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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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nachdenken.
    Der Gestank wurde schlimmer. Worin sich die Babys auch gesuhlt haben mochten, es musste sich irgendwo direkt vor ihr befinden. Heather atmete durch den Mund und weigerte sich, innezuhalten. Ihr gesamter Körper zitterte und mittlerweile drangen auch die Schmerzen zu ihr durch. Sie verdrängte sie und biss die Zähne zusammen.
    Ihre Verfolger waren still geworden, trotzdem konnte Heather noch hören, wie sie beharrlich ihrer Beute nachjagten. Sie krochen und schlängelten sich, ohne ein Wort von sich zu geben. Nur noch Fingernägel und Klauen auf Stein ließen sich vernehmen. Heather spürte eine Brise im Gesicht und als sie die Tunnelwände abklopfte, hatte sie das Gefühl, dass sie sich langsam weiteten. Heather versuchte, aufzustehen. Zwar gelang es ihr nicht, sich zu voller Größe aufzurichten, aber immerhin brachte sie es in eine geduckte Haltung. Ihre Schultern und ihr Rücken streiften die Decke. Sie duckte sich etwas tiefer und eilte voran, bis der Tunnel noch höher zu werden schien. Dann richtete sie sich ganz auf und streckte sich.
    Heather hielt inne. Der Gestank wurde immer heftiger. Die Verfolgungsgeräusche konnte sie nicht mehr hören, dennoch hegte sie keinen Zweifel daran, dass Scug und seine Brut nach wie vor verstohlen durch die Finsternis krochen, um sich an sie anzuschleichen und sie zu überraschen. Ihre einzige Chance bestand darin, weiterzugehen. Dennoch zögerte sie, weil sie sich vor dem fürchtete, was vor ihr lag. Sicher, sie hatte auf einen Ausweg gehofft, allerdings auf keinen, der noch tiefer in die Dunkelheit führte. Was, wenn die Schwärze so dicht und vollkommen wurde, dass sie Heather verschlang? Was, wenn sie einfach zu existieren aufhörte?
    Ich schnappe über. Die Dunkelheit ist kein Lebewesen. Bleib in Bewegung, Heather. Das bist du Javier und den anderen schuldig. Mach schon, verdammt! Geh einfach!
    Mit schlurfenden Schritten setzte sie sich in Bewegung. Ihr Körper schmerzte bei jedem widerwilligen Schritt. Ihr Fuß landete auf etwas Schwammigem. Stirnrunzelnd kniete sich Heather auf den Höhlenboden und tastete vorsichtig umher. Das Material fühlte sich wie eine Mischung aus Zeitungspapierstreifen, Stofffetzen und Glasfaserisolierung an. Als kleines Kind hatte Heather zwei Hamster namens Dumm und Dümmer besessen. Die Streu am Boden des Käfigs hatte aus Zeitungspapier und Sägespänen bestanden. Das Zeug hier erinnerte sie daran.
    Der Gestank war stärker denn je, der Luftzug ebenfalls. Beides spülte über sie hinweg und schien an ihrem Körper zu kleben. Heather hustete, konnte den Drang nicht länger unterdrücken. Sie erstarrte und lauschte auf ein Anzeichen darauf, dass sie ihre Position verraten hatte, doch im Tunnel hinter ihr blieb alles ruhig. Sie begann, sich zu fragen, ob sie sich womöglich irrte. Hatten Scug und die anderen doch aufgegeben? Oder warteten sie einfach ab? Gut denkbar, dass sie sich in einer Sackgasse befand und ihre Gegner wussten, dass sie früher oder später zurückkommen musste.
    Sie hustete erneut und würgte. Ihr kam der Gedanke, dass der widerliche Geruch unter Umständen nachließ, wenn sie sich näher zum Boden bewegte. Schlugen Feuerwehrleute nicht immer vor, dass man sich bei einem Brand so verhalten sollte? Wenn man sich auf den Boden legte, konnte einem der Rauch nichts anhaben, weil er nach oben stieg. Vielleicht würde es in ihrer Situation genauso funktionieren. Alles fand sie besser, als hier zu warten und weiter den Gestank einzuatmen. Sie konnte ihn sogar am Gaumen schmecken – ölig und sauer.
    Heather kauerte sich hin und kroch vorwärts. Das Material auf dem Boden raschelte unter ihr, doch sie eilte weiter, weil sie fand, dass sie es sich jetzt nicht noch einmal anders überlegen konnte. Ihre Augen tränten und brannten, ihre Kehle fühlte sich nach wie vor belegt an, aber auf Bodenhöhe schien der Gestank erträglicher zu sein. Heather wusste nicht, ob sie es sich nur einbildete.
    Dann landete ihre Hand auf etwas Hartem, Zylindrischem. Kaltes Metall. Eine Taschenlampe!
    Oh bitte, lass Batterien drin sein. Oh bitte, bitte, bitte, bitte ...
    Heather überlegte hin und her, ob sie es auf den Versuch ankommen lassen sollte. Falls ihre Verfolger noch da waren, führte die Taschenlampe sie zweifellos geradewegs zu ihr. Andererseits ließe sich ihre Flucht erheblich beschleunigen, wenn sie etwas sehen könnte.
    Falls das Teil überhaupt funktioniert. Was ich nur herausfinden kann, indem ich es ausprobiere.
    Sie

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