangaben, da ihr reicher paranoider Verlobter sein Bestes versuchte, um jedem Kamerateam einer Skandalshow, das ihnen, ob sie es wussten oder nicht, folgen konnte, einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    Das Ganze war so absurd, dass es die Wahrheit von Vanessas Geschichte zu bestätigen schien, und als sie das weiße Tor erreichten, wollte Amy gern glauben, die Unterzeichnung der Dokumente würde zwar peinlich und unangenehm werden, aber doch keine unerträgliche Tortur darstellen.
    Trotz der eingeschalteten Nebelscheinwerfer hätten sie das Tor beinah nicht gesehen. Die roten Reflektoren wurden durch den geronnenen Dunst nahezu unwirksam gemacht.
    Als Brian, der fuhr, den Knopf der Sprechanlage auf dem Pfosten drückte, antwortete Vanessa. »Vom Tor aus sind es noch eineinhalb Meilen, Bry. Piggys Sachen sind gepackt und ich habe Dom Perignon auf Eis gelegt. Sehen wir zu, dass wir es hinter uns bringen. Ich könnte mich vor Freude anpinkeln, weil die kleine Missgeburt endlich von hier verschwindet. «

    Amy hatte die Stimme der Frau bisher noch nicht gehört. Es verblüffte sie restlos, dass diese Stimme sogar durch den billigen Lautsprecher am Pfosten kehlig und doch kräftig und ganz außergewöhnlich verführerisch klang.
    Das Tor schwang auf und sie fuhren auf das Anwesen. Als sich die Schranke hinter ihnen senkte, knurrte Nickie.
    Die Hündin stand hinter ihnen im Kofferraum. Sie blickte nach links und nach rechts und dann durch die Windschutzscheibe nach vorn. Ihr Knurren war leise, aber es riss nicht ab. Sie hielt den Ton und ließ ihn dann tiefer werden, als wollte sie etwas abschrecken, das ihr erstes Knurren für ihren Geschmack nicht ernst genug genommen hatte.
    Brian bremste, und als er anhielt, sagte er: »Vielleicht ist ihr der Nebel unheimlich.«
    »Vielleicht«, sagte Amy. »Wo sind die Sicherheitsleute, von denen Vanessa gesprochen hat? Sie hat gesagt, sie würden den Wagen, uns und Nickie elektronisch abtasten. «
    »Sie hat gesagt, bis zu seinem Haus

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