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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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ihre feuchten Nägel pustet. Dann fragt er: »Hast du ihr das Essen gebracht?«
    »Jetzt ist jede Nahrung an sie vergeudet.«
    »Es könnte uns noch nützlich sein, dass sie in guter Verfassung ist.«
    »Wieso?«
    »Zum Vorzeigen. Er wird sie sehen wollen.«
    »Um ihn herzulocken.«
    »Ja.«
    »Dann füttern wir sie eben.«
    Er macht Anstalten aufzustehen.
    Sie sagt: »Wenn meine Nägel trocken sind.«

    Harrow setzt sich wieder aufs Gras, um ihr beim Pusten zuzusehen.
    Nach einer Weile blickt er aufs Meer hinaus. Jetzt wird es von der Sonne derart versilbert, dass es nahezu weiß erscheint.
    Er kann weder das Schiff auf dem Weg nach Norden noch das auf dem Weg nach Süden sehen. Vielleicht sind sie im grellen Sonnenlicht verborgen.

26
    Der Land Rover fuhr los, während Amy und die Kids die Wiese genossen. Später, als sie zum Tierheim des südlichen Bezirks fuhr, um einen Termin wahrzunehmen, folgte ihr niemand mehr.
    »Was hatte das denn zu bedeuten?«, fragte sie die Hunde, aber sie hatten keine Ahnung.
    Im Tierheim schloss sie ihre Kids im Auto ein und ließ vier Fenster einen fünf Zentimeter breiten Spalt offen stehen, damit die Luft zirkulieren konnte.
    Weder Fred noch Ethel oder Nickie zeigten auch nur das geringste Verlangen, sie zu begleiten. Sie wussten, was für eine Art Ort das war. Alle drei wirkten bedrückt.
    Danielle Chiboku, ihre Buchhalterin und außerdem freiwillige Mitarbeiterin von Golden Heart, erwartete sie im trostlosen Empfangsbereich.
    »Du hast für diesen geretteten Hund letzte Nacht zweitausend hingeblättert?«, fragte Dani als Erstes.
    »Irgendwie schon, sozusagen, wenn man es so sehen will, könnte man vermutlich behaupten, ich hätte es gewissermaßen getan.«
    »Was soll ich bloß mit dir anfangen?«, fragte Dani.
    »Himmel nochmal, Mom, vermutlich wirst du mich auf eine Militärakademie schicken müssen, um mich auf die rechte Bahn zu bringen.«
    »Wenn ich deine Mutter wäre, wärst du dir über den Wert eines Dollars im Klaren.«
    »Du bist nur fünf Jahre älter als ich. Du könntest nicht
meine Mom sein. Du könntest höchstens meine Stiefmutter sein, wenn du meinen Vater geheiratet hättest.«
    »Amy …«
    »Aber da ich nicht weiß, wer mein Vater ist, kann ich dich ihm nicht vorstellen. Und überhaupt habe ich die zweitausend nicht von Golden Heart abgezweigt. Das war mein Geld.«
    »Ja, und alle Jahre wieder, wenn die Organisation nicht genug Spendengelder einnimmt, um ihre Unkosten zu decken, legst du den Differenzbetrag drauf.«
    »Ich rechne immer damit, dass Batman in seiner Identität als Bruce Wayne mir einen Scheck ausstellt, aber es kommt nie dazu.«
    »Wenn du so weitermachst, bist du in fünf Jahren pleite.«
    »Du bist meine Buchhalterin. Du hast dafür zu sorgen, dass es nicht so weit kommt. Finde eine Investition mit zweihundert Prozent Zinsen für mich.«
    »Es ist mein voller Ernst, Amy. Fünf Jahre.«
    »Fünf Jahre sind eine Ewigkeit. In fünf Jahren könnte alles Erdenkliche passieren. Die Hunde brauchen mich jetzt. Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, wie sehr du Audrey Hepburn ähnelst?«
    »Versuch jetzt bloß nicht, das Thema zu wechseln. Audrey Hepburn war nicht zur Hälfte Japanerin und zur anderen Hälfte Norwegerin.«
    »Wie haben sich deine Eltern überhaupt kennengelernt? Haben sie auf einem Walfänger gearbeitet? Walfischspeck und graue Ambra und Liebe auf den ersten Blick? Hey, hat Mookie sich schon mit Janet Brockman getroffen?«
    Mukai Chiboku – für seine Freunde Mookie – war Danis Ehemann und Anwalt von Golden Heart.
    »Er wird sie bei ihrer Scheidung kostenlos vertreten«, sagte Dani. »Der kleine Junge und das Mädchen haben ihm fast das Herz gebrochen.«

    Mookie hatte sich auf Immobilienrecht spezialisiert und seine Büros waren in einem schlichten zweistöckigen Gebäude in Corona del Mar untergebracht. Wenige Passanten wären auf die Idee gekommen, dass er sechs Klienten hatte, deren Besitz sich, zusammen genommen, auf mehr als eine Milliarde Dollar belief.
    Hunde waren in seinem Büro stets willkommen. Er selbst erschien jeden Tag mit Baiko zur Arbeit, seinem Golden Retriever, den er nach einem der großen Meister der Haiku-Dichtung benannt hatte, und er begrüßte Fred und Ethel immer mit dem Ausruf: »Ihr kleinen Goldschätzchen!«
    »Bist du dem hier gewachsen?«, fragte Amy.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Die Mitarbeiter des Tierheims kannten sie gut. Sie und Dani sahen sich mindestens einmal in der Woche in dieser

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