Urgum der Barbar
Metallteller zusammen, den Robbin schützend vor den Braten hielt.
»Noch nicht, Dad«, sagte er. »Warte, bis es Essenszeit ist.«
»Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«, fragte Urgum und deutete auf die Giraffe.
»Molly hat mir gezeigt, wie man Bratensoße macht«, sagte Robbin. »Und die ist noch nicht fertig. Also warte gefälligst.«
»Geh mir aus dem Weg! Oder ich zerlege dich in deine Einzelteile, Junge!«
»Möglich.« Robbin tätschelte ihn mit einem Löffelstiel. »Aber wenn du das tust, kriegst du gar nichts zu essen.«
»Hab Geduld, Urgum!«, sagte Divina, die zwischen die beiden trat. »Komm schon, es gibt erst noch sehr viel mehr zu sehen.«
»Mehr Küchen?«, fragte Urgum. »Juchhuuu!«
Divina ging zurück in den Salon und von dort durch den zweiten Torbogen. Urgum folgte ihr und umklammerte immer noch die Fackel.
»Das Schlafzimmer der Jungs«, verkündete Divina. »Für unsere sieben Söhne.«
»Ach«, sagte Urgum.
Der Raum war fast so groß wie der Salon und wurde von vielen Fackeln beleuchtet, die an Halterungen an den Wänden steckten. Mehrere Bärenfelle lagen auf dem Boden, und natürlich stritten die Jungs darüber, welches wem gehörte. Ruinn saß auf einem Fell und Raymonds Säcke auf dem daneben.
»Du räum gefälligst auf, Raymond«, sagte Ruinn. »Und wehe, du schlafwandelst.«
Auf ein paar anderen Bärenfellen kämpften die Zwillinge Rekk und Rakk, weil jeder näher an der Tür sein wollte. Ruff stand auf dem Fell daneben, unter dem eine große Beule zu sehen war.
»Hat jemand den Anderen Burschen gesehen?« Er setzte sich auf die große Beule.
»Uff!«, sagte die Beule.
»Schön zu sehen, dass sie sich zu Hause fühlen, oder?«, sagte Divina, die meinte, Urgum würde immer noch hinter ihr stehen. Als sie keine Antwort bekam, wiederholte sie die Frage: »Ich habe gesagt, es ist schön zu sehen, dass...«
Aber gerade als Divina sich umdrehte und feststellte, dass dort, wo Urgum stehen sollte, nur noch Luft war, hörte sie ein lautes
aus der Küche. Sie eilte zurück und fand Urgum mit einem Soßentopf über dem Kopf. Vom Griff des Topfes baumelte Molly.
»Ich hab ihn erwischt, wie er sich wieder an die Giraffe rangeschlichen hat, Mama«, sagte Molly.
Gemeinsam zogen Divina und Molly Urgum zurück in den Salon. Mit einem zornigen Schütteln und einmal Ziehen befreite Urgum seinen Kopf aus dem Topf und stellte fest, dass Divina vor ihm stand und ihn mit verschränkten Armen böse anschaute.
»Benimm dich!«, warnte sie ihn. »Und bevor du was zu essen kriegst, musst du dir den Rest der Höhle anschauen und sagen, wie gut dir alles gefällt.«
Urgum schmollte ein bisschen. »Warum kann ich denn nicht JETZT was essen?«
»Weil es noch nicht Essenszeit ist«, sagte Divina.
»Und außerdem«, fügte Molly hinzu, »ist das gar nicht für dich.«
»WAS?«
»Ups«, sagte Molly. »Ich glaube, das überlasse ich lieber euch beiden.« Und sie raste zurück in die Küche.
»Warum ist das nicht für mich?«, wollte Urgum wissen.
»Ich habe dich nicht erwartet«, sagte Divina. »Ich habe für heute die Damen eingeladen.«
»Damen? Welche Damen?«
»Einige meiner alten Freunde aus dem Palast«, sagte Divina. »Ich möchte, dass Molly lernt, wie sich nette Leute benehmen. Also wirst du dich auch benehmen oder du bekommst überhaupt nichts ab.«
Urgum knurrte. »Ach, werde ich nicht? Nun, in dem Fall denke ich, werde ich mich einfach im Sah-Loh ausziehen und dort schlafen, wo ich immer schlafe, mitten auf dem Boden. Bin gespannt, was deine netten Damen davon halten.«
»Wag es nicht!«, schnauzte Divina ihn an. »Wenn du das tust, kommt nie wieder ein guter Geruch aus dieser Küche.«
Urgum wurde still.
»Schon besser«, sagte Divina. »Jetzt zeige ich dir den Rest der Höhle.«
»Es gibt noch mehr?«, murmelte Urgum. »Wie viele Handwerker hast du denn hier gehabt?«
»Nur einen.«
»Einen?« Urgum schnappte nach Luft und schaute sich die Torbögen an. »Er muss ganz tolle Werkzeuge gehabt haben, um all das zu machen.«
»Nein. Nur einen Löffel.«
»EINEN LÖFFEL? Aber damit hätte er Jahre gebraucht!«
»Du warst zehn Jahre lang weg, weißt du noch?« Divina hielt all ihre Finger hoch. »Das sind eins, zwei, drei, vier, fünf...«
»Schon gut, schon gut!«, sagte Urgum. »Aber wie hast du ihn bezahlt? Ich hoffe, du hast nicht Weichling-Geld benutzt, dieses Zeug bringt einem nur Ärger ein.«
»Reg dich nicht gleich auf. Wenn du es unbedingt wissen willst:
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