Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
Vom Netzwerk:
tief ein und bereitete sich innerlich auf den Ärger vor, der kommen würde. Aber in dem Sekundenbruchteil, ehe irgendetwas anderes passierte, gratulierte er sich selbst dazu, diese Frau geheiratet zu haben. Sie war fabelhaft.

Wilde und Weichlinge I

    A nders als Urgum war Divina nicht als Barbarin geboren worden. Ihre Familie war sogar das genaue Gegenteil. Sie war zum Weichling erzogen worden: als eine gebildete Person, die lesen und schreiben konnte und sich mit Geschichte auskannte. Wie Urgum so treffend bemerkt hatte, als er Divinas Vater Gastan kennenlernte, waren Weichlinge langweilige Leute, die nie wirklich etwas MACHTEN - sie redeten nur darüber, was andere Menschen wie die Barbaren machten, und rümpften die Nase darüber, wie schlecht sie das gemacht hatten. (Obwohl Gastan in dieser Sache nicht uneingeschränkt der gleichen Meinung wie Urgum gewesen war, hatte er dies unerwähnt gelassen, weil er mit einen Beutel Goldmünzen geknebelt war.)
    Der Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, hatte denkbar gewöhnlich begonnen. Gastan war der Leiter der Bibliothek des Laplace-Palastes. Divina durfte an diesem Tag zur Belohnung mitkommen und zuschauen, wenn die Buchkopierer ausgepeitscht wurden, weil sie Fehler bei der Zeichensetzung gemacht hatten. Die Sonne stand hoch am Himmel, und sie ritten auf ihrem Sänften-Sofa, das von sechs kräftigen Sklaven getragen wurde, als sie Urgum vor sich erblickten, der mitten in ihrem Weg stand und sich mit seinem Pferd stritt.
    »Der gefällt mir nicht«, sagte Gastan. »Sklaven, zieht eure Schwerter und seid bereit, für uns zu sterben, falls er unverschämt wird.«
    Die Sklaven seufzten ergeben, zogen ihre Schwerter aus den Gürteln und trugen das Sänften-Sofa näher an Urgum heran.
    »Was soll das denn jetzt werden?«, fragte Urgum, als er sie sah. »Wie kommt es, dass ihr plötzlich eure kleinen Schwerter rausgeholt habt?«
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, murmelte Divinas Vater und schmierte dabei mit dem kleinen Finger ein bisschen Lippenbalsam auf seinen Mund. »Schließlich kann man nie wissen, wie sich euresgleichen verhält.«
    »Meinesgleichen, hä?«, sagte Urgum. Seine Stimme war ruhig und vernünftig. »Ich sag dir, wie sich meinesgleichen benimmt. Du näherst dich mir mit ein bisschen Respekt, das weiß ich zu schätzen, und wir ziehen fröhlich aneinander vorbei. Aber wenn du meinst, du kannst mich beeindrucken, indem du versuchst, hart zu wirken, dann werde ich dich eines Besseren belehren.«

    »Sei doch kein Narr«, schnauzte Gastan ihn an. »Fällt dir nicht auf, dass ich sechs bewaffnete Männer habe?«
    »Sechs sind es, ja?«, murmelte der Wilde und starrte die Sklaven verständnislos an. »Und was bedeutet das jetzt genau?«
    »Es bedeutet, dass es sechs von denen gibt und einen von dir!«, antwortete Gastan überheblich.
    »Nö, jetzt kapier ich gar nichts mehr.« Urgum langte nach dem Lederholster, der am Sattel seines Pferdes befestigt war. »Sechs, eins - das sind nur Zahlenwörter, oder nicht? Hab nie viel für Zahlen übriggehabt. Eigentlich sehe ich überhaupt keinen Sinn in Zahlen. Nein, das hier ist mehr mein Ding...«

    Urgum zog seine massive Axt aus dem Holster und gab seinem Pferd dann einen Klaps, damit es aus dem Weg ging. Diesmal gehorchte das Vieh und marschierte ohne weitere Beschwerden davon, weil es wusste, dass die Dinge sehr bald ernsthaft eklig werden würden. Die Sklaven setzten eilig das Sänften-Sofa auf den Boden und bildeten ein menschliches Schutzschild vor Urgum.
    »Vater«, sagte Divina ruhig. »Das ist eine sinnlose Verschwendung guter Sklaven. Er wird sie alle töten, wenn du ihnen nicht sagst, dass sie ihre Schwerter niederlegen sollen. Ach ja - und dann wird er uns töten.«

    Zum ersten Mal schaute sich Urgum das Mädchen genauer an, das neben dem älteren Mann saß. Sie saß sehr aufrecht, ihr schwarzes Haar war auf ihrem Kopf aufgetürmt und mit silbernen Kämmen festgesteckt, und das tiefe Blau ihres Gewandes, das sich um die eleganten Schultern schmiegte, ließ sie aussehen, als... nun, sie sah ziemlich klug aus.
    Urgum hatte nie viel Zeit für Mädchen gehabt, weil sie sich ständig beklagten, wenn sie Narben davontrugen und weil sie komisch rochen, und wenn er sich mit einem Mädchen abgab, dann lachten ihn alle seine Kumpel aus und nannten ihn weich. Aber dieses Mädchen erregte seine Aufmerksamkeit. Ihre Haut war leicht gebräunt und sie war nicht so knochig, wie es die meisten Weichling-Frauen gern

Weitere Kostenlose Bücher