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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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verschleiert die Lebensumstände der Seherkinder gerne, weil die Seifenblase sonst platzen könnte. Man kriegt so seine Zweifel.«
    Der Regen prasselte auf das Dach des Cafés.
    »Warum hat Clemens dich hierher geschickt?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Er war besessen vom dritten Geheimnis, und dieser Ort hier steht damit in Verbindung. «
    Er beschloss, ihr von Clemens ’ Vision zu erzählen, vermied aber jeden Hinweis, dass die Jungfrau den Papst aufgefordert hatte, sein Leben zu beenden. Er sprach flüsternd.
    »Du bist hier, weil die Jungfrau Maria Clemens aufgefordert hat, dich hierher zu schicken?«, fragte sie.
    Er lenkte die Aufmerksamkeit der Kellnerin auf sich und hob zwei Finger für zwei neue Bier.
    »In meinen Ohren klingt das so, als hätte Clemens den Verstand verloren. «
    »Und genau deshalb wird die Welt auch niemals erfahren, was geschehen ist.«
    »Vielleicht sollte sie das aber.«
    Diese Bemerkung gefiel ihm nicht. »Ich habe dir das im Vertrauen erzählt. «
    »Das weiß ich. Ich sagte auch nur, dass die Welt vielleicht davon erfahren sollte.«
    Angesichts der Umstände von Clemens ’ Tod war das vollkommen ausgeschlossen. Er blickte auf die regengepeitschte Straße hinaus. Da war etwas, was er wissen wollte. »Wie steht es mit uns, Kate?«
    »Ich weiß, wo ich als Nächstes hin will.«
    »Was würdest du in Rumänien tun?«
    »Diesen Kindern helfen. Ich könnte ein Tagebuch führe n u nd Artikel veröffentlichen. Die Aufmerksamkeit der Welt auf dieses Leiden lenken.«
    »Ziemlich hartes Leben.«
    »Ich komme von dort. Du kannst mir da nicht viel Neues erzählen.«
    »Ex-Priester verdienen nicht sonderlich viel.«
    »Man lebt dort billig.«
    Er nickte und hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und ihre Hand ergriffen, aber das wäre nicht klug. Nicht hier . Sie schien seinen Wunsch zu spüren und lächelte. »Heb es dir auf, bis wir im Hotel sind.«
    43
    Vatikanstadt, 19.00 Uhr
     
    » Ich bitte um einen dritten Wahlgang«, sagte der Kardinal aus den Niederlanden. Er war Erzbischof von Utrecht und einer von Valendreas treuesten Anhängern. Valendrea hatte gestern mit ihm besprochen, dass er sofort um einen dritten Wahlgang bitten sollte, falls die ersten beiden ergebnislos blieben.
    Valendrea war nicht glücklich. Ngovis vierundzwanzig Stimmen gleich beim ersten Wahlgang hatten ihn überrascht. Er hatte vielleicht mit einem Dutzend für den Afrikaner gerechnet, mehr nicht. Seine eigenen zweiunddreißig Stimmen waren in Ordnung, aber weit von den sechsundsiebzig entfernt, die er für die Wahl brauchte.
    Der zweite Wahlgang hatte ihn jedoch bestürzt, und er hatte seine ganze diplomatische Zurückhaltung aufbringen müssen, um nicht in Wut zu geraten. Ngovis Unterstützun g w uchs auf dreißig Stimmen an, während seine eigenen Anhänger es auf schlappe einundvierzig brachten. Die verbliebenen zweiundvierzig Stimmen verteilten sich auf drei weitere Kandidaten. Erfahrungsgemäß musste ein Favorit mit jedem Wahlgang gehörig zulegen, um seine Spitzenstellung zu behalten. Alles andere wurde als Schwäche empfunden, und es war bekannt, dass die Kardinäle einen geschwächten Kandidaten rasch fallen ließen. Es war schon oft vorgekommen, dass ein unbeschriebenes Blatt sich im zweiten Wahlgang plötzlich als aussichtsreicher Kandidat entpuppt und schließlich die Papstwürde gewonnen hatte. Johannes Paul I. und II. waren beide aus solchen Wahlen hervorgegangen, und Clemens XV. ebenfalls. Valendrea wünschte sich keine Wiederholung.
    Er stellte sich vor, wie die Klugschwätzer auf dem Petersplatz über die beiden schwarzen Rauchwolken sinnieren würden, die bisher aufgestiegen waren. Arschlöcher wie Tom Kealy würden in die ganze Welt hinausposaunen, dass die Kardinäle offensichtlich geteilter Meinung seien und sich noch kein klarer Favorit herausgeschält habe. Die Presse würde weiter über Valendrea herziehen. In den letzten zwei Wochen hatte Kealy sich ein ganz gemeines Vergnügen daraus gemacht, ihn in den Dreck zu ziehen, und das zugegebenermaßen sehr raffiniert angestellt. Kealy hatte sich niemals über Valendrea persönlich geäußert. Keinerlei Hinweis auf Kealys anhängiges Exkommunikationsverfahren. Stattdessen hatte der Häretiker auf dem Italien-versus-die-Welt- Argument herumgeritten, das in den Medien offensichtlich zog. Valendrea hätte das Tribunal vor Wochen so schnell durchziehen sollen, dass Kealy jetzt ohne Soutane dastünde. Dann wäre der Idiot wenigstens nur noch ein

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