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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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machte alles einen verwirrenden und beunruhigenden Eindruck. Vereinzelt riefen sie etwas und hofften auf eine Antwort, die sie in die richtige Richtung lenkte, doch im Haus blieb es still.
    Alle sechs erschraken, als hinter ihnen ein donnergleiches Krachen ertönte. Das Echo vibrierte durch die Wände. Verputz und Staub rieselten auf sie herunter. Perrys Finger zuckte. Hätte er ihn auf dem Abzug gehabt, wäre die Pistole losgegangen. Leo glitt das Brecheisen aus der Hand und landete scheppernd auf dem Boden. Chris ließ die Taschenlampe fallen. Sie rollte von ihm weg und kam in dem rostfarbenen Blutstreifen zum Liegen.
    »Was war das?«, stieß Jamal hervor.
    »Die Metalltür, glaube ich«, sagte Perry. »Kommt mit. Gehen wir zurück zum Eingang.«
    »Aber was ist mit diesen Kids?«, wollte Leo wissen.
    »Scheiß auf die Kids«, meinte Markus. »Diese Bruchbude ist eine verfickte Todesfalle.«
    Ausnahmsweise musste Perry dem streitsüchtigen Teenager recht geben. Er hatte genug vom Inneren des Hauses gesehen, um zu erkennen, dass es hier noch gefährlicher zuging, als er vermutet hatte. Hier konnte man sich nur allzu leicht verirren und bei einem Unfall verletzt werden ... oder Schlimmeres. Er packte Dookie am Arm und schob ihn an den anderen vorbei, dann drehte er sich um und bedeutete den Jungen, ihm zu folgen. Chris bückte sich und hob die Taschenlampe auf. Er verzog das Gesicht, als er das Blut an seinem T-Shirt abwischte. Leo holte sich das Brecheisen zurück.
    »Kommt«, drängte Perry. »Gehen wir.«
    Doch bevor sie sich in Bewegung setzen konnten, hörten sie Schritte. Es ließ sich unmöglich bestimmen, aus welcher Richtung sie stammten, denn die Geräusche schienen von überall gleichzeitig auszugehen. Die Wände erzitterten bei jedem dröhnenden Schritt, die provisorische Beleuchtungsanlage über ihnen schaukelte hin und her.
    Perry packte Dookie erneut am Arm und führte ihn in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Leo und Chris folgen ihnen. Markus und Jamal zögerten. Die Schritte wurden lauter.
    »Was macht ihr denn?«, fragte Markus. »Die kommen aus dieser Richtung!«
    »Nein, tun sie nicht«, widersprach Perry. »Sondern aus dem Gang.«
    »Von wegen.«
    »Hört mal.« Perrys Miene verfinsterte sich. »Wir haben keine Zeit für solchen Blödsinn. Gehen wir einfach.«
    »Ich sag’s euch«, beharrte Markus, »sie kommen von dort. Wir haben doch alle den lauten Knall gehört. Irgendwer hat die Scheißtür verrammelt. Komm mit, Chris.«
    Perry trat auf sie zu. »Gottverdammt noch mal, ihr bleibt hier. Ich bin für euch verantwortlich!«
    »Yo«, flüsterte Dookie. »Riecht ihr, wie’s hier plötzlich stinkt? Als sei hier drin was krepiert.«
    »Sie sind für ’nen Scheißdreck verantwortlich«, sagte Markus zu Perry, wandte sich von den anderen ab und schenkte Dookies Bemerkung keinerlei Beachtung.
    Perry setzte zu einer Erwiderung an, dann jedoch zögerte er. Dookie hatte recht. In der Luft lag ein ammoniakartiger Gestank – nach Kot, Schwefel, Schweiß und Schlimmerem. Dann fiel ihm auf, dass die Schritte verstummt und stattdessen raue, schwere Atemgeräusche zu hören waren.
    Markus und Chris achteten weder darauf noch auf den Gestank und setzten sich den Flur entlang in Bewegung. Chris schaute über die Schulter zurück. Sein Blick wirkte gequält und flehentlich. Dann rümpfte er die Nase. Er drehte sich zurück, und Perry sah, wie ein riesiger, unheilvoller Schatten auf die beiden Jungen fiel. Während Perry und die anderen das Geschehen beobachteten, hob Chris die Taschenlampe an. Der Strahl erfasste den größten Mann, den Perry je gesehen hatte – sofern es sich überhaupt um einen Mann handelte. Er musste mindestens 2,10 Meter hoch aufragen. Der kahle, unförmige Schädel berührte die Decke, als er einfach dastand und sie anstarrte. Die Schultern und die Brust wirkten breiter als bei jedem Profiwrestler, den Perry aus dem Fernsehen kannte – mühelos so breit wie mehrere erwachsene Männer zusammen. Der Hüne war fast nackt, abgesehen von einigen mit Klebeband verbundenen Mülltüten. Wunde Stellen und Wucherungen bedeckten seine bleiche Haut. Sie strotzte vor dicken Muskelsträngen. Am verstörendsten wirkten die offensichtlich geschwollenen und durch eine Entzündung schwärenden Genitalien der Kreatur. Von der Eichel tropfte Eiter wie Wasser aus einem undichten Hahn.
    Der ist so riesig, dachte Perry. Wie kann jemand mit so einem massigen Körper einfach aus dem Nichts

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