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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
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Grizelda, dass sich am Horizont etwas bewegte. Sechs weitere schlaksige Banditen tauchten auf und liefen eiligst zu ihrem Anführer. Instinktiv wich Urgum zurück, bis er eine Felswand im Rücken hatte.
    »Papa!«, rief Molly auf ihrem Baum. »Jetzt sind es sieben von denen!«
    »Sieben?« Urgum schluckte. Als die Windlerbande auf ihn losging, wich er ein paar weitere Schritte zurück, bis er den harten Felsen an den Schultern fühlte. »Also das ist deine Vorstellung von Fairness, Windler?« Der Oberwindler grinste. »Windler haben überhaupt keine Vorstellung von Fairness. Aber wir haben eine Vorstellung davon, wie man nicht dämlich ist.«

    Urgum schaute in die langen, geifernden Gesichter. Ob es wohl stimmte, dass neugeborene Windler so unglaublich hässlich waren, dass eine Nashornherde Reißaus nahm, sobald man ihm ein Windlerbaby vor die Nase hielt? Möglicherweise. Sogar der kleinste Windler war größer als Urgum. Das dreckige, zusammengeflickte Kleid, das er trug, konnte bedeuten, dass der Körper darunter zu einem Weibchen gehörte, aber wenn das stimmte, bewegte sie sich mit der Anmut eines Kebab-Spießes.
    »Jetzt bist du nicht mehr so mutig, was?« Der Oberwindler schnaubte. »Willst du dich lieber verkrümeln?«
    »Noch nicht«, sagte Urgum. »Es gibt da noch eine Kleinigkeit zu regeln.«
    »Was denn?«, fragte der Oberwindler.
    »Einer von euch ist in Mollys Blumenbeet getreten«, sagte Urgum. »Also sollte sich dieser eine besser bei Molly entschuldigen.«
    Die Windler blickten einander verwundert an und plapperten miteinander mit ihren Quietschstimmen.
    »Ein Blumenbeet?«
    »Hier draußen?«
    »Tja, ich war’s nicht.«
    »Und ich bestimmt nicht.«
    »Ich etwa?«
    »Wo ist es?«
    »Ist es das?«
    »Schau nur, jemand ist reingetreten.«
    »Tja, ich war’s nicht.«
    »Und ich bestimmt nicht.«
    »Ich etwa?«
    Als das Geplapper immer lauter und quietschender wurde, lehnte Urgum sich an den Felsen und seufzte.

    Windler waren so nervig. Kapierten sie denn nicht, dass sie jetzt kämpfen sollten? Er schaute sich um und erwartete, dass noch viel mehr von ihnen auftauchen würden. Noch keine Spur von den anderen , dachte Urgum . Die sollten sich lieber beeilen. Als die aufgeregten Stimmen noch quietschender wurden, riss ihm die Geduld.
    Oben in ihrem Baum konnte Molly kaum hinschauen.
    Sie klammerte sich besorgt an Grizeldas Arm.

    »Sieben von denen gegen meinen Papa!«, bemerkte sie und versuchte, dabei ruhig zu klingen. »Das ist nicht fair. Wir müssen was tun. Erschieß ein paar mit deinen Pfeilen.« »Machst du Witze?«, sagte Grizelda. »Urgum wäre stinksauer, wenn ich ihm bei so einer kleinen Rauferei helfen würde.« »Aber schau doch! Er blickt sich um und wirkt besorgt.«

    »Besorgt? Warum sollte er besorgt sein?«
    »Er könnte getötet werden!«
    »Urgum? Getötet?« Grizelda lachte. »Sehr wahrscheinlich. Hast du ihn je kämpfen sehen? Ich meine, wirklich kämpfen?«
    »Eigentlich nicht.«
    Grizelda lehnte sich gegen den Baumstamm zurück und ließ ihre langen Beine von dem Ast baumeln, auf dem sie saß. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und hielt sich dann einige Haarspitzen vors Gesicht, um sie gedankenverloren zu betrachten. Dadurch schielte sie ein bisschen, was so witzig aussah, dass Molly sogar einen Augenblick lang vergaß, in welcher Gefahr ihr Vater schwebte.
    »Als ich so alt war wie du«, sagte Grizelda langsam. »Da war ich eine Sklavin der Dicken Dussel. Dreißig von denen haben versucht, Golgarth zu überfallen. Urgum, Mungoid und Olk sind ihnen entgegengetreten, aber in erster Linie war es Urgum. Es sind nicht nur seine Geschicklichkeit und seine Stärke, es liegt nicht mal daran, dass er absolut gnadenlos und rücksichtslos ist. Es ist seine Schnelligkeit. Er ist so schnell über sie hergefallen, dass zu dem Zeitpunkt, als Olk und Mungoid schließlich loslegen wollten, nur noch Krümel übrig waren.«
    »Wow! Aber trotzdem ist sieben gegen einen nicht fair.«
    »Verdammt richtig, ist es nicht. Diese Windler haben keine Chance.«
    Grizelda schaute Molly tief in die besorgten Augen. Dann setzte sie sich auf und blickte ihr immer noch ins Gesicht. Als sie jetzt sprach, klang ihre Stimme sanfter, als Molly sie je zuvor gehört hatte.
    »Kannst du ein Geheimnis bewahren?«, fragte Grizelda.
    Molly nickte.
    »Dein Vater ist der absolut beeindruckendste Kämpfer, den ich je gesehen habe. Niemand kann ihm das Wasser reichen. Sein Geschick mit der Axt ist etwas, wovon ich

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