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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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hättest dir deine Angeberei wohl besser gespart, was?«, sagte ich zu Daniel.
    Er grinste. »Sieht so aus.«
    »Das ist nicht witzig.« Charity zeigte abwechselnd mit dem Gewehr auf Daniel und mich. »Ich bin nicht blöd, Grace. Ich weiß … du denkst, ich bin erst zwölf und sollte so was gar nicht mitkriegen. Aber ich weiß genau, dass hier irgendwas faul ist. Seit Daniel zurück ist … und Leute plötzlich von wilden Hunden getötet werden. Und dann diese ganzen Berichte über die Rückkehr des Markham-Street-Monsters.«
    »Natürlich bist du nicht blöd. Aber es ist nicht so, wie du denkst. Daniel hat nichts damit zu tun.«
    Charity schüttelte den Kopf und schwenkte die Waffe bedrohlich hin und her. Sie kniff die Augen zusammen und schien ihre aufkommenden Tränen bekämpfen zu wollen. »Er ist ein Monster, stimmt’s? Ein … ein … ein Werwolf?«
    Ich öffnete den Mund und wollte ihr jede erdenkliche Lüge auftischen, die sie vom Gegenteil überzeugen könnte. Aber Daniel legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Sie weiß, was ich bin. Und anscheinend ist die Zeit gekommen, um ihr auch den Rest der Geschichte zu erzählen.«
    »Dann ist es also wahr?« Ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Ich konnte mir vorstellen, wie schockiert sie sein musste – sogar ich hatte es damals nicht gut verkraften können, als ich von Daniels wahrem Wesen erfahren hatte – doch wenn sie jetzt die Kontrolle verlor, würde das Gewehr mit Sicherheit losgehen.
    In meinem Kopf spielten sich verschiedene Möglichkeiten ab, wie ich auf sie springen könnte, um ihr die Waffe zu entreißen. Tu es!, fauchte der Wolf in meinem Inneren. Sie ist eine Gefahr für dich. Mach sie fertig.
    Nein. Nichts schien mir realistisch, ohne dass dabei einer von uns zu Schaden kommen würde. »Ja, Charity. Es stimmt. Aber was willst du jetzt tun?« Ich trat einen winzigen Schritt zur Seite. »Willst du Daniel erschießen?«
    »Ich weiß nicht.« Sie kämpfte weiter mit den Tränen. »Ist es nicht das, was ich tun sollte? Sollte ich nicht versuchen, uns alle zu beschützen?«
    »Wenn du ihn erschießt, weil er ein Werwolf ist, dann musst du auch Jude erschießen …« Ich stellte mich zwischen Daniel und Charity, sodass die Waffe jetzt auf mich gerichtet war. »Und zuerst musst du mich erschießen.« Obwohl ich in diesem Moment noch kein rasender Werwolf war, wusste ich, dass es das Fass zum Überlaufen bringen würde, wenn ich zusehen müsste, wie Daniels Herz von einer Silberkugel in Stücke gerissen wurde. »Jetzt weißt du, was wir sind. Aber wir haben nichts von dem getan, was du vielleicht denkst.«
    »Nicht, Grace.« Daniels Hand drückte meine Schulter. Er war bereit, mich aus der Schusslinie zu bringen, wenn es erforderlich sein sollte.
    Ich bewegte mich nicht von der Stelle. »Also, wie entscheidest du dich?«, fragte ich meine Schwester.
    Abgesehen von den verweinten roten Augen war ihr Gesicht so weiß wie die Wolken am Himmel. »Bist du ein …? Das kann ich nicht glauben. Du kannst kein … Du bist doch meine Schwester. Ich verstehe nicht, wie …«
    »Gib mir das Gewehr, und ich verspreche dir, alles zu erzählen.« Ich streckte die Hand aus.
    »Alles?«
    »Ja«, sagte Daniel.
    Noch fast vierzig Mal hörte ich mein Herz in der Brust hämmern, bevor Charity schließlich das Gewehr herunternahm und es mir hinhielt. Schnell gab ich es an Daniel weiter. Dann fiel mir Charity in die Arme und schluchzte wie ein kleines Mädchen, das sie, wie ich wusste, schon länger nicht mehr war.
    Eine Stunde später
    Eine ganze Weile hielt ich Charity ganz fest, bevor sie schließlich auf die Blätter hinuntersank, die über den Rasen verstreut lagen. Sie bat uns, ihr alles von Anfang an zu erzählen. Daniel gab ihr eine kurze Zusammenfassung über die Geschichte der Urbats, überließ es mir jedoch, über unsere Erlebnisse im Laufe des letzten Jahres zu berichten. Offenbar war seine Erinnerung noch immer etwas lückenhaft, denn als ich zu den Geschehnissen der letzten Woche kam, hörte er genauso aufmerksam zu wie Charity.
    Ich erzählte Charity die ganze Wahrheit, ließ allerdings die persönlichen Details raus. Beispielsweise erzählte ich ihr nicht, wie ich Daniel die ganze Nacht in meinem Bett umklammert hatte, damit er dem Verlangen widerstehen konnte, sich wieder in den weißen Wolf zurückzuverwandeln. Ich erzählte ihr auch nicht, was sich im Kerker von Calebs Lagerhaus zugetragen hatte. Abgesehen davon

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