Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
Pyjama. Während er sich im Badezimmer umzog, wartete ich auf dem Bettsofa und versuchte nicht zu viel darüber nachzudenken, was beim letzten Mal beinahe passiert war, als wir alleine in diesem Raum gewesen waren. Denn genau aus diesem Grund, durfte ich hier eigentlich gar nicht sein.
»Tut mir leid, dass es etwas gedauert hat«, sagte Daniel und betrat das Wohnzimmer. Er trug eine dunkle Jeans und ein weißes Hemd, dessen Kragen offen stand und seine wohlgeformte Brust betonte. »Ich musste erst mal drei verschiedene Hosen probieren, bevor ich ein passende gefunden habe.«
»Ich hab doch gesagt, dass ich mir das nicht einbilde. Du bist wirklich kräftiger geworden.« Ich stand vom Bett auf, ging zu ihm und legte eine Hand auf die festen Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass es mich stören würde. Du siehst einfach besser aus als je zuvor …« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
Daniel gab ein kleines Lachen von sich. »Versuchst du, deine Nerven zu beruhigen, bevor wir losfahren?« Er neigte seinen Kopf, damit sich unsere Lippen berühren konnten. Gerade als er mich küssen wollte, hörten wir, wie sich die Tür zu seiner Wohnung öffnete. »Wir kriegen Besuch.«
Ich ließ Daniel los, drehte mich um und sah Brent, Zach und Ryan in der Tür stehen. Slade wartete ein Stückchen hinter ihnen auf der Treppe.
»Wir haben Stimmen gehört«, sagte Ryan. »Da mussten wir mal nachsehen. Darf ja niemand in Alphas Wohnung eindringen, solange er weg ist.«
Brent stieß Ryan mit dem Ellbogen an und zeigte auf Daniel, der hinter mir stand. »Sieht nicht so aus, als wär’ er noch länger weg.«
»Heilige Scheiße«, sagte Ryan. »Bist du’s wirklich?«
»Vor fünf Minuten war ich’s noch«, erwiderte Daniel.
»Heilige Scheiße!« Ryan kam wie ein kleines aufgeregtes Hündchen auf uns zugestürzt. Brent und Zach folgten ihm. Slade blieb in der Tür stehen. Es kam mir fast vor, als hätte er ein wenig Angst.
»Ich kann’s nicht glauben«, sagte Ryan. »Anscheinend hab ich meine Wette verloren. Ich hätte schwören können, dass wir dich vor Thanksgiving nicht mehr in menschlicher Form erleben würden.«
»Du hast doch sogar auf nächsten März gewettet«, sagte Brent.
Ryan wirbelte herum. »Nein. Hab ich nicht.«
»Hast du wohl. Ich hab alle Wetten aufgeschrieben.« Brent steckte die Hand in seine Hosentasche. Ryan schien auf ihn losgehen zu wollen.
»Hey, Jungs«, sagte ich. »Ist das euer Ernst?«
Ryan und Brent unterbrachen ihre Streitereien und sahen mich an.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du die verlorenen Jungs endlich persönlich kennenlernst«, sagte ich zu Daniel.
»Ach, wie in diesem alten Film mit Kiefer Sutherland? The Lost Boys ?«
»Wie? Nein, ich meinte eher so was wie Peter Pan und die verlorenen Jungs .«
»Sind wir etwa Feen oder was?«, fragte Slade.
»Nein«, sagte Brent. »Sie redet von den verlorenen Jungs, die nicht erwachsen werden wollen und ihren Unsinn mit Peter Pan treiben.«
»Für mich klingt das immer noch nach Feen oder Elfen.« Slade verschränkte seine tätowierten Arme vor der Brust.
»Und für mich klingt das immer noch nach diesem Kiefer-Sutherland-Film.« Daniel grinste.
»Wir haben als Kinder zusammen in dem Theaterstück gespielt«, sagte ich. »Du warst total stinkig, weil deine Mom dir Strumpfhosen angezogen hatte, und du lieber ein Pirat gewesen wärst.«
Daniel hob seine Hand. »Hey, partielle Amnesie, weißt du noch? Ich muss wohl jedwede Erinnerung an Strumpfhosen ausgeblendet haben.«
Brent, Zach und Ryan brachen in Gelächter aus. Sogar Slade konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
»Na, wie auch immer«, sagte ich. »Ich dachte nur, es wäre an der Zeit, dass du dein Rudel kennenlernst.«
»Und noch dazu persönlich.« Daniel reichte Zach die Hand. »Tut mir leid, mein Gedächtnis ist wie gesagt etwas durcheinander. Ich erinnere mich an keine Namen.«
»Das ist Zach«, erklärte ich, als Daniel ihm die Hand schüttelte. »Der Jüngste ist Ryan. Der Unausstehliche ist Brent.«
»Die Bezeichnung weiß ich zu schätzen«, erwiderte Brent. Anstatt sich die Hand zu reichen, stießen sie unbeholfen die Fingerknöchel aneinander.
»Und das ist Slade«, fügte ich hinzu und deutete auf den vierten im Bunde.
Daniel streckte ihm die Faust entgegen. Ich hätte schwören können, dass der tätowierte Rennfahrer einen winzigen Augenblick zusammenzuckte.
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