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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Orte bedenkt, an denen Harrow hätte sein können, wenn er eine andere Wahl getroffen hätte, kann er sich glücklich schätzen, dass er hier ist, jetzt, und dass er das erleben darf. Früher hatte er geglaubt, nur Geld zähle. Aber inzwischen hat er herausgefunden, dass Geld nur deshalb zählt, weil man sich damit Macht erkaufen kann, und Macht zählt nur, wenn sie mit Fantasie und ohne Gewissen ausgeübt wird.
    Moongirl versteht sich besser als jeder andere Mensch, dem er jemals begegnet ist, auf Macht, auf deren Möglichkeiten,
auf deren Schönheit und auf die Kunst, mit der sie angewandt werden muss, um die befriedigendsten Ergebnisse zu erzielen.
    Sie sagt: »Das ist ein wirklich guter Kartoffelsalat, Piggy.«
    Da die Welt sich dreht und verändert, hätte der Sonnenstrahl, der den Fensterladen wie eine Klinge durchsticht, mittlerweile weiterziehen und nicht mehr auf die geschliffene Glasvase fallen sollen, doch er erzeugt immer noch ein Muster aus leuchtend roten Dornen innerhalb der Facetten.
    »Piggy?«
    Zum ersten Mal fällt Harrow auf, dass die Prismen in der Vase die blauen und gelben Wellenlängen aus dem Sonnenschein herausfiltern und sie an die Decke werfen. Über dem Mädchen schimmert ein Nordlicht mit großer Leuchtkraft auf dem Verputz.
    Moongirl starrt ihre Tochter mit barbarischer Intensität an. Die Adern auf ihren Schläfen sind geschwollen.
    Morgen Nacht das Feuer, aber jetzt das Feuerwerk.

31
    Als er den Mann aus der Wellblechhütte treten sah, eine winzige Gestalt in einer Entfernung von einer knappen Viertelmeile, nahm Bobby Onions das Gas weg und ließ den Wagen im Leerlauf rollen.
    »Wer ist der Typ?«, fragte er.
    Vern sagte: »Er nennt sich Eliot Rosewater.«
    »Du glaubst nicht, dass er so heißt?«
    »Nein.«
    »Was steht auf dem Scheck?«
    »Er zahlt bar.«
    Langsam holperte der Land Rover über eine Reihe von Schlaglöchern.
    Als Bobby in den Rückspiegel schaute, wusste Vern, was er sehen würde. Sie hatten kaum mehr als eine Viertelmeile zurückgelegt, seit sie von der Landstraße abgebogen waren, doch es sah aus, als sei sie schon weit weg.
    Direkt vor ihnen begann die Prärie, die so flach wie ein Brett war, zu einem Vorgebirge anzusteigen, das sich nicht weit hinter den Gebäuden erhob. Nach Osten hin verschwand die Landschaft allmählich in einem Staubschleier, und im Westen verschmolz sie in weiter Ferne mit der untergehenden Sonne.
    Bobby fragte: »Warum muss das Treffen ausgerechnet an einem so gottverlassenen Ort stattfinden?«
    »Die Wüste besitzt ihre eigene karge Schönheit«, sagte Vern.
    »Was soll das denn – spielst du jetzt den Zuhälter für die Handelskammer von Mojave?«

    »Mach schon, Bobby, fahr schneller. Er wartet auf uns.«
    Die Gegend war so farblos wie Beton und der größte Teil der Vegetation, die von der Sonne ausgedörrt war, wirkte grau und stachelig; die einzige Ausnahme bildeten die Schwaden violetter Blüten des ansonsten graufilzigen Salbeis, der ums Überleben rang.
    »Zu einsam«, sagte Bobby.
    »Kannst du dich vielleicht mal wieder beruhigen? Er will es nicht riskieren, mit mir gesehen zu werden. Ich habe heute in seinem Auftrag mehrere Straftaten begangen – erinnerst du dich noch? Und da ich ungern meine Zulassung verlieren würde, kann mir Diskretion nur recht sein.«
    In diesen letzten Stunden des Tages knallte das Wüstenlicht so brutal durch die versengte Luft hinunter wie um die Mittagszeit. Die knorrigen und verkümmerten Süßhülsenbäume ähnelten gusseisernen Skulpturen und die Ränder des Wellblechs, aus dem die Baracken bestanden, waren scharf genug, um dem Himmel Schnittwunden zuzufügen.
    »Außerdem«, sagte Vern, »ist es doch verständlich, dass er sein Flugzeug nicht unbewacht hier draußen stehen lässt, damit wir uns alle in einem gemütlichen Doughnutshop treffen können. Ich hatte schon mal mit ihm zu tun. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.«
    »Wann war das?«
    »Vor acht Monaten. Ich habe in seinem Auftrag das Haus dieses Architekten durchsucht.«
    »Welches Architekten?«
    »Das ist schon mehr, als du zu wissen brauchst.«
    »Und damals war der Sammelpunkt hier?«
    »Wir haben uns hier getroffen, ja.«
    »Für den Auftrag hast du mich nicht genommen. Wen hast du dir dann geholt?«

    Vern seufzte. »Wenn du es unbedingt wissen musst, es war Dirk Cutter.«
    »Um Himmels willen, Vern, der Kerl ist hirntot. Du würdest eher Dirk Cutter nehmen, als mich anzurufen?«
    »Wenigstens ist das sein richtiger Name

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