Urban Gothic (German Edition)
fälschlicherweise als Vorfreude. Mit einem Seufzen betatschte er ihre Jeans. Kerri spannte den Körper an, als die Finger über den Reißverschluss glitten. Dann streckte sie eine Hand aus und ergriff den steifen Penis. Gleichzeitig ließ sie den Kopf vorschnellen und schnappte mit den Zähnen nach etwas, das nur die Nase der Kreatur sein konnte.
Der Schwanz des Mutanten war nass und klebrig. Ihre Hand rutschte ab, als sie daran reißen wollte. Ihr anderer Angriff verlief erfolgreicher. Sie spannte die Kiefermuskeln an, presste die Zähne aufeinander, biss zu, so fest sie konnte. Kerri spürte, wie die Nase in ihrem Mund ähnlich wie eine mit Schokolade überzogene Kirsche zerplatzte.
Ohne loszulassen, riss sie den Kopf hin und her. Ihr brüllender Angreifer unternahm den Versuch, sich zurückzuziehen. Er setzte sich auf, aber Kerri blieb hartnäckig, presste die Kiefer mit aller verbliebenen Kraft zusammen, fest entschlossen, nicht loszulassen. Weiteres Blut rann ihr die Kehle hinab. Ihr Angreifer sprang auf die Beine. Plötzlich klackten Kerris Zähne aufeinander, durchtrennten die Nase vollständig.
Mühsam richtete sie sich auf und spuckte das knollige Stück Fleisch auf den Boden. Das Monster heulte und schenkte ihr vorläufig keine Beachtung.
»Ei’e A’e!«, brüllte es. »Gu ha’ ei’e A’e gegisse!«
Kerri stolperte zur Seite und presste den Rücken an die Wand. Sie kauerte sich hin, wartete und bemühte sich, die entsetzlichen Schreie auszublenden. Der Mutant weinte und heulte eine gefühlte Ewigkeit. Langsam bewegte sich Kerri weg, ohne den Rücken von der Wand zu lösen. Einen Moment lang trat Stille ein. Dann ertönte das Geschrei erneut von einer anderen, weiter entfernten Stelle in der Dunkelheit.
»Go isch ’u, Mischüg? Go isch ’u?«
Er geht in die andere Richtung, dachte sie. Bleib einfach ruhig und lass ihn verschwinden .
Wieder schimpfte die Kreatur, diesmal aus noch größerer Entfernung.
Kerri wartete, bis das Monster weg war. Danach kehrte wieder Stille ein, durchbrochen nur von ihrer eigenen Atmung. Kerri kauerte in der Finsternis und spürte, wie sich erneut Tränen anbahnten, diesmal jedoch nicht aus Panik. Nicht wirklich. Diese Tränen gingen auf ein Gefühl von Verlust zurück. Was sie gerade getan hatte – alles, was sie bisher getan hatte, um am Leben zu bleiben –, entsetzte sie. Allmählich bekam sie den Eindruck, dabei einen Teil ihrer selbst verloren zu haben, einen wichtigen Teil, den sie nie mehr zurückbekam. Jede Tragödie, die sie in den vergangenen 18 Jahren erlebt hatte, verblasste im Vergleich zu den Schrecken dieser Nacht zur Bedeutungslosigkeit.
Kerri schauderte, als sie die glitschigen Rückstände des ekligen, auf der Jeans trocknenden Samens ihres Angreifers spürte. Sein Gestank klebte an ihrem Körper. Früher hatte sie nach Lavendelparfum und dem Axe-Deospray geduftet, das Tyler bevorzugt benutzte. Nun roch sie wie ein totes Tier. Obwohl es ihr Angreifer nicht geschafft hatte, sie zu vergewaltigen, fühlte sie sich irgendwie von ihm geschändet. Sie musste weg aus dieser finsteren Kluft, um jeden Preis. Auch wenn es sie geradewegs in die Hände weiterer dieser Freaks trieb, musste sie diese unterirdische Kammer verlassen. Sie bezweifelte, dass ihr jemals wieder etwas so wichtig sein würde wie dieses schlichte, verzweifelte Verlangen. Ihre Hände zitterten vor unterdrückter Wut. Jeder Teil ihres Körpers schmerzte, bebte und vibrierte, als stehe er unter Strom. Im Mund hatte sie einen sauren Geschmack und spuckte immer wieder aus, in der Hoffnung, ihn loszuwerden.
Kerri blieb lange in der Dunkelheit hocken und trauerte nicht nur um ihren Lover und ihre Freunde, sondern auch um sich selbst.
18
Perry schwang den Vorschlaghammer erneut, ließ den breiten Kopf gegen die Tür donnern. Ein lautes Knacken ertönte, und es splitterte, als der Hammer das Hindernis durchbrach. Hinter ihm jubelten mehrere der Jungen. Holzbohrende Insekten wanden sich um die Ränder des Lochs. Schweiß tropfte Perry in die Augen und brachte sie zum Brennen. Er blinzelte und holte erneut aus. Diesmal zielte er auf den Türknauf aus Messing. Er traf ihn mit voller Wucht. Die Vibrationen übertrugen sich durch den Griff des Hammers auf seine Arme und ließen seine Hände gefühllos werden. Er lehnte den Vorschlaghammer gegen das Verandageländer. Dann drehte er sich um und streckte die Hand zu Chris aus.
»Gib mir mal das Brecheisen.«
Chris reichte es ihm und Perry
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