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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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seinem Gesicht und sah, wie er sich über die Lippen leckte, während er sie musterte.
    »Es ist mehr als ein Anzug«, flüsterte er. »Das bin ich. Es ist meine Haut. Meine zweite Haut.«
    »Scug«, sagte Heather, als ihr der Name von ihrem früheren Zusammentreffen wieder einfiel.
    »Ja«, bestätigte der Mörder. »So heiße ich. Nutz den Namen nicht ab.«
    Er lachte, und Heather verlagerte das Gewicht auf ihr unverletztes Bein. Sofort begannen die anderen Mutanten, zu knurren. Sie erstarrte.
    »Du wirst eine prima Ergänzung für meine Garderobe abgeben«, meinte Scug. »Aber genug um den heißen Brei geredet. Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Bringen wir es hinter uns. Ich habe heute Nacht noch viel zu tun, und du und deine Freunde, ihr habt meinen Zeitplan bereits ziemlich durcheinandergebracht.«
    Der Tonfall klang nüchtern, die raue Stimme beinahe gelangweilt. Sein Blick zuckte zum Tischbein in ihrer Hand und er lachte. Dann schlug er mit einer schnellen Bewegung mit dem Gürtel nach ihr. Er peitschte in ihre Richtung. Heather spürte den Luftzug, als er nur knapp ihre Wange verfehlte. Es gelang ihr, auszuweichen, indem sie zur Seite zuckte, allerdings stolperte sie dabei und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel auf die Knie und verkrampfte sich vor Schmerzen, als sich die Unebenheiten des Steinbodens in ihre Haut bohrten. Immer noch gackernd vor Gelächter sprang Scug auf sie zu. Ohne nachzudenken, streckte Heather eine Hand aus, packte eines der kleineren Babys am Arm und mühte sich auf die Beine. Sie schwang das schreiende Baby und traf Scug mit dem fuchtelnden Kleinkind seitlich am Kopf. Sowohl das Baby als auch der Erwachsene stürzten zu Boden. Scug rührte sich. Das Baby nicht.
    Heather rannte auf den Ausgang zu. Mit zusammengebissenen Zähnen ignorierte sie die Schmerzen, die durch ihren Knöchel zuckten.
    Hinter ihr rasteten Scug und die anderen Mutanten vollkommen aus. Sie kreischten vor Wut, brüllten, schlugen wild um sich, rammten Fäuste, Flossen und Stumpen gegen die Wände der Grotte und wankten in blinder Raserei umher.
    »Dafür wirst du bezahlen«, schrie Scug. »Oh, was wirst du dafür leiden!«
    Eine der Kreaturen glitschte vor Heather und versperrte ihr den Fluchtweg. Sie besaß hässliche knochige Flossen statt Beine und die Arme glichen eher Tentakeln als nützlichen Greifwerkzeugen. Heather wirbelte herum und suchte nach einer Ausweichmöglichkeit. Mit einem Wutschrei warf Scug die Taschenlampe nach ihr.
    Das Gehäuse prallte gegen die Wand. Jäh kehrte wieder Finsternis ein. Als die Schwärze Einzug hielt, hatte sich Heather gerade der Felsspalte zugewandt. Sie schluckte schwer, rannte geradeaus los und stürmte mit nach vorne ausgestreckten Armen blindlings voran.
    »Du Dreckstück!«, gellte Scug. »Du verficktes kleines Dreckstück! Ich werd dich mit dem Messer ficken. Ich zieh dir die Eingeweide aus dem Leib und steck meinen Schwanz rein. Ich kratz dir die Augäpfel raus und fick die Höhlen!«
    Heathers nackter Fuß landete auf einem der Babys. Sie rutschte aus, doch es gelang ihr, das Gleichgewicht zu halten. Etwas Warmes und Nasses schmatzte zwischen ihren Zehen. Das Kleinkind heulte und wand sich unter ihrem Fuß. Heather stieg darüber hinweg und humpelte weiter.
    »Hör auf damit!«, brüllte Scug. »Lass sie zufrieden! Ich schwöre bei Ob, wenn ich dich in die Hände kriege, übergebe ich dich Noigel und lass ihn tun, was er am besten kann.«
    Heather wusste weder, wer Ob war, noch was Noigels Spezialität sein mochte, und es interessierte sie auch nicht. Sie hatte nicht vor, lang genug zu bleiben, um es herauszufinden. Ihre Finger streiften die Wand. Sie tastete umher, fand die Felsspalte und hechtete hinein. Hinter ihr schwoll der Lärm blanker Wut ohrenbetäubend an. Heather erklomm kriechend den Anstieg und achtete nicht auf die scharfkantigen Steine unter Händen und Füßen. Den Kopf hielt sie geduckt, um ihn sich nicht erneut an der niedrigen Decke anzuschlagen. Als sich ihr Knie auf eine Glasscherbe der Laterne senkte, zuckte sie kaum zusammen. Nackte Panik und Adrenalin trieben sie weiter.
    Sie schätzte, dass sie die Stelle erreicht hatte, an der sie ursprünglich auf die Meute der Babys gestoßen war, bevor sie innegehalten und auf Verfolger gelauscht hatte. Auch jetzt folgten sie ihr. Dem Klang nach hatte Scug die Führung übernommen. Heather eilte weiter, krabbelte durch die Finsternis, ohne zu wissen, was sich vor ihr befand. Sie wollte gar nicht darüber

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