Urgum der Barbar
irgendwann falsch abgebogen sein.«
»Und wie kommen wir hier raus?«, fragte Urgum. »Die Wände sind zu glitschig, um dran hochzuklettern.«
»Das ist ein bisschen vertrackt«, gab Hunjah zu. »Ich hoffe immer noch, dass ich irgendwann ein Loch in den Felsen graben und irgendwo rauskommen werde. Was hast du denn da am Arm?«
»Mungoids Schlachtzähne«, sagte Urgum, der völlig vergessen hatte, dass die da waren. »Die sind an mir hängen geblieben.«
»Schade«, sagte Hunjah. »Mit denen hätten wir den Felsen in null Komma nichts durchbeißen können.«
»Da kann man nichts machen«, sagte Urgum. »Mungoid hat gesagt, dass ich ein Stück verbogenes Metall wie etwa einen zerbrochenen Löffel brauchen würde, um sie abzumachen. Und wo soll ich bloß hier unten einen zerbrochenen Löffel hernehmen?«
»Keine Ahnung«, sagte Hunjah. »Ich habe einen, ist bloß schade, dass du keinen hast.«
»Dann müssen wir wohl einfach hier am Grund dieser Toy-Lätte sitzen, bis wir sterben«, sagte Urgum. »Kein besonders aufregender Tod für den wüstesten Barbaren, der jemals gelebt hat.«
»Nicht mal ein besonders aufregender Tod für den erbärmlichsten Barbaren, der jemals gelebt hat«, sagte Hunjah. »Trotzdem, schon irgendwo auch zum Lachen, oder?«
»Nein«, sagte Urgum.
Also saßen sie da und lachten nicht.
In der Zwischenzeit saßen die Jungs oben im Hauptteil der Höhle um die verbrannten Stückchen von der Außenseite der Giraffe. Zum Glück für Divina hatte keiner ihrer Söhne den legendären Appetit ihres Vaters geerbt, und so war der Großteil des Abendessens immer noch intakt. Ein noch größeres Glück war es, dass sie müde waren, und Divina wusste, das sie einschlafen würden, sobald sie sich satt gegessen hatten. Zum größten Glück mussten ihre Gäste nicht mit ansehen, was für Tischmanieren die Jungs hatten.
»Jetzt ist nur noch dieses eine Stückchen übrig«, verkündete Molly am Kücheneingang. Sie hielt das letzte schmackhafte Stückchen verbranntes Giraffenbein zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ es baumeln. »Wer will das haben?«
»ICH!«, schrien sechs Jungs, sprangen auf und rasten auf sie zu. Doch auf dem Boden vor ihnen lag ein Sack, und aus diesem Sack schoss ein Arm hervor, der eine Gabel umklammerte. Ruff war der Erste, der versuchte, daran vorbeizukommen, aber der Arm stach ihm die Gabel mit aller Kraft ins Knie, und er fiel zurück, jaulte und warf die anderen um, die hinter ihm heranstürmten. Ruinn schaffte es, sich den Weg an die Spitze des Knäuels aus Körpern zu erkämpfen, aber als er versuchte, sich zu befreien und zu Molly zu kriechen, stellte er fest, dass die Gabel jetzt direkt vor sein Gesicht gehalten wurde, jederzeit bereit, sich in seinen Augapfel zu bohren. Sehr vorsichtig trat er den Rückzug an.
»Es ist alles deins, Raymond«, sagte Molly, bückte sich und steckte das Fleisch auf die Gabel. Mit einem flinken Schersprung hüpfte der Arm zu einem der anderen Säcke und platzierte das Fleisch darin.
KAU KAU RÜLPS,
machte der andere Sack.
Sobald das Fleisch gegessen war, zogen sich die Jungs in ihr neues Zimmer zurück, und bald ertönte von dort ein Chor zufriedener Schnarcher. Divina ging zum Höhleneingang und starrte über die Ebene von Golgarth. Als die Nacht angebrochen war, hatten sich ihre Zähne immer tiefer in ihre Unterlippe gegraben. Molly schloss sich ihr an.
»Sind deine schicken Freunde noch nicht da?«, fragte sie und spähte in die Dunkelheit.
»Nein, sie sind noch nicht hier«, schnauzte Divina sie an.
»Und warum ziehen wir Papa dann nicht aus der Toilette?«
»Es geschieht ihm ganz recht, dafür dass er mich zehn Jahre hat warten lassen. Abgesehen davon will ich nicht, dass meine Freundinnen ihm begegnen.«
»Aber du hast schon vor einer Ewigkeit mit ihnen gerechnet«, sagte Molly. »Sie sind sehr spät dran.«
»Nun, natürlich sind sie das«, antwortete Divina. »Das sind alles grandiose Damen und laut dem Magazin Wilde Heute sollten nur Bedienstete pünktlich sein. Je grandioser du bist, desto später solltest du auftauchen.«
»Dad hat sich um zehn Jahre verspätet«, sagte Molly. »Das heißt, dass er sehr grandios sein muss. Also warum lässt du ihn da unten in der Toilette zappeln?«
»Das reicht jetzt, Molly. Geh und pass auf, dass das Feuer für die Giraffe noch richtig brennt.«
»Wenn deine grandiosen Damen spät genug kommen, darf ihr dir dann helfen, sie auch in die Toilette zu
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