Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
können, dass das Pete war. Aber ich war so beschäftigt mit meinen Selbstzweifeln, dass ich gar nicht auf die Idee kam …«
»Du meinst also, dass Pete diese Krankenschwester getötet hat?« Plötzlich fühlte ich mich ziemlich schuldig, weil ich Jude verdächtigt hatte.
»Ja. Ich glaube schon. Akhs werden mit ihrem Blutdurst geboren. Um zu überleben, müssen sie in den ersten Tagen Unmengen von Blut und psychischer Energie in sich aufsaugen. Das heißt, dass er zu Beginn völlig wahllos töten wird. Aber danach ist es nur eine Frage der Zeit, bis er anfängt, sich mit Menschen aus seinem früheren Leben zu beschäftigen …«
»Was sagst du da?« Ich musste an Charity denken und war froh, dass sie Pete nur durch das Autofenster gesehen hatte. Dann allerdings fiel mir Petes Mutter Ann ein. Würde er nach Hause gehen und sie suchen, sobald seine Erinnerungen zurückkamen? Und wo auf Petes Liste mit potenziellen Opfern stand ich?
Talbot nahm meinen Arm und zog mich zu seinem Wagen, der hinter der Pfarrkirche geparkt war. »Wir werden Pete Bradshaw noch einmal töten müssen«, sagte er und klang ziemlich aufgeregt.
»Warte.«
Ich legte meine Hand auf seine. Er blieb stehen und blickte auf sie hinunter.
»Komm schon, Grace. Du und ich gehen wieder auf Dämonenjagd. Genau so wie es sein sollte.«
Zögernd lächelte ich ihn an. Ihm schien die Idee wirklich zu gefallen. »Wie sollen wir Pete denn überhaupt finden?«
»Neugeborene Akhs sind wegen ihres Blutdursts ziemlich durchschaubar. Er wird sich einen Ort aussuchen, der die größte psychische und sexuelle Energie ausstrahlt. Er wird es riechen können. Zum Beispiel eine große Party irgendwo. Normalerweise sind die neuen Akhs immer im Depot aufgetaucht. So konnten wir auch so viele von ihnen für die Shadow Kings rekrutieren. Aber nachdem das Depot nicht mehr existiert, muss er sich einen anderen Ort suchen.« Plötzlich schnippte er mit den Fingern. »Und ich weiß genau, wo das sein könnte.«
»Wo denn?«, fragte ich und machte einen Schritt auf ihn zu.
»Heute Abend gibt es eine Trance-Party.«
»Eine was bitte?«
»Trance-Party. Du weißt doch, dass Akhs ihre Opfer in Trance versetzen können, indem sie ihnen in die Augen schauen? Sie tun es, um sich von der psychischen Energie eines Menschen zu ernähren und mit ihrem freien Willen zu spielen.«
»Ja.« Ich wusste es nur zu gut. Ich wäre fast gestorben, als es mir zuletzt passiert war.
»Okay, und eine Trance-Party ist so eine Art Rave. Nur dass die Menschen dort anstatt Ecstasy Akhs benutzen, um high zu werden.«
»Soll das heißen, dass Leute zu diesen Partys gehen und sich freiwillig von den Akhs aussaugen lassen?«
»Ja, genau. Die Akhs können ohne großen Aufwand ihre Gier stillen, und die Menschen werden high und trennen sich für eine Nacht von ihrem freien Willen. Manche fahren total darauf ab.«
»Igitt.« Ich zog ein angeekeltes Gesicht. »Aber haben die Menschen denn keine Angst, dass die Akhs zu viel aus ihnen heraussaugen und sie dann sterben könnten?«
»So was kann passieren«, sagte Talbot. »Besonders dann, wenn neue Akhs dabei sind. Sie wollen nicht nur eine schnelle Befriedigung ihres Hungers, sondern sie kommen, um zu töten. Aber diese Gefahr macht anscheinend für manche Leute erst den Reiz aus. Und viele von den Besuchern sind nur naive Kinder, die gar nicht wissen, was um sie herum passiert. Die meisten können sich am nächsten Morgen an gar nichts erinnern.«
»Und du meinst, dass wir Pete bei dieser Party auflauern könnten?« Ich schaute in seine grünen Augen. Gleichzeitig fasste ich in meine Tasche und drückte auf eine Taste meines Handys.
»Ich würde meinen Wagen darauf verwetten.«
»Aber wo ist denn diese Party?«
»Normalerweise gibt es nach Halloween immer irgendwo eine Party in einem leer stehenden Haus, wo die Einrichtung und das ganze Drumherum schön gruselig aussehen. Ich habe gehört, dass die Trance-Party heute Abend auf der Frightmare Farm stattfindet.«
»Die alte Farm außerhalb von Rose Crest? Ist die nicht geschlossen worden, weil sie als unsicher gilt?« April und ich waren früher oft durch die Maisfelder an der alten Farm gestreift, die an Halloween immer wie ein Spukhaus wirkte und für alle eine große gruselige Attraktion war. In diesem Jahr waren wir allerdings nicht hingegangen, weil in der ersten Nacht jemand durch die verfaulten Dielen gefallen war und der ganze Ort deswegen abgesperrt wurde. Ich hatte gehört, dass die
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