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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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die Krankenschwester getötet?«
    Jude sah mich an. »Wovon redest du? Welche Krankenschwester? Ich sitze hier«, – er zeigte auf die Käfigstangen –, »seit du entschieden hast, dass ich eingesperrt werden müsste.«
    »Lüg mich nicht an. April hat mir erzählt, dass sie dich gestern Abend rausgelassen hat. Ich weiß, dass du zum Krankenhaus wolltest. Und jetzt gibt es da eine tote Krankenschwester. Sie wurde kurz nach Mitternacht von einem wilden Tier getötet.«
    Jude sprang auf und kam zur Tür gestürzt. Er umklammerte die Gitterstäbe; seine Hände lagen direkt über meinen.
    »Und das ist dann dein erster Gedanke? Dass ich es war?«
    Er schlug mit der Hand vor das Gitter. Die Tür erzitterte und kam mir fast entgegen. Plötzlich wurde mir klar, dass das Vorhängeschloss nur zur Zierde diente. Wenn er gewollt hätte, hätte er die Tür aus den Angeln heben können.
    Ich wich zwar nicht zurück, konnte ihm aber auch nicht in die Augen sehen. Ich hatte zu viel Angst davor, womöglich etwas in ihnen zu entdecken. »Antworte auf meine Frage? Hast du es getan?«
    »Wäre ich hier, wenn ich’s getan hätte?«
    »Erzähl mir, was du gestern Abend gemacht hast.«
    »Ich bin direkt in die Stadt gegangen, hab nach Dad gesehen, und bin gleich wieder zurückgekommen. Ich habe mit niemandem gesprochen – und ganz sicher niemanden getötet , während ich weg war. Ich war um elf Uhr wieder hier.« Mit dem Finger stieß er den kleinen Fernseher an, den Dad für ihn aufgestellt hatte. »Ich könnte für dich die Late Night Show nachspielen, wenn du willst. Dieser Schauspieler, den April so toll findet, hat auf dem Schreibtisch des Moderators einen Stepptanz veranstaltet und dabei versehentlich einen Becher Kaffee über eins von diesen Supermodels verschüttet. Da war schwer was los«, sagte er mit einem bitteren Unterton.
    Ich ließ die Gitterstäbe los. »Ich musste es nur wissen.«
    »Wirklich schön, Grace. Ich bin seit über einer Woche zurück, und bei dem ersten Besuch bezichtigst du mich gleich des Mordes. Als Daniel so lange weg war und dann wiederkam, hast du versucht ihn zu küssen. Ich bin echt froh, dass ich weiß, was ich an dir habe.«
    Seine Worte entsprachen so sehr der Wahrheit, dass sie wie eine Ohrfeige schmerzten. Ich trat einen Schritt zurück.
    »Jude, ich …«
    »Verzieh dich«, fauchte er.
    »Jude, bitte.«
    »Mach, dass du rauskommst!«, brüllte er und schlug mit beiden Fäusten vor das Gitter. Die Türangeln quietschten. »Komm ja nicht wieder her. Wenn du denkst, dass ich so ein wildes Tier bin, dann komm verdammt noch mal besser nicht in meine Nähe.«
    »Jude …«
    »Raus!«, schrie er und sah dabei aus, als würde er gleich die Tür aus der Verankerung reißen.
    Ich taumelte rückwärts auf die Treppe zu und lief hinauf in den Flur.
    Kurz nach Sonnenaufgang
    Ich saß auf den Stufen der Pfarrkirche und betrachtete den Himmel, der sich über den Hügeln von Rose Crest von einem Grau-Violett in ein helles frisches Gelb verwandelte. Eine Farbe, die so gar nicht zu meiner düsteren Stimmung passte. Ich hasste mich selbst, weil ich so schreckliche Mutmaßungen über Jude angestellt hatte.
    So viel zum Thema Friedensverhandlungen.
    Allerdings war mir klar, dass es ziemlich dumm von mir gewesen wäre, ihn nicht gleich zu verdächtigen – insbesondere dann, wenn er sich tatsächlich als Mörder entpuppen sollte …
    Mist! Ich drehte mich im Kreis.
    Aber es musste doch etwas bedeuten, dass er zurückgekommen war, nachdem April ihn gestern Nacht hinausgelassen hatte.
    Perfektes Alibi, flüsterte der Wolf.
    Und was hatte es zu bedeuten, dass er schon die ganze Zeit die Gittertür hätte rausreißen und dann entkommen können – und trotzdem einverstanden war, dass wir ihn einsperrten?
    Er täuscht dich.
    Aaargh. Ich umklammerte den Mondstein und drängte die Stimme des Wolfs aus meinem Bewusstsein.
    Wenn dieser schreckliche Traum – in dem ich noch einmal miterleben musste, wie Jude dem Fluch der Werwolfs erlag – nicht gewesen wäre und mich so paranoid gemacht hätte, dann hätte ich vielleicht auch etwas klarer denken können, bevor ich mit meinen Anschuldigungen zu ihm hineingestürmt wäre.
    Was war überhaupt der springende Punkt an diesem Traum?
    Wieso wollte mein Unterbewusstsein – oder Daniel, oder wer oder was auch immer mit mir im Schlaf zu kommunizieren versuchte – dass ich noch einmal durchlebte, was in jener Nacht auf dem Dach der Pfarrkirche geschehen war?
    Vielleicht wollte

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