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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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weitere Typen hockten jetzt ebenfalls da und rauchten etwas, das nicht nach Zigaretten roch. Als sie mich sahen, verstummten sie mitten im Gespräch. In meiner weißen Steppjacke kam ich mir plötzlich wie ein Marshmallow vor. Einer der Typen blickte mich an und sah dann zu Daniel, der hinter mir aus seinem Zimmer gekommen war. »Na, hallo aber auch«, sagte er und nahm einen Zug. »Wusste gar nicht, dass du auf so was Spießiges stehst.«
    Der andere Typ sagte etwas total Widerliches, das ich hier
nicht
wiederholen werde, und machte dann eine noch abscheulichere Geste.
    Daniel erwiderte, er solle sich seine Bemerkung sonst wo hinstecken, fasste mich am Arm und brachte mich zurTür. »Jetzt verschwinde besser«, sagte er. »Vielleicht sehen wir uns morgen.«
    Daniel war bestimmt nicht der Typ, der ein Mädchen zum Wagen begleitet, doch er folgte mir die Treppen hinunter, und als ich den Van aufschloss und mich dabei umdrehte, sah ich, wie er im Schatten des türlosen Eingangs stand und mich beobachtete.
     
    Später am Abend
     
    Wenn es sich um Computer oder Englischbücher handelte, so verfügte April Thomas über die Auffassungsgabe eines fünfjährigen Kindes mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Reality-Shows im Fernsehen hingegen konnten sie den ganzen Tag lang fesseln. Ihre neueste Lieblingssendung lief montagabends, und daher war ich nicht allzu überrascht, dass sie nicht mehr in der Bibliothek war, als ich schließlich dort ankam. Übrigens sehr verständlich, wenn man berücksichtigt, dass ich mich fast anderthalb Stunden verspätet hatte. Ich war stadtauswärts in den Berufsverkehr geraten, und als ich an der Bibliothek hielt, war es bereits stockdunkel. Da ich nicht in der Stimmung war, mich jetzt ganz allein mit Emily Dickinson zu beschäftigen, beschloss ich, nach Hause zum Abendessen zu fahren.
    Ich bog zügig in unsere Auffahrt ein, musste aber gleich hart auf die Bremse treten, als plötzlich ein dunkler Schatten direkt vor dem Wagen auf mich zugestürzt kam.Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich vorsichtig aus dem Fenster schielte. Jude schützte mit der Hand seine Augen vor dem grellen Scheinwerferlicht. Sein Haar war zerzaust und sein Mund glich einem festen, dünnen Strich.
    »Jude, bist du okay?«, fragte ich, während ich aus dem Wagen stieg. »Ich hätte dich fast angefahren.«
    Jude fasste meinen Arm. »Wo bist du gewesen?«
    »Mit April in der Bibliothek. Ich hab’s Mom doch gesagt …«
    »Lüg mich nicht an«, sagte er durch zusammengebissene Zähne. »April war hier und hat dich gesucht. Gut, dass ich an der Tür war. Mom und Dad hätte das gerade noch gefehlt. Wo warst du?« Er blickte mich scharf an, als ob er mich gleich in Stücke reißen wollte. Seine Fingernägel krallten sich in meinen Ellenbogen und fühlten sich an, als seien sie in der Lage, diesen Job auch zu Ende zu bringen.
    »Lass mich los.« Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu lösen.
    »Wo warst du?«, brüllte er und packte meinen Arm noch fester. Nur selten zuvor hatte ich ihn schreien hören, selbst als wir noch Kinder waren. »Du warst mit
ihm
zusammen, stimmt’s?« Angewidert rümpfte er die Nase, so als könne er Daniel an mir riechen.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Lüg mich nicht an!«
    »Hör auf!«, brüllte ich zurück. »Du machst mir Angst.«
    Meine Stimme stockte, und als Jude das bemerkte, wurden seine Augen sanfter und er ließ meinen Ellenbogen los.
    »Was, zum Himmel, ist denn hier überhaupt los?«, fragte ich.
    Jude legte mir die Hände auf die Schultern. »Tut mir leid.« Sein Gesicht verzerrte sich, so als ob er einen Gefühlsausbruch zurückhalten wollte. »Tut mir wirklich leid. Ich hab überall nach dir gesucht. Es ist so schrecklich. Ich … ich wollte unbedingt mit dir reden, und als ich dich nicht finden konnte …«
    »Was ist denn?« Mir schossen furchtbare Gedanken durch den Kopf; war vielleicht Charity oder James etwas zugestoßen? »Was ist passiert?«
    »Ich hab sie gefunden«, sagte er. »Ich hab sie gefunden, und sie war ganz kalt und blau angelaufen … Und diese Verletzungen … Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Dad kam, der Sheriff, der Notarzt … aber es war zu spät. Sie sagten, sie wäre schon seit Stunden tot, sogar länger als einen Tag.«
    »Wer?!« Großmutter, Tante Carol, wer?
    »Maryanne Duke«, erwiderte er. »Ich hab für Dad die Thanksgiving-Pakete an alle Witwen ausgeliefert. Maryanne war meine letzte Station. Und da lag sie dann auf der Veranda.« Judes

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