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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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machen. Soll man das alles plötzlich aufgeben? Der Papst ist nicht länger einfach nur der Bischof von Rom. Er ist das Oberhaupt einer Milliarde von Gläubigen, die mehrheitlich weder Italiener noch Europäer noch auch nur europäischer Abstammung sind. Da wäre es Selbstmord, Valendrea zu wählen. Umso mehr, wenn es jemanden wie Ngovi gibt, der ebenfalls papabile ist, aber weit attraktiver in den Augen der Welt.«
    Plötzlich spürte Katerina eine Hand auf der Schulter und schrak zusammen. Sie fuhr herum und blickte in die schwarzen Augen Paolo Ambrosis. Der unangenehme kleine Priester stand ganz dicht neben ihr. Sie spürte, wie Ärger in ihr hochkochte, doch sie blieb ruhig.
    »Anscheinend mag er Kardinal Valendrea nicht besonders«, flüsterte der Priester.
    »Nehmen Sie Ihre Pfoten von meiner Schulter!«
    Ein Lächeln spielte um Ambrosis Mundwinkel, und er nahm die Hand weg. »Dachte ich ’ s mir doch, dass Sie hier sein könnten.« Er deutete auf Kealy. »Mit Ihrem Geliebten.«
    Katerinas Magen zog sich zusammen, doch sie zwang sich, sich keine Angst anmerken zu lassen. »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie wollen doch sicher nicht hier mit mir reden? Sollte Ihr Genosse den Kopf zu Ihnen drehen, würde er sich vielleicht wundern, warum Sie sich mit einem Freund seines Erzfeindes unterhalten. Er könnte vielleicht sogar eifersüchtig werden und einen Wutanfall bekommen.«
    »Ich bezweifle, dass er von Ihnen irgendwas zu befürchten hat. Und ich selbst pinkele im Sitzen, da bin ich wohl kaum Ihr Typ.«
    Ambrosi erwiderte nichts, doch vielleicht hatte er ja Recht. Was immer er zu sagen hatte, sollte besser unter vier Augen bleiben. Daher führte sie ihn durch die Kolonnaden, vorbei an Budenreihen, wo Briefmarken und Münzen verhökert wurden.
    »Abscheulich«, bemerkte Ambrosi mit einer Geste zu den Händlern. »Die tun so, als wäre Karneval. Einfach nur eine Gelegenheit zum Geldverdienen.«
    »Die Opferstöcke im Petersdom sind nach Clemens ’ Tod bestimmt sofort verschlossen worden. «
    »Sie Klugschwätzerin.«
    »Was haben Sie denn? Tut die Wahrheit Ihnen weh?«
    Sie hatten den Vatikan inzwischen hinter sich gelassen und befanden sich auf einer typischen Straße Roms, einer von einem Gewirr schicker Wohnungen gesäumten Via . Ihre Nerven vibrierten vor Anspannung. Sie blieb stehen. »Was wollen Sie?«
    »Colin Michener reist nach Bosnien. Seine Eminenz möchte, dass Sie ihn begleiten und berichten, was er tut.«
    »Sie haben sich nicht einmal für Rumänien interessiert. Bis eben habe ich kein Wort von Ihnen gehört.«
    »Das war unwichtig geworden. Dies hier ist wichtiger.«
    »Ich habe kein Interesse. Außerdem reist Colin nach Rumänien. «
    »Nicht jetzt. Erst fliegt er nach Bosnien. Zum Schrein von Medjugorje.«
    Sie war verwirrt. Warum sollte Michener sich zu einer solchen Pilgerfahrt veranlasst sehen, umso mehr nach dem, was er zuvor gesagt hatte?
    »Seine Eminenz trug mir auf, Ihnen auszurichten, dass Sie noch immer einen Freund im Vatikan haben. Einmal abgesehen von den zehntausend bereits bezahlten Euro.«
    »Er sagte, das Geld gehöre mir. Ohne Auflagen.«
    »Interessant. Anscheinend sind Sie keine billige Hure.«
    Sie schlug ihm ins Gesicht.
    Ambrosi zeigte keine Überraschung. Er starrte sie einfach nur mit seinem stechenden Blick an. »Sie werden mich kei n z weites Mal schlagen.« Seine Stimme hatte etwas Schneidendes, einen Tonfall, der ihr nicht gefiel.
    »Ich habe keine Lust mehr, die Spionin für Sie zu machen.«
    »Sie sind ein unverschämtes Miststück. Ich hoffe nur, dass Seine Eminenz bald genug von Ihnen hat. Dann werde ich Ihnen vielleicht noch einmal einen Besuch abstatten.«
    Sie trat zurück. »Warum reist Colin nach Bosnien?«
    »Um die Seher von Medjugorje aufzusuchen.«
    »Was soll das eigentlich mit diesen ewigen Sehern und der Jungfrau Maria?«
    »Dann wissen Sie also über die Erscheinungen in Bosnien Bescheid?«
    »Das ist Unsinn. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Jungfrau diesen Kindern jahrelang täglich erschienen ist und einem von ihnen immer noch erscheint?«
    »Die Kirche hat die Visionen noch nicht anerkannt.«
    »Und mit dem Echtheitszertifikat der Kirche versehen sind sie dann wahr?«
    »Ihr Sarkasmus wird langsam langweilig.«
    »Sie auch.«
    Doch irgendwie war ihr Interesse geweckt. Sie wollte nichts mehr für Ambrosi oder Valendrea tun und war nur wegen Michener in Rom geblieben. Sie hatte erfahren, dass er aus dem Vatikan ausgezogen war – Kealy hatte

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