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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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drei.«
    »Am vereinbarten Sammelpunkt?«
    »Sammelpunkt?«
    »Am Versammlungsort, Vern, am Treffpunkt. Kapiert?«
    »Ja. am selben Sammelpunkt wie sonst. Um halb drei. He, Bobby?«
    »Ja?«
    »Wenn ein Typ ein Arschloch ist, wie nennt man ihn dann heutzutage?«
    »Soweit ich weiß, nennen sie ihn genau so.«
    »Ich vermute, Arschloch ist so ein zeitloses Wort. Dann bis um halb drei.«
    Vern beendete das Gespräch und sah sich in der fröhlichen, in Gelb und Weiß gehaltenen Küche um. Er wünschte, er könnte noch bleiben. Amy Cogland alias Amy Redwing hatte es richtig gemütlich hier.
    Nachdem er den Bungalow hinter sich verschlossen hatte, ging Vern zu seiner Rostlaube zurück. Er trug den weißen
Müllbeutel mit den Gegenständen bei sich, die er während der Durchsuchung konfisziert hatte. Er fühlte sich alt, plump und unförmig und ihm war melancholisch zumute.
    Als er aus der Wohngegend hinausfuhr, dachte er an Von Longwood und den fliegenden Sportwagen in Second Life und seine Stimmung begann sich zu bessern.

25
    Ein halbes Dutzend Möwen fallen vom Himmel herab, lassen sich kreischend auf ihren Schlafplätzen auf den höheren Ästen der Montezuma-Kiefer nieder, verstummen im selben Moment, scheinen gleichzeitig eine Gefahr wahrzunehmen und schwingen sich unter heftigem Flügelschlagen wie ein einziger Vogel wieder in die Luft.
    Ein fünfundzwanzig Zentimeter langer Kiefernzapfen ist entweder von den Möwen gelockert worden oder er hat sich rein zufällig in dem Moment gelöst; jedenfalls fällt er klappernd durch das Geäst und landet neben Moongirl auf der Decke.
    Sie reagiert nicht auf die plötzlichen schrillen Schreie der Möwen und auch nicht auf das enorme Getöse ihrer Flügel oder den schweren Zapfen, der neben ihr landet. Mit dem Pinsel trägt sie geschickt purpurroten Lack auf einen Fußnagel auf.
    Nach einer Weile sagt sie: »Ich hasse die Möwen.«
    »Wir gehen bald in die Wüste«, verspricht ihr Harrow.
    »An einen sehr heißen Ort.«
    »Palm Desert oder Rancho Mirage.«
    »An dem sich keine Wellen brechen.«
    »Und es keine Möwen gibt«, sagt er.
    »Nur heiße, stumme Sonne.«
    »Und nachts mondbeschienenen Sand«, sagt er.
    »Ich hoffe, der Himmel ist weiß.«
    »Du meinst den Wüstenhimmel.«

    »Manchmal ist er beinah weiß.«
    »Das klingt mehr nach August.«
    »Knochenweiß um die Sonne herum. Ich habe es schon gesehen.«
    »In Höhenlagen wie Santa Fe.«
    »Knochenweiß.«
    »Wenn du es so haben willst, dann wird es so sein.«
    »Wir ziehen von Feuer zu Feuer.«
    Er versteht nicht, was sie damit sagen will, und daher wartet er erst einmal ab.
    Sie hat ihren letzten Fußnagel lackiert, steckt den Pinsel in das Fläschchen mit dem Nagellack und schraubt es zu.
    Sie wirft den Kopf zurück, damit ihr das lange Haar hinter die Schultern fällt, und ihre nackten Brüste wiegen sich.
    Weit draußen auf dem schuppigen Meer fährt ein Schiff nach Norden. Ein anderes segelt Richtung Süden.
    Wenn ein Umriss hinter dem anderen vorbeizieht, könnte es vielleicht sein, dass die Schiffe einander aufheben und ihre Existenz gegenseitig auslöschen.
    Das ist kein Gedanke, den er gehabt hätte, bevor er sich mit Moongirl eingelassen hat.
    Irgendwann sinken alle Schiffe oder sie werden zerlegt, ausgeschlachtet und verschrottet. Mit der Zeit wird alles, das einmal etwas war, zu nichts. Das Dasein dient keinem höheren Zweck als seiner Beendigung.
    Weshalb also sollte die Existenz von irgendwas – sei es ein Schiff oder ein Mensch – nicht von einem Moment auf den anderen ein Ende finden, ohne jede Ursache, ohne jeden Grund?
    »Wir werden sie alle verbrennen«, sagt sie.
    »Wenn es das ist, was du willst.«

    »Morgen Nacht.«
    »Wenn sie bis dahin hier angekommen sind.«
    »Sie werden hier sein. Sie bis auf die Knochen verbrennen. «
    »In Ordnung.«
    »Sie anzünden und dann in die Wüste gehen. Von Feuer zu Feuer ziehen.«
    Harrow sagt: »Wenn du sagst, sie alle verbrennen …«
    »Ja. Sie auch.«
    »Ich dachte mir, es könnte an der Zeit sein.«
    »Es ist schon zehn Jahre überfällig.«
    Er sagt: »Wenn sie verbrannt sind …«
    Moongirl sieht ihm in die Augen.
    »… wer geht dann von hier fort und wie?«, beendet er seinen Satz.
    »Ich«, sagt sie. »Und du. Gemeinsam.«
    Er glaubt, dass es ihr Ernst ist. Dennoch wird er auf der Hut sein.
    »Ein weißer Himmel, der schwer auf flachem, weißem Sand lastet«, sagt sie. »Diese ungeheure Hitze.«
    Er beobachtet sie eine Zeit lang, während sie auf

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