Urgum der Barbar
nur noch die obere Hälfte von Urgum aus einem Loch im Boden herausschaute.
»Nur weil du keine Kissen magst, ist das noch lange kein Grund, dich in die Toilette zu werfen«, sagte Divina.
»In die was ?« Urgum versuchte, sich mit einer Hand freizukämpfen, und umklammerte die Fackel.
»Die Toilette«, sagten Divina und Molly gleichzeitig.
»Also, was es auch ist, es ist glitschig und ich komme mit den Füßen nicht bis zum Grund.«
»Das liegt daran, dass die Toilette keinen Grund hat«, sagte Divina.
»Eigentlich schon«, sagte Molly. »Aber nur, wenn man sich mit dem Hinterteil draufsetzt.«
»Das ist mir jetzt völlig egal«, sagte Urgum. »Diese Toy-Lätte schluckt mich gleich runter.«
An der Wand neben ihm hing ein sehr, sehr langer Streifen aus Tierhaut, der zu einer Rolle aufgewickelt war. Urgum schnappte sich das lose Ende, aber als er versuchte, sich daran aus dem Loch zu ziehen, rollte sich die Haut auf und er rutschte nur noch weiter hinein. Molly sprang vor, schnappte sich die Rolle von der Wand und zog mit aller Kraft daran. Aber gerade als Urgum sich aus dem Loch befreien wollte, riss die Haut.
»Waaahhh!«, schrie Urgum, als er ins Nichts rutschte und sich dabei immer noch an der Fackel festhielt.
»Ups«, sagten Molly und Divina.
Urgum rutschte und rollte einen langen, dunklen Schacht entlang, die Fackel immer noch in der Hand. Mit seiner freien Hand versuchte er, sich an den Seiten festzuhalten, um seinen Fall zu bremsen, aber der Felsen war zu glitschig, und so rollte er weiter, um plötzlich mit einem lauten KNALL in einer äußerst fauligen Dreckpfütze zu landen.
Zumindest hatte er aufgehört zu fallen, und glücklicherweise war seine Fackel nicht erloschen. Er setzte sich auf, wobei die flüssige Sauerei rings um seine Hüfte schwappte, und blickte sich um. Er befand sich in einer kleinen, runden Höhle mit glatten Wänden, die im Fackellicht glänzten. Hoch über ihm konnte er das dunkle Loch in der Decke erkennen, durch das er gefallen war, und es war klar, dass er keine Chance hatte, auf diesem Weg zurückzukommen.
Urgum seufzte und fragte sich, wie er wohl sterben würde. Verhungern? Unwahrscheinlich. Ertrinken? Nicht wenn er es verhindern konnte. Langeweile? Möglicherweise, aber die bei Weitestem wahrscheinlichste Todesursache war, dass er an dem Gestank sterben würde. Wenn es jemals einen Ort geben sollte, der geruchsmäßig das genaue Gegenteil der Küche war, dann war es dieser. Die Luft in der Höhle war so dick, dass er problemlos ein paar Stücke davon hätte abschneiden und damit seine Sandalen reparieren können.
Und dann, gerade als er beschlossen hatte, dass die Dinge einfach nicht mehr schlimmer werden konnten, fühlte er, dass etwas unter der Oberfläche der Dreckbrühe mit den Fingern nach seinem Fußknöchel griff.
Obwohl er der tapferste Wilde war, den die Verlorene Wüste je gekannt hatte, riss Urgum sich los und krabbelte zurück bis an die Felswand. Unter ihm fing die faulige Flüssigkeit an zu blubbern und dann entstieg dem Morast ganz langsam eine schaurige, stinkende Kreatur. Sie schien die Umrisse eines Menschen zu haben, war aber völlig verklebt von tropfendem Dreck. Sie erhob sich und wischte sich die Augenhöhlen mit den Handrücken aus. Vorsichtig blinzelten zwei Augen, bis sie offen blieben und sich überrascht auf die Fackel an der Wand richteten. Nach weiterem Herumgewische kam ein Gesicht zum Vorschein, und dann fing der Mund an zu spucken und zu stottern. Schließlich sprach das Wesen.
»Ach, hallo, Urgum«, sagte es. »Wie läuft’s denn so?«
Wie Hunjah den Kopf verlor
U rgum starrte seinen unerwarteten Kameraden angewidert an. Natürlich hätte er gleich kapieren müssen, was los war: der verschwundene Baumeister, der Löffel, die Toy-Lätte, die Kreatur im Dreck …
»Oh nein!«, seufzte Urgum. »Nicht Hunjah!«
»Tut mir leid, dass ich so lange brauche, um die Toilette fertigzustellen«, sagte Hunjah und hielt dabei ein kleines Stück verbogenes Metall hoch. »Aber von meinem Löffel ist das eine Ende abgebrochen.«
Durch das Zwielicht und die stinkenden Dünste blickte Urgum den erbarmungswürdigsten Barbaren an, der jemals gelebt hatte.
»Hunjah«, sagte er mürrisch. »Wozu hast du denn überhaupt diese große, schmutzige, lange, stinkende, schleimige schwarze Hölle von einem Loch gegraben?«
»Das ist der Toilettenabfluss«, sagte Hunjah. »Aber es ist ein bisschen dunkel geworden hier unten, also muss ich beim Graben
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