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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Schwirren, ein leises Klappern, ein Rascheln und ein Plumpsen, ein tiefes Pochen und ein Surren, ein Sausen, und dann dieses Rumpeln. Laut, aber kein Knall. Nicht heftig wie das Krachen von Donner, sondern heftig wie das darauffolgende Grollen.

    Er fühlte sich, als würde er von diesem Geräusch umschlungen wie von einer riesigen Decke. Er wurde davon eingehüllt und herausgeschüttelt, eingehüllt und wieder herausgeschüttet.
    Wogen der Erschütterung trafen auf sein Trommelfell und ließen seine Ohren dröhnen, zuckten bebend durch seine Zähne und fanden den Weg in die Hohlräume seiner Knochen.
    Die plötzlich eintretende Stille überraschte ihn. Die alarmierende Resonanz hatte den Eindruck erweckt, sie würde eskalieren und so lange anhalten, bis alles in Sichtweite bebend zerbrochen war, wie die Stimme eines Erdbebens, die tief im Innern der berstenden Erde spricht, aber das Ganze dauerte nur drei, vier Sekunden.
    Im ersten Moment fühlte er sich wie gelähmt, seine Kehle war zugeschnürt und er wartete darauf, dass sich das Phänomen wiederholen würde.
    Nachdem die Küche eine halbe Minute lang in vollkommener Stille versunken war, trat Brian ans Fenster und schaute hinaus. Er rechnete fast damit, eine Rauchsäule zu sehen, die in der Ferne aufstieg, das Anzeichen einer Explosion. Doch der Himmel war klar.
    Die Anziehungskraft des unvollendeten Bildes blieb weiterhin gewaltig. Die Erwartung einer bevorstehenden Offenbarung kehrte zurück.
    Er richtete den umgefallenen Stuhl auf, und die Spitze des Bleistifts streifte flüsternd das Papier und fügte der abstrakten Darstellung weitere Details hinzu. Auch das Geräusch setzte wieder ein, aber diesmal nicht laut. Unter Rascheln und Flattern näherte sich ihm etwas von hinten.

20
    Nachdem sie sich ausgetobt hatten, schlabberten die Hunde selig Wasser aus den großen Schalen, die vor dem Zwinger im Schatten der enormen Eiche aufgereiht standen.
    Der Befehl Hierher! ließ Fred, Ethel, Nickie und Hugo zu der Decke sausen, auf der Amy mit Renata saß.
    Die sechs Zuchttiere ließen sich in sicherer Entfernung zu ihnen auf dem Rasen nieder, so, wie sie vor dem Spiel dagelegen hatten. Anderen Hunden vertrauten sie vorbehaltlos, aber vor Menschen waren sie immer noch auf der Hut, selbst vor denen, die sie gerettet hatten.
    Nach einer Weile öffnete Renata eine Tüte mit Hundekuchen. Sie gab Ethel und Hugo einen Leckerbissen, während Amy Nickie und Fred belohnte.
    Die Aussicht auf Kekse bewirkte, dass sich die sechs Geisterhunde erhoben. Sie näherten sich zögernd, mit peitschenden Ruten.
    Amy konnte stolz auf ihre Kids sein, als sie, wenn auch ungern, von sich aus Platz machten, damit die Neuankömmlinge ihre Leckerbissen in Empfang nehmen konnten.
    Mit äußerster Behutsamkeit nahmen die Zuchttiere die Plätzchen nur mit den Lippen und der Zunge aus Amys Fingern. Sie spürte nicht den geringsten Kontakt mit einem Zahn und es versuchte auch keiner der sechs Hunde, ihr die Tüte mit den heiß geliebten Plätzchen wegzureißen.

    »Bist du jemals von einem Zuchttier aus einer Welpenfabrik gebissen worden?«, fragte Amy Renata.
    »Nie. Wenn sie hierherkommen, sind sie mit offenen Wunden bedeckt, manche halb blind wegen unbehandelter Augeninfektionen. Sie haben ihr Leben in Käfigen zugebracht, die kaum größer waren als sie selbst, sie haben nie einen Menschen kennengelernt, der kein habgieriges, hassenswertes Dreckschwein war, und nie eine sanfte Berührung oder irgendeine Form von Freundlichkeit erfahren. Eigentlich sollten sie uns anfallen und zerfleischen. Aber sie haben diese unglaublich zarten Mäuler, stimmt’s? Und so sanfte Herzen.«
    Manchmal hatte Amy schlaflose Nächte, weil sie einfach nicht aufhören konnte, an die vielen Hunde zu denken, deren Leben die Hölle war.
    Die meisten privaten Züchter hatten zehn oder zwanzig Hunde zum Züchten, aber mancher große Betrieb hielt tausend oder mehr Zuchttiere unter grausamen Bedingungen. Diese Tiere lebten nicht wirklich, sondern führten ein elendes Dasein und vegetierten in einem Zustand der Verzweiflung dahin.
    Für ihre Würfe bestand die Hoffnung auf ein echtes Leben, aber nicht für die Zuchttiere selbst. Und da die Besitzer der Welpenfabriken keinerlei Interesse daran hatten, den Rassestandard aufrechtzuerhalten und die genetischen Anlagen zu verbessern, litten viele der Welpen im späteren Leben an Krankheiten und Gelenkleiden, die ihre Lebensspanne verkürzen würden.
    Verantwortungsbewusste

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