Urban Gothic (German Edition)
Messinghülse schoss seitlich aus der Waffe und landete klimpernd auf dem Boden. Das ohrenbetäubende Echo dauerte an und übertönte alles andere. Die Vibrationen zuckten durch Perrys Unterarme. Ohne abzuwarten und zu sehen, ob er den Koloss getroffen hatte, drückte er den Abzug ein weiteres Mal. Diesmal bemühte er sich bewusst, auf die Brust des Mistkerls zu zielen. Sein Gegner zuckte zusammen und taumelte, dann jedoch richtete er sich wieder auf, schien den Treffer einfach abzuschütteln und holte mit der Keule aus. Blut rann aus einem münzgroßen Loch in seiner Brust.
»Jamal? Dookie? Seid ihr noch da? Falls ja, richtet die Lampen auf das Biest.«
Perry konnte nicht hören, ob sie eine Antwort gaben. In seinen Ohren klingelte es immer noch von den Schüssen. Aber gleich darauf kreuzten sich zwei zittrige Lichtstrahlen auf dem Ungetüm. Es kniff die Augen gegen die Helligkeit zusammen.
Wie um alles in der Welt kann dieses Monstrum noch stehen?
Perrys Augen weiteten sich, als er sah, wie sich Markus hinter der Kreatur auf die Beine rappelte. Der Junge brachte den Vorschlaghammer in Position und bedachte seinen Angreifer mit einem frostigen Blick.
»Yo, dreh deinen stinkenden Kadaver um, du glatzköpfiger Motherfucker!«
»Markus, nicht!« Frustriert ließ Perry die Pistole sinken, als das Summen in seinen Ohren nachließ. »Ich kann nicht schießen, wenn du hinter ihm stehst.«
Der Hüne wirbelte herum und schwang erneut die Keule. Markus hob den Hammer an, um den Angriff abzuwehren. Wieder prallten die beiden Waffen mit lautem Krachen aufeinander. Die Spitze von Markus’ Hammer brach ab, fiel herunter und verfehlte nur knapp seinen Fuß. Wenngleich Markus den vernichtenden Hieb abgeblockt hatte, schleuderte ihn die Wucht abermals zu Boden. Die Keule seines Angreifers schlug in die Wand ein, pflügte durch Verputz und Pfosten. Markus ließ den Hammerstiel fallen und schob sich rückwärts über die Dielen. Der Hüne hob einen Fuß und stampfte damit auf die Brust des Jungen. Perry hörte ein Geräusch, das an knackende Zweige erinnerte, dann wurde ihm klar, dass es sich um Markus’ brechende Rippen handelte. Blut quoll aus dem Mund des unglückseligen Teenagers, begleitet von einem blubbernden Würgelaut. Perry versuchte erneut, den Wahnsinnigen ins Visier zu nehmen, aber Leo stürmte zwischen sie und schlug dem Ungetüm mit dem Brecheisen auf den Hinterkopf. Grunzend fegte ihn der Koloss mit einer Hand beiseite. Perry konnte am Schädel der Kreatur Blut erkennen, abgesehen davon schien Leos Treffer jedoch keine Wirkung erzielt zu haben.
»Verfluchte Scheiße.« Perry schaute zu Jamal und Dookie zurück. »Schwingt sofort eure Ärsche weg von hier! Geht in die Richtung zurück, aus der wir gekommen sind. Schlagt euch zur Tür durch und macht, dass ihr hier wegkommt!«
Ohne abzuwarten, ob sie auf ihn hörten, drehte sich Perry wieder nach vorn und lief den Korridor entlang auf das Gefecht zu. Leo rappelte sich gerade auf die Beine und tastete nach dem Brecheisen. Er wirkte benommen. Markus wimmerte vor Angst und Schmerzen, als der Hüne ihn an einem Arm packte und vom Boden hob. Das Monster ließ die Keule fallen. Die schwere Waffe landete mit einem Krachen, wirbelte Staub auf und jagte Schwingungen durch die Bretter. Dann ergriff der Fleischberg Markus’ anderen Arm und begann, in entgegengesetzte Richtungen zu ziehen. Markus kreischte auf. Während sie nach wie vor Zug ausübte, rammte die Kreatur den Jungen wiederholt gegen die Wand. Plötzlich ertönte ein grässliches Geräusch, eine Mischung aus Knacken, Knirschen und Reißen, und Markus erschlaffte im Griff seines Angreifers, als sich einer seiner Arme vom Körper löste. Der Koloss schleuderte den Teenager achtlos zu Boden und wandte sich Perry und Leo zu. Er grinste.
Ansatzlos schoss ihm Perry ins Gesicht, fegte einen Teil des Kinns und der Wange weg. Mit einem spitzen Aufschrei schwang der Fleischberg Markus’ abgetrennten Arm auf Perry zu und bespritzte ihn mit dem Blut des Jungen. Perry feuerte erneut. Die Kugel zerfetzte oberhalb der Schulter des Hünen das Gewebe. Die Kreatur hielt kurz inne und schwankte auf baumstammartigen Beinen, dann bewegte sie sich erneut auf Perry und Leo zu. Perry merkte, dass er Zähne und Zunge durch eines der Einschusslöcher erkennen konnte.
Warum geht er nicht zu Boden?, fragte er sich. Warum zum Teufel stirbt er nicht?
Abermals drückte er den Abzug. Die Pistole zuckte in seiner Hand. Die Kugel schlug
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