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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Vern die Koordinaten vor.
    »Soweit ich weiß«, sagte Vern genervt, »könnte das irgendwo in Kambodscha sein.«
    »Das kann unmöglich in Kambodscha sein. Du hast nicht den leisesten Schimmer, wenn es um Breiten- und Längengrade geht. Wie kannst du dich überhaupt in diesem Job halten, wenn du nicht mal die nötigsten Grundkenntnisse mitbringst?«
    »Ich brauche mich nicht mit Breiten- und Längengraden auszukennen, um Schnüffler zu sein.«
    »Schnüffler«, sagte Onions geringschätzig. »Dann nennst du den Kühlschrank wohl auch noch Eiskasten? Ein neues Jahrhundert ist angebrochen, Vern. Heutzutage sind wir in einem paramilitärischen Beruf tätig.«

    »Wenn man private Ermittlungen durchführt, ist das kein paramilitärischer Beruf.«
    »Die Welt wird von Woche zu Woche gefährlicher. Die Leute brauchen Privatdetektive, persönliche Leibwächter, private Sicherheit, Privatpolizei, und wir sind all das. Die Polizei ist eine paramilitärische Einrichtung.«
    »Wir sind keine Polizei«, sagte Vern.
    »Du hast deine Philosophie des Berufsstandes und ich meine«, sagte Bobby Onions. »Entscheidend ist, dass ich noch an ihr dran bin und ihre exakten kartographischen Koordinaten kenne. Wenn ich einen Raketenangriff auf sie befehlen müsste, würde sie brutzeln.«
    »Einen Raketenangriff? Wir reden von einer einzigen Frau, von einer Einzelperson.«
    »Osama bin Laden ist auch eine Einzelperson. Wenn sie jemals an seine exakten Koordinaten kämen, würden sie einen Raketenangriff auf ihn befehlen.«
    »Du bist nichts weiter als ein privater Schnüffler. Du bist nicht befugt, einen Raketenangriff anzuordnen.«
    »Ich sage ja nur, wenn es so wäre, dann könnte ich es, weil ich die exakten Koordinaten habe.«
    Vern gelobte stumm, für zukünftige Jobs als Team einen anderen Schnüffler als Partner zu finden. »Wie schön für dich.«
    »Jedenfalls sitzt sie dort oben auf diesem Hügel in der prallen Sonne, nicht im Schatten des Baumes, und zeichnet sich als klare Silhouette gegen den Himmel ab. Es wäre das reinste Kinderspiel, sie mit einem anständigen Scharfschützengewehr wegzuputzen, mit einer SIG 550 zum Beispiel. «
    Vern zuckte zusammen. »Sag mir, dass du sie nicht durch das Zielfernrohr eines Gewehrs beobachtest.«
    »Nein, natürlich nicht. Ich meine ja nur.«

    »Hast du eine SIG 550?«, fragte Vern.
    »Die gehört zur unverzichtbaren Grundausstattung, Vern. Man weiß ja nie, wann man sie braucht.«
    »Wo ist dein Gewehr im Moment, Bobby?«
    »Immer mit der Ruhe. Es liegt in eine Decke gewickelt im Kofferraum meines Rovers.«
    »Wir sind keine Killer, Bobby.«
    »Das weiß ich selbst. Du kannst mir glauben, Vern. Ich weiß besser als du, was wir sind. Reg dich ab.«
    »Ihr wünscht sowieso keiner den Tod.«
    »Es gibt niemanden, dem keiner den Tod wünscht, Vern. Ich wette, hundert Leute hätten nichts dagegen, wenn du tot wärst.«
    »Und was glaubst du, wie viele nichts dagegen hätten, wenn du tot wärst, Bobby?«
    »Wahrscheinlich tausend«, sagte Bobby Onions, und in seinem Ton schien Stolz mitzuschwingen.
    »Du solltest nichts weiter tun als sie beobachten, während ich ihr Haus durchsuche, und mich warnen, wenn sie sich auf den Heimweg macht.«
    »Mehr habe ich auch gar nicht getan, Vern. Sie ist mit ihren Hunden dort oben auf dem Hügel und zeichnet sich als Silhouette gegen den Himmel ab.«
    Vern sagte: »Ich bin fertig hier. Ich gehe aus dem Haus, sowie ich aufgelegt habe. Du brauchst sie also nicht weiter zu beobachten.«
    »Es macht mir nichts aus, sie zu beobachten. Ich stelle dir ohnehin die Zeit bis nach dem Treffen mit dem Portemonnaie in Rechnung.«
    »Dem Portemonnaie? Welchem Portemonnaie?«
    »So nenne ich den Klienten. Ich nenne einen Klienten das Portemonnaie.«
    »Ich nenne ihn den Kunden.«

    »Das überrascht mich nicht, Vern. Und wie nennst du das Objekt einer Überwachung, wie zum Beispiel diese Frau?«
    »Ich nenne sie das Objekt«, sagte Vern, »die Zielscheibe, die Tussi.«
    »Das ist alles so veraltet«, sagte Bobby geringschätzig. »Heutzutage nennt man die Zielscheibe den Affen.«
    »Warum?«, fragte Vern verwundert.
    »Weil wir nicht mehr in der Steinzeit leben, Vern.«
    »Du bist vierundzwanzig. Ich bin erst neununddreißig.«
    »Das sind fünfzehn Jahre Unterschied, Vern. Heutzutage ist das eine ganze Eiszeit. Die Zeiten ändern sich schnell. Möchtest du immer noch, dass wir uns um halb drei treffen, bevor wir uns auf den Weg zum Portemonnaie machen ?«
    »Ja. Um halb

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