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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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und lief in die Dunkelheit hinein.
    Ich stand da und sah ihm nach, bis er verschwunden war. Ich merkte nicht einmal, dass die Scheinwerfer mittlerweile vor meinem Wagen zum Stehen gekommen waren, bis ich jemanden meinen Namen rufen hörte.
    »Grace?« Pete lief auf mich zu. »Bist du in Ordnung? Warum bist du nicht im Wagen geblieben?«
    Ich blickte über seine Schulter zu dem weißen Lieferwagen im Hintergrund. Im Kabinenlicht war schwach erkennbar,dass Jude auf dem Fahrersitz saß. Sein Gesicht war ausdruckslos und starr, wie aus Holz geschnitzt.
    »Ich hab den Wagen wieder flottgemacht«, log ich.
    »Gut, aber du bist ja eiskalt.« Pete legte seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Er roch wie immer sauber und würzig, doch dieses Mal hatte ich nicht das Bedürfnis, ihm näher zu kommen.
    »Können wir das Bowling für heute Abend ausfallen lassen?«, fragte ich, als ich mich abwandte. »Es wird schon spät und ich fühl mich nicht danach. Wir gehen ein anderes Mal.«
    »Klar. Aber dann schuldest du mir was.« Er legte mir den Arm um die Schultern und führte mich zum Lieferwagen. »Hier drinnen ist es warm und gemütlich, du fährst besser mit Jude. Ich nehme den Corolla, und wenn wir abgeladen haben, fahre ich dich nach Hause. Vielleicht können wir ja unterwegs noch ’nen Kaffee trinken.«
    »Klingt gut.« Doch beim Gedanken an Kaffee wurde mir übel. Und beim Anblick von Judes versteinertem Gesichtsausdruck, als ich in den Lieferwagen kletterte, wollte ich mir lieber ein Loch suchen, in das ich mich verkriechen konnte.
    »Er hätte dich hier nicht zurücklassen sollen«, stieß Jude hervor.
    »Ich weiß.« Ich hielt meine Finger vor die Heizung. »Aber er dachte, ich sei hier sicher.«
    »Wer weiß, was alles hätte passieren können.« Jude startete den Wagen. Den ganzen Abend lang sprach er kein Wort mehr.

KAPITEL 5
Die Liebe jedoch, sie hört niemals auf
     
    Samstag
     
    Den ganzen Vormittag lief ich ziellos wie ein unruhiger Geist im Haus herum. Wobei allerdings ich diejenige war, die sich gehetzt fühlte.
    Nachts hatte ich immer wieder von zuschlagenden Autotüren und diesem eigenartigen, schrillen Geräusch geträumt. Und von Daniels funkelnden und hungrigen Augen, die mich durch die Autoscheiben anstarrten. Mehr als einmal wachte ich auf, in kaltem Schweiß gebadet.
    Am Nachmittag saß ich in meinem Zimmer und versuchte, einen Aufsatz über den Krieg von 1812 zu schreiben, doch meine Blicke und meine Gedanken wanderten immer wieder durchs Fenster hinaus zu dem Walnussbaum im Vorgarten. Nachdem ich den ersten Satz meiner Arbeit ungefähr zehn Mal neu geschrieben hatte, trat ich mir in Gedanken selbst in den Hintern und lief hinunter in die Küche, um mir einen Kamillentee zu kochen.
    Ich stöberte in der Speisekammer herum und stieß auf ein Glas Honig, das wie ein Bär geformt war. Es war genau der gleiche Honig wie damals, als ich noch klein gewesen war und angefangen hatte, mich von Sandwiches mit Erdnussbutter und Honig – natürlich mit abgeschnittener Kruste – zu ernähren. Als ich nun kleineKlümpchen auf die Oberfläche meines goldfarbenen Tees hinabfallen ließ und dann beobachtete, wie sie in die Tiefen meines dampfenden Bechers sanken, kam mir der Honig jedoch viel klebriger und körniger vor als früher.
    »Gibt’s noch mehr von dem Tee?«, fragte Dad.
    Ich erschrak beim Klang seiner Stimme.
    Er zog seine Lederhandschuhe aus und knöpfte seinen Wollmantel auf. Seine Nase und seine Wangen waren leuchtend rot. »Ich könnte einen Muntermacher gebrauchen.«
    »Hm, klar.« Ich wischte den Klecks fort, den ich auf der Arbeitsplatte hinterlassen hatte. »Es ist allerdings Kamillentee.«
    Dad rümpfte seine Rudolph-Rentier-Nase.
    »Ich glaube, im Küchenschrank ist noch Pfefferminztee. Ich hol dir einen Beutel.«
    »Danke, Gracie.« Er schob einen Hocker an die Arbeitsplatte.
    Ich nahm den Kessel vom Herd und goss ihm eine Tasse heißes Wasser ein. »Schlechten Tag gehabt?« Während der vergangenen Monate war er so beschäftigt mit der Wohltätigkeitsaktion und hatte soviel Zeit in seinem Arbeitszimmer verbracht, dass wir schon einige Wochen nicht richtig miteinander gesprochen hatten.
    Dad legte seine Hände um die Teetasse. »Maryanne Duke hat wieder eine Lungenentzündung. Zumindest glaube ich, dass es das ist.«
    »Oh nein. Geht es ihr denn gut?«, fragte ich. Maryanne war das älteste Mitglied in Dads Gemeinde. Ich kanntesie seit Ewigkeiten. Jude und ich hatten ihr oft in ihrem

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