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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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hell, dass sie jetzt das Innere der Kammer wieder erkennen konnte.
    Prima, dachte sie. Nun kann ich sie wenigstens deutlich sehen, bevor sie mich zerfleischen .
    Die aus der Felsspalte dringenden Geräusche wurden lauter. Rasch schlich Heather hinüber und spähte hinein. Als die Missgeburten sie entdeckten, kreischten sie aufgeregt und begannen, schneller zu kriechen. Heather wich zurück in die Kammer. Mittlerweile kam ihr das Licht noch näher und heller vor.
    Sie saß in der Falle.
    Panisch sah sie sich im Raum um, hielt nach irgendetwas Nützlichem Ausschau. Beim verzweifelten Versuch, eine weitere Waffe zu finden, fegte sie die restlichen Zettel weg und kippte den Tisch um. Es musste doch etwas geben, um sich zu verteidigen – und sei es nur die zum vorhin entdeckten Buttermesser passende Gabel.
    Dann platschte das erste der Babymonster mit einem feuchten Schmatzlaut in die Kammer. Sogar im Halbdunkel konnte Heather erkennen, wie sich die riesigen Pupillen der wässrigen Augen sofort auf sie richteten. Die Kreatur besaß keine Beine – nur zwei kurze stummelige Arme. Erstaunlicherweise konnte das Wesen auf den Händen das Gleichgewicht halten und watschelte auf sie zu, miaute dabei wie eine Katze. Heather schnappte sich eine der alten Decken und warf sie über das Geschöpf, dessen Schreie anschwollen, als es darunter zappelte und fuchtelte. Heather holte mit dem nackten Fuß aus und trat zu. Die Kreatur fühlte sich unter ihren Zehen weich und nachgiebig an. Sie hob das Bein an und stampfte mit der Ferse auf die Missgeburt. Das Baby kreischte. Immer wieder trampelte Heather darauf ein und spürte, wie unter ihrem Gewicht winzige Knochen brachen. Kurz zappelte und zuckte das Wesen noch, dann lag es still.
    Offenbar als Reaktion auf die Schreie hörte sie Schritte aus Richtung der Lichtquelle. In der Kammer wurde es immer heller. Weitere Geschwister der Kreatur plumpsten aus der Felsspalte. Nacheinander strömten sie herein, allesamt missgebildet. Die meisten hätten an sich nicht überlebensfähig sein dürfen, und doch lebten sie. Einigen der Ungeheuer fehlten Gliedmaßen, andere wirkten dermaßen entstellt und unvollständig, dass Heather sich nicht vorstellen konnte, wie sie funktionierten. Ihre Gesichter schienen einem Albtraum entsprungen zu sein. Manchen fehlten Augen, andere besaßen zu viele. Wieder andere hatten nur ein klaffendes Loch statt einer Nase und faulige Öffnungen statt eines Munds. Jede der Kreaturen strotzte vor Dreck. Ein widerwärtiger Matsch verkrustete sie wie Schweine, die sich in Schlamm und Scheiße gewälzt hatten. Unglaublicherweise wucherten in den Körperöffnungen und -ritzen einiger Gestalten Schimmelkulturen und winzige, fahle Pilze.
    Als ob sie einem stummen Befehl gehorchten, schwärmten die Mutantenbabys aus und bemühten sich, Heather zu umzingeln. Völlig verängstigt und angewidert packte sie den halb verrotteten Tisch und schleuderte ihn auf die Kreaturen. Das Möbelstück zerbarst, als es in eine dicht gepackte Gruppe der Missgeburten einschlug. Holzsplitter und Blut spritzten. Die Babys kreischten. Das Licht aus dem Tunnel wurde noch heller, die Schritte beschleunigten sich und klangen mittlerweile nach rennenden Füßen.
    »Gottverdammt! Lass die Kleinen in Ruhe, du Miststück!«
    Heather erkannte die Stimme auf Anhieb. Es war dieselbe, mit der sie sich bereits zuvor in der Finsternis konfrontiert gesehen hatte. Sie gehörte zu dem Mutanten, der damit geprahlt hatte, Javier Bretts Gürtel abgenommen zu haben. Wie zur Bestätigung ihrer Vermutung hörte sie, wie der Gürtel schnalzte, als das Licht näher kam.
    Sie musste schnell handeln. Wenn sie noch länger zögerte, saß sie endgültig in dieser Grotte fest. Das wollte Heather unbedingt vermeiden. Wenn sie in dieser Nacht schon sterben musste, dann nicht durch diese abscheulichen, infantilen Kreaturen. Lieber rammte sie den eigenen Kopf gegen die Höhlenwände, bis sie das Bewusstsein verlor. Sie musste einen Ausweg finden. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, umzukehren und zurück nach oben ins Gebäude zu gehen, entschied sich jedoch dagegen. Das Haus stellte das Jagdrevier dieser Kreaturen dar – oder genauer gesagt: das der Erwachsenen. Selbst, wenn sich im Augenblick niemand dort aufhielt, ließ sich nicht sagen, wie viele weitere Fallen dort lauerten. Zudem gab es keine Garantie dafür, dass es ihr gelang, einen unversperrten Ausgang zu finden. Nein, ihre beste Chance bestand darin, sich

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