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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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hättet ihr zurückbleiben und dabei helfen sollen, Menschenpudding zu machen oder die Feuer zu schüren. Ich wusste ja, dass ihr zwei noch nicht alt genug zum Jagen seid. Geht zurück. Noigel und die anderen erledigen das.«
    Weiteres Geschnatter. Diesmal klangen die Stimmen geknickt.
    »Ist mir egal. Ihr könnt nicht jagen, wenn ihr nur rumsteht und gegenseitig an euren Pimmeln rumspielt, bis die Milch rauskommt. Geht jetzt. Sagt Curd, dass ich euch zurückgeschickt habe, damit ihr ihm helft. Er hat gerade einen frisch Gehäuteten aufgehängt. Ich möchte, dass ihr euch alle Knochen schnappt, sie aufbrecht und das Mark herausholt. Und vergesst nicht die Augäpfel und die Darmschlingen. Wir machen daraus einen feinen Pudding.«
    Eine weitere unverständliche Erwiderung.
    »Seid nicht albern. Wenn ein Mann tot ist, kann man ihn nicht mehr melken. Und jetzt los.«
    Javier hörte, wie sie davontrippelten. Kurz darauf verhallten auch die Schritte des Neuankömmlings. Javier wartete noch zehn Minuten, bis er absolut überzeugt davon war, wieder allein zu sein. Dann konnte er es nicht länger unterdrücken, zog den Reißverschluss auf und pinkelte. Am liebsten hätte er vor Erleichterung gestöhnt, doch stattdessen hielt er den Atem an. Das Gefühl ließ ihn wohlig zusammenzucken. Einige Tropfen des heißen dicken Strahls spritzten auf seine Beine zurück. Er zwang sich, nicht zu würgen, als die Pisse seine Schuhe und seine Hosenbeine benetzte. Dann verdampfte seine Angst, und der Zorn kehrte zurück – eine intensive, hartnäckige Wut, die sich in seinem Hinterkopf einnistete und wie ein schlagendes Herz pulsierte.
    Er konnte zwar nicht sicher sein, aber die belauschte Unterhaltung schien anzudeuten, dass die Kreaturen einen seiner Freunde erwischt und getötet hatten. Er fragte sich, wen es getroffen haben mochte. Dann kam ihm der Gedanke, dass der Sprecher vielleicht auf Tyler oder Stephanie abzielte – oder gar auf jemanden, den sie nicht einmal kannten. Jemanden aus dem Viertel beispielsweise, irgendein Junkie oder Obdachloser.
    Wer immer es sein mochte, es spielte eigentlich keine Rolle. Javier hatte vor, so oder so jeden dieser kranken Scheißer umzubringen, der ihm über den Weg lief. Kein Verstecken mehr. Kein Bepissen mehr. Er hatte die Schnauze voll davon, Opfer zu sein. Javier schüttelte nacheinander seine Beine und verzog beim Gefühl der an seinen Sohlen reibenden, nassen Socken das Gesicht. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, lief vorsichtig und bemühte sich so gut wie möglich, vollkommen leise zu sein.
    Er wusste nicht, wie weit er gegangen oder wie viel Zeit verstrichen war, als er die Stimmen erneut hörte. Sie klangen gedämpft und entfernt. Er verlangsamte die Schritte und schlich weiter, bewegte sich, so verstohlen er konnte. Seine Hände zitterten und seine Zähne klapperten wegen des Adrenalins und der Wut, die durch seinen Körper strömten. Javier musste den Drang unterdrücken, blindlings loszurennen, seinen Zorn hinauszuschreien und auf die Dunkelheit einzudreschen.
    Während er vorwärtsschlich, bemerkte er einen Schimmer, der aus derselben Richtung wie die Stimmen stammte. Beim Näherkommen stellte er fest, dass es sich um den Strahl einer Taschenlampe handelte, schwach und trotzdem wirkungsvoll in dieser nahezu vollkommenen Schwärze. Er hielt inne und wartete, bis sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse anpassten, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Die Unterhaltung setzte sich fort, die Sprecher hatten seine Anwesenheit noch nicht wahrgenommen. Auf Zehenspitzen pirschte er sich an, bis er ihre Umrisse ausmachen konnte. Erneut hielt Javier an und gestattete seinen Augen, sich an das Licht zu gewöhnen. Er atmete langsam und flach, bemühte sich, vollkommen regungslos zu bleiben.
    Es waren drei, die er nicht allzu deutlich erkennen konnte. Dafür standen sie zu dicht beisammen. Trotzdem sah er genug, um sich angewidert zu fühlen. Die einzige Ähnlichkeit der Gestalten schien ihre Abartigkeit zu sein. Zwei wiesen Missbildungen auf. Schmieriger Schweiß überzog ihre Haut, das brüchig wirkende, verfilzte Haar war spröde und lang, als habe es noch nie jemand geschnitten. Sie trugen keine Kleidung, sondern hatten sich mit Schlamm bemalt und ihn an strategischen Stellen weggewischt, die als eindeutige Erkennungsmerkmale dienten. Bei beiden handelte es sich unbestreitbar um Weibchen.
    Bei der dritten Gestalt handelte es sich um einen Mann. Anfangs hielt Javier auch

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