Urban Gothic (German Edition)
begann, den Türknauf zu bearbeiten. Er gab recht mühelos nach, polterte auf die Veranda und rollte über die Holzdielen, bevor er auf dem Gehsteig landete. Dookie wollte dahinterherlaufen, aber Perry rief ihn zurück.
»Lass das.«
»Aber das ist Messing«, protestierte der Junge. »Haben Sie eine Ahnung, wie viel das auf dem Schrottplatz wert ist?«
»Lass ihn einfach liegen«, meinte Perry und widmete sich wieder der Tür. »Im Augenblick haben wir wirklich wichtigere Sorgen.«
Seine Knie knackten, als er sich aufrichtete. Seine Hände schmerzten von der Anstrengung. Perry wusste, dass er es am nächsten Tag bereuen würde, wenn seine Arthritis aufflammte, aber im Moment war ihm das egal. Er stemmte sich gegen die Tür, legte sein gesamtes Gewicht hinein. Immer noch weigerte sich das schwere Hindernis, nachzugeben.
»Verflucht noch mal, wie kann das sein?«, murmelte er. »Ich glaube, auf der anderen Seite ist irgendwas.«
Leo eilte zur Tür, bückte sich und spähte durch das gezackte Loch, das der Hammer hinterlassen hatte. Seine Augen weiteten sich. Er schaute zu Perry auf.
»Sieht nach einem großen Stück Metall oder so was aus.«
»Scheiße.« Seufzend wischte sich Perry mit dem Handrücken über die Stirn. »Na schön, ihr Jungs helft mir jetzt mal, die Tür aus dem Weg zu schaffen. Danach können wir uns ansehen, womit wir’s zu tun haben.«
»Na ja«, meinte Jamal, »zumindest wissen wir’s jetzt, richtig?«
Perry bearbeitete mit dem Brecheisen die Türangeln.
»Was wissen wir jetzt?«
»Dass diejenigen da drin diese weißen Kids gefangen halten. Warum sonst sollte der Eingang von Metall blockiert werden?«
»Das könnten die Kids selbst hingeschafft haben«, gab Markus zu bedenken. »Damit wir nicht reinkönnen oder so.«
»Die haben doch nicht gewusst, dass wir kommen«, meinte Leo.
»Vielleicht nicht. Aber sie haben mit Sicherheit gehört, dass wir versuchen, die Tür aufzubrechen.«
»Schon, nur dann hätten wir auch gehört, wie sie das Metall davorschleifen.«
Perry hebelte die Scharniere weg, legte das Brecheisen beiseite und packte die Tür. Die Jungen eilten ihm zu Hilfe. Zusammen hoben sie das Holzpaneel aus dem Rahmen und trugen es die Verandastufen hinunter in den Vorgarten. Anschließend begutachteten sie das zweite Hindernis. Es handelte sich tatsächlich um Metall – um Stahl, der den Eingang vollständig verbarrikadierte. Perry konnte weder Nieten noch Schweißnähte erkennen. Soweit er es beurteilen konnte, hatten sie es mit einer durchgehenden Platte zu tun. Er klopfte erst mit den Knöcheln dagegen, dann schlug er mit dem Brecheisen darauf, erzielte jedoch keine Wirkung – nicht einmal eine Delle.
»Scheiße.«
»Können Sie das Ding mit dem Hammer einschlagen?«, fragte Chris.
»Ich kann’s zumindest versuchen. Nur glaube ich nicht, dass uns das weit bringen wird. Dieses Teil scheint verdammt dick zu sein.«
Leo legte den Kopf schief und musterte die Stahlplatte eingehend. »Da ist ein Loch drin.«
Perry runzelte die Stirn. »Wo?«
»In der Nähe des oberen Rands.« Leo zeigte hin. »Sehen Sie? Es ist klein, aber eindeutig da.«
Alle schauten auf die Stelle, auf die er deutete. Perry kniff die Augen zusammen, dann bemerkte er es auch. Das Loch befand sich etwa zehn Zentimeter vom oberen Rand entfernt. Winzig, kaum größer als die Spitze seines kleinen Fingers.
»Sieht wie ein Spion aus«, fand Chris.
»Ich glaube, genau das ist es auch«, erwiderte Perry.
»Können Sie da nicht draufhämmern?«, fragte Dookie. »Vielleicht ist die Platte rings um die Stelle anfälliger.«
Perry schüttelte den Kopf. »Nein. Der Stahl ist wirklich enorm dick. Ich glaube nicht, dass es was bringt, darauf einzuschlagen.«
Leo nahm das Brecheisen von Perry entgegen, holte damit aus und stieß zu. Er rammte es unten an den Stahl, genau dort, wo das Metall auf dem Boden auflag. Dookie richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Eingang. Leo schaute zu Perry auf.
»Schlagen Sie drauf.«
»Das wird nichts ...«
»Machen Sie schon«, beharrte Leo. »Wenn wir das Brecheisen unter das Metall zwängen können – und sei es nur ein klein wenig –, dann gelingt es uns vielleicht, die Platte anzuheben oder aus dem Weg zu hebeln.«
»Ja«, pflichtete Perry ihm gedehnt bei. »Könnte sein. Aber das bedeutet, dass du das Brecheisen angesetzt halten musst, und wenn ich beim Schwingen daneben schlage, breche ich dir die Hand.«
Leo grinste. »Dann schlagen Sie mal besser nicht
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