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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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dass Jude absichtlich Unheil und Zerstörung über uns brachte. Doch wenn dies hier tatsächlich der letzte Stopp auf der Erinnerungstour seiner Verbrechen war, wäre es vielleicht die einzige Chance, ihn zu finden – insbesondere, da meine einzige andere Spur im Sande verlaufen war.
    Ich reduzierte das Tempo noch weiter, während ich mich der Kirche näherte, und versuchte, mein Herz nicht allzu laut schlagen zu lassen. So gut es ging, lauschte ich über meinen ungehorsamen Herzschlag hinweg und konzentrierte mich auf die weiter entfernten Geräusche: das Brummen eines Autos irgendwo auf den leeren abendlichen Straßen; jemand, der am Ende des Blocks ein Lied vor sich hin pfiff; das rhythmische Piepsen einer Fußgängerampel.
    Ich hörte ein weiteres Geräusch. Ein Rascheln, so als ob Kisten oder Gegenstände bewegt würden. Es kam irgendwo aus der Gasse zwischen Pfarrkirche und Schule. Im ersten Moment dachte ich, es käme aus dem Büro meines Vaters. Zögernd blieb ich einen Augenblick in der Gasse draußen vor der Bürotür stehen. Dann wurde mir klar, dass die Töne von irgendwo tief im Innern der Kirche stammten. Ich schlich an der Gebäudeseite vorbei nach hinten zu einer weiteren Tür. Es war der Eingang zu der kleinen Wohnung des Hausmeisters, die seit Don Mooneys Tod unbewohnt war. Dad hatte die Wohnung nicht wieder vermietet und seit dem Tag, an dem wir von Dons Tod erfahren hatten, hatte sie niemand mehr betreten.
    Meine Ohren nahmen hinter der Tür ein Rütteln wahr, als versuchte jemand, eine klemmende Schublade aufzubrechen.
    Plötzlich dachte ich gar nicht mehr daran, Jude zu retten. Ich dachte an die Zerstörung, die irgendwer im Day’s Market angerichtet hatte. Die ganze Wut, die ich heute verspürt hatte, kochte wieder hoch.
Vielleicht versucht jemand, dasselbe mit der Kirche deines Vaters zu tun,
sagte die Stimme in meinem Kopf.
Und nimmt sich zuerst die Wohnung eures alten Freundes vor. Das würde ich definitiv niemandem ungestraft durchgehen lassen – auch wenn es sich dabei um meinen eigenen Bruder handelte.
    Diese grollende Wut türmte sich immer weiter in mir auf, umklammerte mein Herz wie eine Kralle. Bevor ich mich selbst zurückhalten konnte, brach ich durch die Tür und stürmte in den Raum dahinter.
    Ein großer Mann wirbelte vor Dons Schreibtisch zu mir herum. Etwas Silbriges blitzte in seiner Hand. Meine Füße und Hände gehörten nicht mehr zu mir, als ich auf ihn losstürzte. Ein Ausdrucks des Entsetzens machte sich auf seinem Gesicht breit, als ich ihm das Messer aus der Hand schlug und meine Handwurzel vor seine Brust rammte. Er flog zurück, knallte gegen die Wand und landete dann oben auf dem Schreibtisch.
    Ich sprang auf ihn und packte ihn an der Gurgel. »Wie können Sie es wagen«, knurrte ich, »wie können Sie es wagen, die Sachen meines Freunds zu stehlen?« Ich hob die Faust über das Gesicht des Mannes und war bereit, ihm die Nase einzuschlagen, wenn er auch nur den leisesten Mucks machte.
    Der Mann wehrte sich nicht. Er starrte nur zu mir auf. Meine Brust hob und senkte sich und meine Hand zitterte vor Wut, während ich sie über seinen Kopf hielt. Doch ich konnte nichts anderes tun, als den Blick seiner stahlblauen Augen zu erwidern; Augen, die mir irgendwie bekannt vorkamen, so als hätte ich schon mal in sie geblickt. Der Mann schien jung, Mitte zwanzig vielleicht, doch etwas in seinen Augen wirkte uralt. Als hätten sie genug gesehen, um damit ein ganzes Dutzend Leben zu füllen.
    Meine Finger hielten seine Kehle umfasst. Ich konnte seinen Puls in meiner Hand spüren, ruhig und gleichmäßig. Etwas Fremdes und Hasserfülltes in meinem Kopf befahl mir zuzudrücken.
Bestrafe diesen Mann für sein Eindringen.
    Aber wollte ich das wirklich tun?
    Ein Lächeln erschien auf den Lippen des Fremden. Es wirkte so alt wie seine Augen. »Hallo, Grace«, sagte er mit leicht gepresster Stimme.
    Beim Klang meines Namens ließ das Gefühl, das mein Herz umklammert hielt, etwas nach. Ich keuchte, als ich bemerkte, wie fest ich seine Kehle gepackt hielt. Doch ich ließ nicht los. Bevor ich nicht wusste, was dieser Mann hier tat, konnte ich das nicht. »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«, wollte ich wissen.
    Zum ersten Mal betrachtete ich den Mann genauer. Oder zumindest das Wenige, was ich erkennen konnte, da ich auf ihm hockte und seine Arme mit meinen Knien fixiert hielt. Er hatte ziemlich langes, kastanienbraunes Haar und einen kurz getrimmten Bart. Er war sehr groß, fast so

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