Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
zu erinnern, die hier sein sollten: der Rest unserer Familie, mein Vater und Maryanne Duke.« Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort. »Wir danken Dir für Deine Gaben …«
    Die Türglocke ertönte. Mom zappelte auf ihrem Stuhl herum.
    »Wir danken Dir für Deine Gaben. Beschütze uns und segne dieses Mahl, sodass es uns nährt und stärkt, so wie Du unsere Seelen nährst und stärkst. Amen.«
    »Amen«, stimmten alle ein.
    Mein Platz war an jenem Tischende, das sich in den Eingangsbereich hinausstreckte. Ich stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und erwartete, Don vorzufinden. Doch stattdessen stand da dieser unglaublich attraktive Typ mit kurzem hellbraunen Haar sowie Baumwollhosen und einem blauen Hemd auf der Veranda.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sagte er.
    »Grace, wer ist da?«, rief Mom aus dem Esszimmer.
    »Daniel?«, flüsterte ich.

KAPITEL 10
Unerwartet
     
    An der Tür
     
    »Du bist gekommen?«
    »Ich war doch eingeladen, oder?«, fragte Daniel.
    »Ich hab nicht erwartet … und du siehst so … anders aus.«
    »Mishkas Verdienst«, sagte er. »Deswegen war sie gestern Abend da. Ich musste es doch wegen der Schule ändern. Hab allerdings nicht alles Schwarz rausgekriegt.« Er fuhr sich mit der Hand durch das kurze braune Haar. »Da haben wir’s dann so gelassen.«
    Bei der Erwähnung von Mishka hätte ich ihm am liebsten die Tür vor der Nase zugeknallt. Aber was für ein nettes Gesicht er jetzt hatte, wo es nicht mehr von langem schwarzen Haar verdeckt wurde!
    Ich schüttelte den Kopf. »Du solltest lieber gehen.«
    »Grace, wer ist denn da?«, wiederholte Mom, als sie zur Tür kam. »Ist es ein Schulfreund, oder …« Sie blieb abrupt neben mir stehen. »Grace, was hat das zu bedeuten?« Anklagend deutete sie mit dem Finger auf Daniel, der bewegungslos auf der Veranda stand. »Was macht
er
hier?«
    »Ich habe ihn eingeladen.«
    »Du hast ihn eingeladen?«, fragte sie viel zu laut. Ich war sicher, dass wir bereits ein interessiertes Publikum hatten. »Wie kommst du dazu? Wie kannst du es wagen?«
    »Du hast ihr erlaubt, jeden einzuladen, den sie einladen wollte«, sagte Dad, der hinter uns auftauchte. »Du musst mit den Folgen leben, wenn sie deine Vorschläge wörtlich nimmt.«
    »Du hast recht, Grace. Ich sollte gehen.« Daniel sah Dad an. »Es tut mir leid, Herr Pastor, das war ein Missverständnis. Ich gehe.«
    Dad senkte seinen Blick. »Nein. Du bist eingeladen worden und somit bist du auch willkommen.«
    Mom schnappte nach Luft. Schockiert und ein wenig bewundernd sah ich meinen Vater an.
    »Wenn wir sagen, dass wir etwas tun, dann tun wir es auch. Nicht wahr, Grace?« Dad blickte Daniel an. »Tut mir leid, dass ich das vergessen habe.«
    Daniel nickte.
    »Er kann nicht bleiben«, sagte Mom. »Es gibt keinen Platz. Wir haben ihn nicht erwartet.«
    »Sei nicht albern. Du hast doch selbst einen Platz freigehalten.« Dad wandte sich zu Daniel. »Dann komm mal rein, bevor das Essen kalt wird.«
    »Vielen Dank, Herr Pastor.«
    Dad fasste meine Mutter an der Schulter und dirigierte sie zurück zum Tisch. Ich glaube, sie war viel zu schockiert, um zu protestieren. Ich winkte Daniel herein und schloss die Tür hinter ihm. Er folgte mir zum Tisch und ich deutete auf den leeren Platz mir gegenüber.
    Alle saßen da und starrten ihn an, fragten sich wahrscheinlich, was denn überhaupt los sei.
    »Ist das dieser Kalbi?«, flüsterte Pete mir zu.
    Ich nickte. Er drehte sich zur anderen Seite und sagte leise etwas zu seiner Mutter.
    Zögernd berührte Daniel die goldene Gabel neben seinem Teller. Dann sah er zu mir auf und winkte mir leicht zu.
    Jude erhob sich von seinem Platz. »Das ist doch lächerlich. Er kann nicht bleiben. Er gehört nicht hierher.«
    »Er bleibt.« Dad löffelte einen großen Berg Kartoffelpüree auf seinen Teller. »Reich sie bitte zu Daniel rüber«, sagte er und gab Leroy die Schüssel.
    »Dann gehe ich eben«, sagte Jude. »Komm, April, wir verschwinden von hier.« Er reichte ihr die Hand.
    »Setz dich!«, sagte Dad. »Setz dich, iss und sei dankbar. Deine Mutter hat diese fabelhafte Mahlzeit gekocht, und jetzt werden wir auch alle davon essen.«
    April sank auf ihrem Stuhl zusammen wie ein kleines gescholtenes Hündchen. Einen Moment lang sah es so aus, als ob Jude es ihr gleichtäte. Er ballte die Fäuste zusammen, entspannte sich dann aber und nahm wieder seine übliche verdrießliche Haltung ein. »Es tut mir leid, Mutter«, sagte er ruhig. »Mir ist

Weitere Kostenlose Bücher