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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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daneben, Mr. Watkins.«
    »Keiner mag Klugscheißer, Junge«, gab Perry zurück und erwiderte das Grinsen. Er sah Dookie an. »Halt die Taschenlampe auf das Brecheisen. Leuchte mir bloß nicht in die Augen.«
    Dookie nickte. »Mach ich nicht.«
    Perry ergriff den Vorschlaghammer, zielte sorgsam und schwang ihn. Der breite Hammerkopf traf das Ende des Brecheisens mit einem lauten, metallischen Klirren. Beide Werkzeuge erzitterten. Leo zuckte zusammen, aber seine Hände blieben an Ort und Stelle und hielten die Metallstange weiter in Position. Perry schlug wieder und wieder zu – insgesamt ein Dutzend Mal. Er hatte nicht das Gefühl, irgendwelche Fortschritte zu erzielen, doch dann forderte Leo ihn auf, innezuhalten.
    »Schauen Sie mal«, sagte der Junge. »Es ist schon unter dem Metall. Hauen Sie noch ein paar Mal drauf.«
    Perry leckte sich über die Lippen und schlug weitere sechs Mal gegen das Brecheisen. Jeder Treffer hallte laut die Straße hinab, aber sofern jemand den Lärm hörte, kreuzten diejenigen nicht auf, um nach dem Rechten zu sehen. Danach blickte er in der Hoffnung zu seinem Haus, die blinkenden roten Lichter eines Streifenwagens oder sonstigen Einsatzfahrzeugs zu sehen. Stattdessen befand sich dort nichts als Dunkelheit.
    Leo stand auf, beugte und streckte mehrmals die Finger, dann drückte er das Brecheisen nach unten. Er grunzte vor Anstrengung und die Adern an Hals und Stirn traten hervor, doch das Hindernis aus Stahl rührte sich nicht.
    »Warte«, sagte Perry und schob ihn sanft zur Seite. »Lass mich mal versuchen.«
    Er lehnte sein Gewicht auf das Brecheisen. Zunächst tat sich nichts, aber dann begann das Metall, sich mit einem lauten Ächzen langsam anzuheben.
    »Jawohl!«, rief Leo. »Weiter so, Mr. Watkins!«
    Perry stemmte sich noch kräftiger darauf und stöhnte vor Anstrengung. Das Hindernis glitt langsam nach oben. Dem Gefühl nach zu urteilen, schien es an so etwas wie einem verborgenen Flaschenzugsystem befestigt zu sein. Er fragte sich, wer es zu welchem Zweck angefertigt haben mochte.
    »Fasst drunter«, stieß er hervor. »Schnell. Das Ding ist schwer.«
    Die Jungen stürmten nach vorn und schoben die Finger in den entstandenen Spalt.
    »Haltet es so fest«, sagte Perry. »Lasst es nicht runterfallen. Falls es anfängt, abzurutschen, springt rechtzeitig zurück. Wir können’s nicht gebrauchen, dass euch die Finger abgehackt werden.«
    Als er sicher war, dass sie die Tür im Griff hatten, ließ Perry das Brecheisen los und setzte sich in Bewegung, um ihnen zu helfen. Das Metall rutschte etwa zwei Zentimeter zurück nach unten, doch es gelang den Jungen, es aufzufangen. Perry ergriff den Rand der Platte und zwängte sich zwischen Markus und Jamal. Die Oberfläche fühlte sich kalt und aufgeraut an.
    »Also gut«, sagte er. »Auf drei heben wir das Teil, so hoch wir können. Eins ... zwei ... drei!«
    Alle zugleich legten sie sich ächzend ins Zeug und hievten die schwere Metallplatte ein Stück nach oben. Langsam richteten sie sich auf. Perrys Knie knackten unter der Anstrengung. Die Stahlplatte quietschte, als sie über ihre Köpfe aufstieg. Sie drückten ein letztes Mal nach und hörten, wie etwas mit einem Klicken einrastete. Die Metallbarriere verschwand in dem Spalt, wurde von einem verborgenen Mechanismus in Position gehalten. Das Haus stand ihnen offen. Der Eingang glich einem gähnenden, schwarzen Schlund. Perry spähte in die Dunkelheit und konnte so etwas wie eine Diele ausmachen.
    »Okay.« Seufzend wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Seid ihr alle bereit?«
    Die Jungen nickten, aber keiner von ihnen sagte etwas. Stattdessen starrten sie wie hypnotisiert geradeaus.
    Perry ließ sich von Leo die Pistole zurückgeben und reichte ihm das Brecheisen. Markus schnappte sich den Vorschlaghammer. Chris, Jamal und Dookie zückten die Taschenlampen. Perry holte noch einmal tief Luft, dann betrat er das Haus. Er bewegte sich vorsichtig und leckte sich dabei über die Lippen. Sein Atem ging langsam, dafür raste sein Puls. Die Pistole zitterte in seiner Hand. Die Jungen folgten ihm nacheinander.
    In der dunklen Diele roch es nach Schimmel und Verwesung. Ein Gang mit mehreren geschlossenen Türen führte in die anderen Teile des Hauses. Gelbe, sich abschälende Tapeten und schwarze Schimmelflecken bedeckten die Wände. Rattenlöcher durchsiebten die Sockelleisten. Die Bodenbretter wirkten verzogen, von der Decke baumelten lose Brocken Putz. Außerdem hing dort

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