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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Petersplatzes glänzte noch vom Regen, und überall standen Pfützen, es sah aus wie eine Seenplatte im Kleinformat. Die Fernsehteams waren noch da, und viele sendeten jetzt Berichte nach Hause.
    Michener hatte den Gerichtshof verlassen, bevor die Sitzung beschlossen wurde. Wie einer seiner Mitarbeiter ihm später berichtete, hatte die Auseinandersetzung zwischen Father Kealy und Kardinal Valendrea sich noch beinahe zwei Stunden hingezogen. Michener fragte sich nach dem Sinn der Verhandlung. Die Entscheidung, Kealy zu exkommunizieren, stand mit Sicherheit schon längst fest. Nur wenige von Exkommunikation bedrohte Geistliche wandten sich je an das Tribunal, und Kealy hatte es wahrscheinlich getan, um auf seine Organisation aufmerksam zu machen. In wenigen Wochen würde man erklären, Kealy befinde sich nicht im Einklang mit dem Heiligen Stuhl. Danach war er einfach nur noch einer der vielen Ausgeschlossenen, die ihrerseits die Kirche als eine Art vom Aussterben bedrohten Dinosaurier darstellten.
    Manchmal glaubte Michener, dass Kritiker wie Kealy Recht haben könnten.
     
    N ahezu die Hälfte der katholischen Weltbevölkerung lebte inzwischen in Lateinamerika, nahm man Afrika und Asien dazu, stieg der Anteil dieser Gruppe auf drei Viertel. Diese wachsende internationale Mehrheit zufrieden zu stellen, ohn e d ie Europäer und Italiener vor den Kopf zu stoßen, war täglich eine neue Herausforderung. Kein Staatsoberhaupt hatte eine so komplizierte Aufgabe zu bewältigen. Doch die katholische Kirche hatte zweitausend Jahre lang alle möglichen Zerreißproben überstanden – was keine andere Institution von sich behaupten konnte –, und vor Michener lag nun eine der großartigsten Manifestationen ihres Geistes.
    Der schlüsselförmige Platz, den Berninis wunderbare halbkreisförmige Kolonnaden umschlossen, war atemberaubend schön. Michener bewunderte die Vatikanstadt seit eh und je. Zum ersten Mal war er vor einem Dutzend Jahren als Assistent des Erzbischofs von Köln hierher gekommen. Nach der Prüfung seiner Tugendhaftigkeit durch Katerina Lew war er umso entschlossener gewesen. Er erinnerte sich, wie er die vierundvierzig Hektar große, von einer Mauer umschlossene Enklave erkundet und sich darüber gewundert hatte, welche Erhabenheit in zweitausend Jahren beständiger Bautätigkeit zu erreichen war.
    Die winzige Nation lag nicht auf einem der sieben Stadthügel, auf denen Rom erbaut worden war, sondern krönte den Mons Vaticanus auf der rechten Tiberseite. Der Vatikanstaat hatte nicht einmal zweihundert echte Staatsbürger, und von diesen besaßen noch weniger einen Pass. Kein einziger Mensch war je hier geboren worden, außer den Päpsten starb kaum jemand hier, und noch weniger Menschen wurden hier begraben. Die Regierungsform war eine der letzten verbliebenen absoluten Monarchien der Welt, und Michener hatte es immer als paradox empfunden, dass der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen die UN-Menschenrechtserklärung nicht unterschreiben konnte, weil es in den Grenzen des Vatikans keine Religionsfreiheit gab.
    Michener sah zwischen den Antennenwäldern der Fernseh ü bertragungswagen hindurch auf den sonnigen Platz. Ihm fiel auf, dass die Leute sich nach rechts oben gewandt hatten. Einige riefen: » Santissimo Padre. « Heiliger Vater. Er folgte ihren Blicken und sah, wie im dritten Stock des Apostolischen Palastes zwischen den hölzernen Läden eines Eckfensters das Gesicht Clemens XV. auftauchte.
    Viele Menschen begannen zu winken. Clemens winkte zurück.
    »Er fasziniert dich noch immer, nicht wahr?«, hörte er plötzlich eine Frauenstimme.
    Er drehte sich um. Einige Schritte von ihm entfernt stand Katerina Lew. Irgendwie hatte er gewusst, dass sie ihn finden würde. Sie trat zu ihm in den Schatten der Kolonnade. »Du hast dich kein bisschen verändert. Noch immer im Tête-à-tête mit deinem Gott. Das hab ich im Gerichtssaal in deinen Augen gesehen.«
    Michener versuchte zu lächeln, konzentrierte sich dann aber auf die Herausforderung, die vor ihm lag. »Wie ist es dir ergangen, Kate?« Ihre Gesichtszüge wurden milder. »Ist das Leben so gelaufen, wie du es dir gewünscht hast?«
    »Ich kann mich nicht beklagen. Nein, ich werde mich nicht beklagen. Das bringt nichts. So hast du dich doch einmal übers Klagen geäußert.«
    »Das höre ich gerne.«
    »Woher wusstest du, dass ich heute Vormittag da sein würde?«
    »Ich habe vor ein paar Wochen dein Akkreditierungsgesuch gesehen. Darf

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