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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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gerade eingefallen, dass ich mich freiwillig gemeldet habe, um im Obdachlosenheim das Essen zu servieren. Ich sollte jetzt gehen, damit ich nicht zu spät komme.« Er schlängelte sich an den Stühlen im Esszimmer vorbei.
    »Und was ist mit
unserem
Essen?«, rief Mom ihm hinterher.
    Doch Jude lief weiter. Er nahm einen Schlüsselbund vom Haken und ging in Richtung Garage.
    »Lass ihn gehen«, sagte Dad.
    Mom lächelte ihre Gäste an. »Ihr kennt ja Jude. Denkt immer zuerst an die anderen.« Sie nahm Tante Carol die Schüssel mit Preiselbeersauce aus der Hand. »Esst doch weiter«, sagte sie in die Runde. Doch als sie dann Preiselbeeren auf ihren Truthahn löffelte, warf sie mir einen Blick zu, der mein Herz vor lauter Schuldgefühl zusammenschrumpfen ließ.
    Ich schaute auf den Grüne-Bohnen-Auflauf auf meinem Teller. Er kam mir komisch vor. Zu viel Flüssigkeit. Ich hatte ihn bestimmt zu lange kochen lassen.
    Pete berührte meinen Arm. Wärme schoss mir ins Gesicht.
    Ich spürte, wie ein Fuß mir vorsichtig ans Bein stupste. Ich sah zu Daniel auf. Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte, als wäre er völlig unschuldig. Mir wurde noch wärmer, als ich bemerkte, dass es mir gefiel, wie sein sandfarbenes Haar oberhalb seiner dunklen Augen in die Stirn fiel, während er die goldene Gabel in der Hand hielt. Ich starrte ihn an, blickte dann wieder auf meinen Teller und kam mir vor wie ein dummes, kleines Kind.
     
    Das Festmahl setzte sich über die nächsten zehn Minuten in unbehaglicher Stille fort. Ich sprang buchstäblich von meinem Stuhl auf, als an der Eingangstür ein lautes Klopfen ertönte. Es wurde lauter, und die Türklingel läutete ein paar Mal. Alle sahen mich an, als sei ich nun für diese mysteriöse Unterbrechung verantwortlich.
    »Wen hast du denn jetzt noch eingeladen, den Zirkus Roncalli?«, fragte Mom, als ich vom Tisch aufstand.
    Tante Carol kicherte. Ihr machte unsere kleine Divine-Familie immer großen Spaß.
    »Pastor Divine? Pastor Divine?«, erklang eine laute Stimme hinter der Tür. Ich hatte noch nicht ganz geöffnet, da stolperte Don Mooney auch schon aufgeregt ins Haus. Er rannte mich fast über den Haufen. »Pastor D-vine!«
    Dad sprang vom Tisch auf. »Was ist denn los, Don?«
    »Pastor D-vine, kommen Sie her. Das müssen Sie sich ansehen.«
    »Was gibt es denn?«
    »Hier ist Blut. Überall auf der Veranda ist Blut.«
    »Was?« Dad stürmte zur Tür hinaus, und ich folgte ihm. Da war tatsächlich Blut – eine kleine Pfütze auf der Verandatreppe und ein paar Tropfen um sie herum.
    »Ich dachte, dass vielleicht jemand verletzt wäre«, sagte Don. »Vielleicht hat das Monster …«
    »Allen geht es gut«, erwiderte Dad.
    Ich folgte Dad, der die Blutspur untersuchte und ihr nachging. Unsere Veranda läuft um eine Ecke des Hauses herum, und so tat es auch die Blutspur – kleine rote Blutkügelchen wie die Brotkrumen im Märchen. Sie führten zur Außenseite des geöffneten Fensters im Arbeitszimmer. Dort gab es auch ein paar Bluttropfen, so als hätte jemand eine verletzte Hand hin und her geschüttelt. Oder eine Pfote. Dad hockte sich hin, um das Blut näher zu untersuchen. Ich blickte ins Arbeitszimmer. James’Reisebettchen lag umgekippt neben Dads unordentlichem Schreibtisch.
    »Mom!« Ich wirbelte herum und wäre beinahe in Daniel hineingelaufen, der plötzlich hinter mir war. »Mom, wo ist James?« Ich hatte ihn während des Essens nicht gesehen.
    »Er schläft noch«, sagte Mom. Sie war mit den meisten Gästen auf die Veranda herausgekommen. »Erstaunlich, dass er bei diesem ganzen Radau nicht wach geworden ist …« Sie sah auf das Blut zu ihren Füßen. Ihr Gesicht wurde schneeweiß und sie stürzte ins Haus zurück.
    Dad, Tante Carol und Charity liefen ihr nach. Ich brauchte es nicht. Moms Schreie waren genug, um meine Befürchtungen zu bestätigen.
    Daniel untersuchte den Fensterrahmen. »Hat das Fliegengitter schon vorher gefehlt?«
    »Ja. Jude hat es vor ein paar Monaten herausgebrochen. Wir hatten uns ausgeschlossen, und niemand konnte es reparieren.«
    Auf der anderen Seite des Fensters wurde Moms Stimme immer schriller. Dad versuchte, sie zu beruhigen.
    »Vielleicht ist James einfach ausgebüxst. Lasst uns alle den Garten durchsuchen«, sagte Leroy und sprang von der Veranda. »James?«, rief er und lief hinter das Haus.
    Pete und April folgten ihm.
    Dr Connors, Moms Freund aus der Klinik, reichte seiner Frau ihr kleines Töchterchen. »Bleib hier. Ich lauf den Rasen

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