Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
eine Reihe von Baustrahlern, verbunden mit einem Verlängerungskabel. Sie brannten nicht. Perry fragte sich beiläufig, ob sie überhaupt funktionierten.
    Im Haus herrschte völlige Stille. Keine Stimmen. Ihr geräuschvolles Eindringen schien niemanden auf den Plan gerufen zu haben. Nicht einmal die sonst allgegenwärtigen Geräusche von Ratten oder Insekten machten sich bemerkbar – etwas, womit sie alle gerechnet hatten. Selbst der entfernte Autoverkehr und sonstiger Lärm aus der Umgebung schienen nicht länger zu existieren, und das trotz des zur Straße hin offenen Eingangs. Das Haus schien alle externen Laute zu verschlucken.
    Ihre Schuhsohlen klebten am Boden. Als Dookie mit seiner Lampe auf die Bretter leuchtete, erkannte er, weshalb. Sie standen mitten in einem großen braunen Fleck. Es sah aus, als habe jemand etwas über den Boden geschleift.
    Perry kniete sich hin und versuchte, herauszufinden, worum es sich handelte. Er berührte die Stelle mit dem Zeigefinger.
    »Scheiße.«
    »Das ist Scheiße?«, fragte Dookie, in dessen Stimme Abscheu und Ungläubigkeit mitschwangen. »Fuck. Und ich steh mittendrin!«
    »Nein«, sagte Perry. »Es ist keine Scheiße. Es ist Blut. Noch klebrig. Frisch. Nicht ganz getrocknet.«
    »Leck mich am Arsch ...« Jamal trat aus dem Fleck heraus und wischte die Sohlen an der Wand ab. Sein Schuh sank in den Verputz.
    »Hallo!«, rief Leo. »Ist jemand hier?«
    Seine Stimme klang merkwürdig gedämpft, als ob sie von den Wänden aufgesogen wurde.
    »Hallo!«, versuchte er es erneut. »Wir sind hier, um euch zu helfen.«
    »Hey, ihr Weißbrote!«, brüllte Markus grinsend. »Wo steckt ihr? Kommt raus!«
    Chris stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. »Was zum Teufel soll das?«
    »Gar nichts.«
    Immer noch grinsend näherte sich Markus einer der geschlossenen Türen. Die Bodenbretter knarrten, als er die Diele durchquerte. In einer Hand hielt er den Vorschlaghammer, mit der anderen öffnete er die Tür.
    »Warte«, warnte Perry, doch bevor er etwas tun konnte, schwang die Tür auf und quietschte dabei auf rostigen Angeln.
    Markus spähte in den Raum und zuckte mit den Schultern. »Da ist nichts drin.«
    »Lass mal sehen.« Perry schob sich an ihm vorbei und winkte Dookie, ihm mit der Taschenlampe zu folgen. Sie betraten den dunklen Raum, und Dookie leuchtete mit der Lampe in die Ecken, schwenkte den Strahl in weitem Bogen. Das Zimmer präsentierte sich so heruntergekommen wie die Diele. Keine Möbel oder Einbaugeräte, nur ein paar Fetzen dreckige Kleidung, zerknitterte Seiten einer alten Zeitung und eine zerdrückte Limonadendose. Abgesehen davon befand sich nichts darin. Es roch muffig. Staub kräuselte sich im Schein der Taschenlampe. Perry rümpfte die Nase.
    »Und was jetzt?«, fragte Leo.
    »Wir sehen uns um«, antwortete Perry. »Wir versuchen, sie zu finden. Nach dem Blut da draußen zu urteilen, ist zumindest einer von ihnen verletzt.«
    »Wir sollten uns aufteilen«, schlug Jamal vor. »Das vereinfacht die Suche.«
    »Oh Scheiße, nein!« Chris schüttelte den Kopf. »Uns aufzuteilen, wäre das Dümmste, was wir tun können. Ich sage, wir gehen wieder raus und rufen noch mal bei den Bullen an. Wir erzählen ihnen von dem Blut.«
    »Wir teilen uns nicht auf«, gab Perry ihm recht und kehrte in die Diele zurück. »Du kannst gehen und sie noch mal anrufen, wenn du willst. Ich folge dieser Blutspur. Gib mir die Taschenlampe, Dookie.«
    Dookie hielt die Lampe beschützend vor die Brust. »Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, Mr. Watkins, würde ich sie lieber behalten. Aber ich komme mit Ihnen.«
    »In Ordnung. Gut. Will sonst noch jemand mit?«
    Leo trat vor, ebenso wie Jamal. Markus zuckte mit den Schultern, dann nickte er. Jamal und Chris sahen sich gegenseitig an.
    »Geh du nur, wenn du willst«, sagte Jamal zu seinem Freund. »Ich bleibe.«
    Chris’ Schultern sackten herab. »Schätze, ich bleibe auch. Bin ja kein mieser Pisser.«
    Sie setzten sich durch den Korridor in Bewegung. Dookie lief voraus, Perry nur wenige Schritte hinter ihm. Markus und Chris folgten den beiden, während Jamal und Leo am Ende liefen. Dookie hielt die Taschenlampe auf den Boden gerichtet. Die Blutschlieren vollzogen zahlreiche Verzweigungen und Biegungen. Die Anordnung des Hauses ergab keinerlei Sinn. Perry beschlich der Eindruck, dass jemand willkürlich Wände, Räume und Gänge hinzugefügt hatte. Hinter manchen Türen befand sich lediglich Mauerwerk. Flure endeten in Sackgassen. Insgesamt

Weitere Kostenlose Bücher