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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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imVergleich zu dem, was Daniel hatte durchmachen müssen.
    Ich legte einen Beutel Preiselbeeren in meinen Einkaufskorb und schob alle Gedanken an Daniel beiseite. Ich stöberte in den Angebotsregalen nach allem auf der Liste, woran ich mich erinnern konnte, bezahlte für meinen Einkauf und machte mich auf den Heimweg.
     
    Als ich in den Eingangsbereich kam, schlug mir Gestank entgegen. Irgendetwas brannte. Ich ließ meine Einkaufstaschen fallen und rannte in die Küche. Nur einer meiner Kuchen stand zum Abkühlen auf der Arbeitsplatte. Schnell öffnete ich die Backofentür. Schwarze Rauchschwaden umhüllten mich, sodass ich husten und würgen musste. Ich öffnete das Fenster über dem Spülbecken und versuchte, den Rauch nach draußen zu dirigieren. Doch es war zu spät. Der Rauchmelder im Flur meldete sich kreischend zu Wort.
    Ich hielt mir die Ohren zu und lief zu Dads Arbeitszimmer. Der Rauchmelder befand sich genau vor der geschlossenen Tür. Ich riss die Tür auf und war überrascht, Dad hier nicht zu finden – und noch viel mehr überrascht, dass niemand aus der Familie auf diesen schreienden Alarm reagierte.
    Ich mühte mich mit dem Fenster im Arbeitszimmer ab und ritzte mir beinahe an einem hervorstehenden Nagel auf der Fensterbank die Hand auf. Blödes altes Haus. Schließlich bekam ich das Fenster auf und schnappte mir ein Buch von einem Stapel auf Dads Schreibtisch, mitdem ich den Rauch vom Rauchmelder fortwedelte, bis das schrille Kreischen endlich aufhörte.
    In meinen Ohren klingelte es noch, während ich das Buch zurück auf diesen Turm zu Babel legte, dem der Schreibtisch meines Vaters glich: Kreuz und quer lagen Bücher und Zettel über den Tisch verteilt. Das Buch, das ich in der Hand hielt, hatte einen faltigen Ledereinband und sah älter als alles aus, was ich in der Rose Crest Leihbücherei je zu Gesicht bekommen hatte. Auf dem Buchumschlag befand sich die silberne Radierung einer zarten Glockenblume. Auch der Titel war in mittlerweile abgegriffenem Silber graviert:
Loup-Garou
.
    So ein Wort hatte ich noch nie gehört. Ich öffnete das Buch. Anscheinend war es auf Französisch verfasst. Ich untersuchte das nächste Buch, das nun auf dem Stapel obenauf lag. Dieses sah nicht ganz so alt aus, war aber genauso abgegriffen.
Lykantrophie – Segen oder Fluch?
Ich wollte es gerade aufklappen, als mein Blick auf ein längliches, schmales Samtetui fiel, das zwischen den Papierstapeln lag. Es sah aus wie ein Halsschmucketui von einem teuren Juwelier. Ich legte das Buch zur Seite und klappte den Deckel des Etuis auf. Dons silberner Dolch lag darin. Der Dolch, den ich in Dads Büro drüben in der Pfarrkirche versteckt hatte. Wozu sollte Dad ihn hergebracht haben? Und warum ließ er ihn offen herumliegen, wo sich doch ein Kleinkind im Haus befand?
    Die Vordertür öffnete sich klappernd.
    »Was zum Himmel ist hier los?« Moms Stimme hallte durch den Flur.
    Ich legte das Messeretui auf das höchste Regalbrett und lief hinaus, um Mom zu begrüßen.
    Sie trug James auf der Hüfte und eine Tasche vom Day’s Market in der Hand. »Na toll. Ich hab einen der Kuchen vergessen, stimmt’s?«
    Ich nickte. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass es mein Fehler war, weil ich mich so lange im Laden aufgehalten hatte.
    »Wirklich toll!«, sagte sie. »Nachdem du weg warst, sind mir noch ein paar Sachen eingefallen, also bin ich rüber zu Day’s gelaufen … Und jetzt stinkt das ganze Haus. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Ich spielte mit dem Gedanken, meine Petition für ein Mobiltelefon erneut einzureichen, besann mich aber eines Besseren, als James sich weigerte, heruntergelassen zu werden. Er schlang seine Beine um Moms Knie und klammerte sich an ihrer Bluse fest. Ich erbot mich, ihn zu übernehmen.
    Mom pflückte ihn von ihren Beinen und gab ihn mir.
    »Der Rauch wird sich schon wieder verziehen«, sagte ich und versuchte, mir James auf die Hüfte zu setzen.
    Wieso war offenbar ich diejenige, die hier in letzter Zeit alles zusammenhielt?
    Im verzweifelten Versuch, aus meinen Armen in Moms zu springen, verlor James seine Decke.
    »Decke!«, schrie er, brach in Tränen aus und trat mit seinen Äffchen-Pantoffeln gegen meine Beine.
    Ich hob die Decke auf und rollte sie zu einer Puppe zusammen. »Waah, waah!«, machte ich und tat so, als ob ichsein Gesicht damit küssen wollte. Sein Gequengel verwandelte sich in ein Lachen, und mit seinen kleinen dünnen Ärmchen umarmte er die Decke.
    »Ich mach noch mal ein

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