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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Automatisch zog ich ein düsteres Gesicht.
    Katie biss sich auf die Lippe. »So hab ich das nicht gemeint«, sagte sie und nahm ihr Paket in die andere Hand. »Das mit deinem Dad tut mir leid.«
    »Danke«, gab ich zurück. »Ich muss jetzt weiter.« Als ich an ihr vorbeilief, konnte ich nicht umhin zu denken, dass ihre und Daniels Bewerbung jetzt mit derselben Post nach Trenton geschickt würden.
    Und von deiner ist weit und breit nichts zu sehen, sagte der Wolf.
    Aber das macht nichts, hielt ich dem Wolf entgegen. Weil ich genau weiß, wie sehr Daniel mich liebt. Selbst du kannst mich nicht vom Gegenteil überzeugen.
    »Hey, Grace«, rief Katie mir nach.
    Ich drehte mich um. Sie lächelte mich versöhnlich an. »Meine Eltern sind verreist und ein paar Freunde aus meinem alten Viertel kommen mich besuchen. Sie wollen morgen Abend auf eine Party, von der sie gehört haben. Du solltest mitkommen. Vielleicht tut’s dir ja gut, dich mal etwas abzulenken.«
    Katie war vielleicht in mancher Hinsicht meine Konkurrentin, aber es fiel mir schwer, sie nicht zu mögen. »Ähm, danke. Aber lieber nicht.« Mein Leben war auch ohne Party schon kompliziert genug. »Viel Glück«, sagte ich und zeigte auf ihr Paket.
    »Ja, für dich auch …«, setzte sie an, wurde jedoch von einem lautstarken Chor aus Autohupen übertönt.
    Ich runzelte die Stirn.
    »Das sind wohl die Jäger«, rief Katie über den Lärm hinweg, der von der Straße zu uns drang. »Sie haben schon in der Schule gefragt, wer an der Wolfsjagd teilnehmen möchte.«
    »Wolfsjagd?« Mein Magen rutschte mir in die Kniekehlen. Ich ließ Katie stehen und lief zurück um die Hausecke. Eine größere Gruppe von Männern und älteren Jungen saß in Pick-ups vor dem Laden und blockierte mehr oder weniger die Main Street. Auf fast jedem Wagen war ein Gewehrständer montiert, und ein paar der Männer hielten Waffen in den Händen.
    »Was ist denn los?«, fragte ich Justin Fletcher, der hinten auf dem Pick-up seines Vaters saß.
    »Wir gehen jagen.« Er grinste mich an. »Hast du’s nicht gehört? Der Bürgermeister hat 2500 Dollar auf den Kopf des Wolfs ausgesetzt, der in den Wäldern herumläuft und heult. Und die Bradshaws zahlen noch mal dasselbe, wenn die Leiche des Wolfs in die Stadt gebracht wird. 5000 Dollar für einen Wolf – das lässt sich kaum überbieten.«
    »Heilige Scheiße«, erwiderte ich, und biss mir auf die Zunge, um nicht noch schlimmere Schimpfwörter loszulassen. »Aber was ist denn mit dem Sturm?« Die grauen Wolken, die sich am Himmel aufgetürmt hatten, als ich in den Laden gegangen war, waren jetzt pechschwarz.
    »Ein paar Leute werden ihn vermutlich abwarten.« Der Motor des Pick-ups heulte auf, und Justin hielt sich fest. »Aber im Radio haben sie gesagt, dass er wahrscheinlich vorbeizieht. Und die meisten hier in der Stadt wollen noch heute Abend losgehen. Bei so einem Kopfgeld werden sich bald Jäger aus dem ganzen Landkreis im Wald tummeln. Der Hilfssheriff hat sogar kostenlose Munition verteilt.« Er hielt eine kleine Schachtel in die Höhe, die mir bekannt vorkam. Mein Herz krampfte sich zusammen. Es waren die Silberkugeln von Mr Day.
    Nachdem die Pick-ups weggefahren waren, rannte ich hinüber zur Pfarrkirche. Glücklicherweise war mein Knöchel inzwischen völlig verheilt. Ich lief direkt zu der kleinen Hausmeisterwohnung auf der Rückseite der Kirche und hämmerte an die Tür. Hoffentlich war Gabriel da. Ich brauchte seine Hilfe. Vielleicht könnte er ja seinen Einfluss als Pastor geltend machen und diese Leute von der Jagd abhalten. Nicht sehr wahrscheinlich – aber immerhin könnte er mir sagen, was ich nun machen sollte. Vielleicht könnte er mir helfen, Daniel zu finden. Schließlich war er der Letzte, der ihn gesehen hatte.
    Als niemand auf mein Klopfen reagierte, fiel mir wieder die Unterhaltung mit Gabriel am Abend zuvor ein. Er hatte gesagt, dass er früh morgens aufbrechen wollte. Ich drehte langsam den Türknauf herum und spähte in die Wohnung. Abgesehen von der Matratze und dem kleinen Schreibtisch, war alles leer. Lediglich ein kleiner Zettel lag auf der Matratze. Ich hob ihn auf. Die Zeichnung darauf hatte starke Ähnlichkeit mit mir – nur dass auf dem Gesicht des Mädchens ein Ausdruck der Zuversicht lag. Es sah so selbstsicher aus und schien bereit, es mit allen Herausforderungen aufzunehmen. Das konnte unmöglich ich sein.
    Ich drehte den Zettel herum und entdeckte die Worte Die Göttliche auf der Rückseite. Wir sehen

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