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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Bett. Du siehst aus, als hättest du in einem Orkan geschlafen. «
    »Ich habe gezeichnet. Endlose Stunden gezeichnet. Ich war erschöpft. Habe mich hingelegt. Bin eingeschlafen. Hatte einen Traum.«
    In der Küche fasste er sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. »Du kennst mich. Du weißt, wer ich bin.«
    »Du bist Brian McCarthy. Du bist Architekt.«
    »Genau.«
    »Ist das ein Test, um zu sehen, ob ich Alzheimer habe?«

    »Also gut. Hör zu. Bin ich praktisch veranlagt? Bin ich sachlich? Bin ich vernünftig? Bin ich leichtgläubig und naiv?«
    »Ja. Ja. Ja. Nein.«
    »Bin ich gescheit? Bin ich ein kluger Kerl?«
    »Gescheit. Klug. Kerl. Du liegst gleich dreimal richtig.«
    »Ich bin nüchtern, richtig? Ich bin rational, richtig? Ich bin nicht anfällig für kruden Aberglauben, oder?«
    »Richtig. Richtig. Nein.«
    »Ich glaube nicht an Geschichten wie Antoine.«
    Sichtlich verwirrt fragte sie: »Welcher Antoine?«
    »Antoine«, sagte er ungeduldig, »Antoine, der blinde fahrende Hund auf den Philippinen.«
    »Antoine ist nicht blind.«
    »Du hast gesagt, er sei blind.«
    » Marco ist blind, nicht der Hund.«
    »Wie dem auch sei. Das spielt sowieso keine Rolle.«
    »Für Antoine und Marco spielt es sehr wohl eine Rolle.«
    »Es geht darum, dass ich ein Skeptiker bin.«
    »Marco fährt. Antoine erteilt ihm Anweisungen.«
    »Siehst du? Das ist bekloppt. Hunde können nicht sprechen. «
    »Das funktioniert auf übersinnliche Weise.«
    Er holte tief Luft. »Bist du immer so? Zu allen?«
    »Wie denn?«
    »So, dass es einen verrückt macht?«
    »Nicht zu allen. In erster Linie zu dir.«
    Er zog die Stirn in Falten. »Hast du mir gerade etwas Wichtiges mitgeteilt?«
    »Was glaubst du?«
    »Ich glaube ja. Was war es?«
    »Dass du ein gescheiter, kluger, nüchterner, rationaler, vernünftiger und irgendwie goldiger Architekt bist. Du wirst schon von selbst darauf kommen.«

    In seinem Kopf drehte sich alles viel zu schnell, um einen Sinn aus ihren Worten herauszuquetschen. Daher küsste er sie einfach.
    »Hier passiert zu viel auf einmal«, sagte er. »Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren. Komm her. Sieh dir das an.«
    Er führte sie an den Küchentisch, auf dem alle seine Zeichnungen gestapelt waren, in der Reihenfolge, in der er sie angefertigt hatte.
    Sie betrachtete lächelnd das oberste Bild und sagte: »Das ist Nickie.«
    »Das siehst du?«
    »Ist es nicht Nickie? Es sieht ganz nach ihr aus.«
    »Aber ist das alles , was du siehst?«
    »Was sollte ich sonst noch sehen? Was erwartest du von mir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich bin keine Kunstkritikerin, Liebling.«
    »Mit ihren Augen hat es etwas auf sich.«
    »Was genau meinst du?«
    »Etwas …«
    Als Brian die oberste Zeichnung zur Seite legte und die zweite darunter zum Vorschein kam, sagte Amy: »Eine Nahaufnahme. «
    »Näher und immer näher.« Er blätterte den Stapel durch.
    »Wann hast du diese Zeichnungen angefertigt?«
    »Nachdem du mich hier abgesetzt hast.«
    »In der kurzen Zeit hast du das alles gezeichnet? Ist das überhaupt möglich?«
    »Nein. Es ist ganz ausgeschlossen.«
    Sie blickte von den Zeichnungen auf.
    »Es ist nicht möglich«, sagte er. »Nicht so viele Zeichnungen, die derart detailliert sind, in so wenigen Stunden.«

    »Was willst du damit sagen?«
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, was ich damit sagen will.«
    Außerordentliche Dinge waren vorgefallen und geschahen weiterhin, aber ihm fehlte der Bezugsrahmen, um angemessen zu artikulieren, was er erlebt hatte oder wie ihm zumute war. Bis jetzt hatte er ein ganz normales Leben geführt und war bestrebt gewesen, mit den Prinzipien der Architektur dem Chaos eine gewisse Ordnung aufzuzwingen. Jetzt war das Chaos über ihn hereingebrochen, und obwohl er ahnte, dass diesem Chaos eine neue Ordnung zugrunde lag, konnte er den momentanen Tumult nicht tief genug durchdringen, um zu der tieferen Bedeutung vorzustoßen.
    Er warf einen Blick auf die Uhr, auf die Zeichnungen, wieder auf die Uhr, auf Amy und sagte: »Ich habe so ein Gefühl, als sei etwas in mich hineingeschlüpft.«
    »In dich hinein? Und was für ein Etwas?«
    »Und hätte mich aus der Zeit herausgeholt. Ich weiß nicht mal, was ich damit meine. Ich war hier in der Küche. Aber ich war nicht ich. Ich habe gezeichnet, aber derjenige, der gezeichnet hat, war nicht wirklich ich. Ich habe etwas in Nickies Augen gesehen, und mein Besucher, was auch immer in mich hineingeschlüpft ist, hat versucht,

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