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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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nicht mehr. Im Keller herrschte nicht bloß Dunkelheit wie im restlichen Haus, sondern pechschwarze Finsternis. Vermutlich konnten nicht einmal ihre Mobiltelefone sie durchdringen. Er schnupperte die Luft und versuchte, den abstoßenden Gestank einzuordnen, der mit dem leichten Luftzug heraufwehte. Es handelte sich nicht um Fäulnis, Verwesung oder Abwasser, aber um etwas Ähnliches. Um eine Kombination von allem? Schließlich gab er den anderen mit der linken Hand ein Zeichen, setzte sich die Stufen hinab in Bewegung und mahnte seine Freunde mit einem Blick zum Schweigen.
    Wie aus Hohn hörten sie ferne, polternde Schritte – unverkennbar Noigels Gangart. Zuerst dachte Javier, der Hüne müsse sich unter ihnen befinden und steige die Treppe zu ihnen herauf, dann jedoch erkannte er, dass die Schritte in Wirklichkeit aus dem Gang auf der anderen Seite der Küchentür kamen.
    »Beeilt euch«, flüsterte er und lief die Stufen schneller hinunter.
    Er hörte, wie Kerri hinter ihnen die Tür schloss, und im Treppenhaus wurde es noch schwärzer. Brett oder Heather – er vermochte nicht zu sagen, wer – stolperte hinter ihm. Javier lauschte mit schief gelegtem Kopf. Er hörte die Schritte nicht mehr, vermochte jedoch nicht zu sagen, ob es daran lag, dass sich die Tür geschlossen hatte oder ob Noigel stehen geblieben war. Javier hielt mit einer Hand den Gürtel fest, die andere ließ er die Wand entlangstreichen, als er den Weg durch das finstere Treppenhaus fortsetzte. Er bewegte sich dabei so vorsichtig wie möglich, ohne es an Geschwindigkeit mangeln zu lassen. Die anderen tasteten sich hinter ihm her. Er hielt den Atem an, überzeugt davon, dass Noigel sie hören und die Verfolgung aufnehmen würde. Die Treppe war alt und schmal, und die Hälfte der Stufen schienen durchzuhängen, als stünden sie kurz davor, einzustürzen. Dennoch ging er weiter, ohne zu zögern. Erst, als sie am Fuß angelangt waren, gestattete Javier es sich, durchzuatmen.
    »Alle dicht zusammenbleiben«, flüsterte er so leise, dass er nicht sicher sein konnte, ob sie ihn gehört hatten, bis er spürte, wie ihn ihre ausgestreckten Hände berührten.
    »Sind alle hier?«, fragte Kerri.
    »Ich schon«, meldete sich Heather. »Brett?«
    »Ja, ich bin hier.«
    Javier runzelte die Stirn. In Bretts Stimme schwang etwas mit – natürlich Schmerzen, doch daneben auch etwas anderes. »Kommst du klar?«
    »Nein.« Brett seufzte. »Meine Hand fängt an, höllisch wehzutun. Ich meine, noch schlimmer als vorher – und das war schon heftig.«
    »Halt noch ein bisschen länger durch.«
    »Ich höre ihn da oben nicht mehr«, sagte Kerri. »Meint ihr, er ist stehen geblieben?«
    »Kann sein«, räumte Javier ein. »Wer weiß schon, was dieser irre Scheißkerl treibt? Oder er sucht uns jetzt irgendwo anders als in der Küche. Bringen wir besser so viel Abstand wie möglich zwischen ihn und uns, bevor er zurückkommt.«
    Javier fasste in die Hosentasche, um sein Handy herauszuholen, dann fiel ihm ein, dass er es in der Grube verloren hatte. Er bat Brett, ihm seins zu geben. Brett tastete in der Dunkelheit umher und reichte es an ihn weiter. Javier klappte es auf und benutzte das schwache Licht, um sich umzusehen. Er schöpfte Hoffnung, als er eine staubige, von Spinnweben verhangene, antike Öllampe erblickte, die von einem rostigen Nagel in einem der hölzernen Stützbalken des Kellers baumelte.
    Seine Begeisterung verflog rasch, als er feststellte, dass sie hier weder einen Docht noch Öl finden würden. Stattdessen präsentierte sich das unterirdische Gewölbe so leer wie die meisten Räume oben, abgesehen von einem Stapel verrottender Jutesäcke, einem Haufen zerbrochener Ziegel, einigen Glasflaschen und ein paar schimmelnden Kartons. In die schattigen Winkel drang der Schimmer des Handys zwar nicht vor, doch Javier ahnte, dass sie ebenfalls kahl sein würden. Er fragte sich, wie Spinnen und andere Insekten an einem derart trostlosen Ort überlebten. Ein Beweis dafür, dass Lebewesen praktisch überall existieren konnten, sogar in einer so erbärmlichen Umgebung wie dieser.
    »Wie sollen wir uns bloß hier unten zurechtfinden?« In Heathers Stimme schwang ein Anflug von Verzweiflung mit. »Ich kann einen Scheißdreck sehen. Hier ist es noch schlimmer als oben.«
    Javier zuckte mit den Schultern, obwohl er wusste, dass sie die Geste nicht mitbekam. »Finden wir einfach einen Weg nach draußen, okay? Und zwar, bevor wieder etwas passieren kann.«
    Kerri gab ein

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