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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
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versucht, dich vor dem Geld zu warnen, Molly!« Er grinste. »Es macht nichts als Ärger.«
    Molly betrachtete traurig die sieben kleinen Münzen in ihrer Hand. »Also muss ich wohl die Hälfte von meinem Geld hergeben, oder?«, fragte sie. »Aber man kann sieben nicht halbieren.«
    »Ich schon«, sagte die Dechseid. »Du schuldest uns dreieinhalb Bronze-Tannas.«
    »Stimmt das, Papa?«, fragte Molly sauer.
    »Frag deine Mutter«, sagte Urgum. »Sie ist die zivilisierte von uns.«
    Divina schluckte. Als Weichling-Kind hatte sie immer alles gehabt, was sie sich nur wünschen konnte, aber sie hatte sich nie gefragt oder sich auch nur darüber Gedanken gemacht, wo das Geld herkam, mit dem all das bezahlt wurde. Jetzt wusste sie es und fühlte sich schäbig.
    »Muss ich wirklich bezahlen?«, sagte Molly.
    Divina nickte traurig und fühlte sich sogar noch schuldiger, als Molly einfach mit den Schultern zuckte und der Dechseid ihre hart verdienten Münzen entgegenstreckte.
    »Ich darf das nicht entgegennehmen.« Die Dechseid schnaubte. »Dafür haben wir eine Eintreibungsabteilung.«
    »Erst Inspektoren, dann Abteilungen«, sagte Urgum. »Kein Wunder, dass Steuern so teuer sind. Warum können Sie’s nicht einfach nehmen und dem Eintreiber den Weg ersparen?«
    »Ich nehme an, das müsste gehen«, sagte die Dechseid.
    »Aber wie wollen Sie denn dreieinhalb nehmen?«, fragte Molly.
    »Kann ich nicht«, sagte die Dechseid. »Also nehme ich vier. Auf die Art ist die Schuld beglichen.«
    Molly zählte vier von ihren kleinen Münzen ab und legte sie in die dickfingrige Hand der Dechseid. Die Dechseid ließ sie in eine kleine Börse an ihrem Gürtel fallen, nahm dann einen kleinen Kohlestift und machte ein Zeichen in ihr Buch. Molly blieben nur noch drei bronzene Tannas.
    »Wartet mal«, sagte Urgum. »Sogar mir fällt auf, dass Sie ihr mehr weggenommen haben, als ihr übrig bleibt.«
    »Dafür hat sie jetzt Kredit«, sagte die Dechseid und schrieb weiter in ihrem Buch. »Einen halben Bronze-Tanna... auf dem Konto von Molly von Golgarth. Siehst du? Jetzt bist du in den Aufzeichnungen und deshalb wird hier hin und wieder ein Eintreiber vorbeischauen - und dann weißt du schon, was du zu tun hast.«
    Divina wollte gerne die perfekte Gastgeberin sein und Dinge sagen wie »Danke fürs Vorbeischauen« und »Kommen Sie jederzeit wieder«, aber das erschien ihr alles so unfair, dass sie einfach sprachlos war. Zu ihrer Überraschung war es Urgum, der die gesellschaftlichen Umgangsformen beherzigte.
    »Hier.« Er hielt der Dechseid den toten Skorpion vor die Nase. »Woll’n Sie den?«
    Die Augen der Dechseid weiteten sich und einen Augenblick lang schien sie fast zu lächeln.
    »Fang!«, sagte Urgum und warf ihr den Skorpion zu. Die schwarze Zunge der Dechseid schnellte hervor, fing den Skorpion in der Luft auf und schnalzte zurück in den Mund. Mit einem Knirschen und einem Schluck war er weg.

    »Danke«, sagte sie und wirkte überrascht dabei. »Das war sehr freundlich von Ihnen. Ich hatte keine Ahnung, dass Wilde so... äh, nun zivilisiert sein können.«
    »Ach, wir sind nun mal verdammt wohlerzogen, oder nicht, Schatz?«, sagte Urgum und stupste Divina an, der keine Antwort einfiel. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war vor Schock wie eingefroren. Sie sah aus, als versuchte sie angestrengt, einen unsichtbaren Teller zu zerbeißen.
    Als die Dechseid auf der Allee des Lächelns davonritt, steckten sich Molly und die Jungs die Finger in die Ohren und schlossen die Augen. Sie vermuteten, dass es gleich sehr laut werden würde, und sie hatten sehr recht mit der Annahme.
    »URGUMMMMMMMM!«, kreischte Divina endlich. Sogar Olks Gong war neidisch. Er hätte niemals ein derart grausames Geräusch machen können.
    »Ja, Liebes«, antwortete er leise und versuchte, nicht zu kichern. »Wie... wie konntest du nur?«, kreischte sie. »Sie kommt aus dem PALAST. Und du hast ihr einen TOTEN SKORPION zu ESSEN gegeben!«
    »In dieser Wüste gibt es die unterschiedlichsten Kreaturen«, erklärte Urgum. »Und wir haben alle verschiedene Geschmäcker. Und zufälligerweise sind Skorpione das Lieblingsessen der Dechseiden. Hast du nicht gesehen, wie sie ihn verschlungen hat?«
    Divina atmete tief ein und dachte darüber nach.
    »Stimmt«, gab sie zu und entspannte sich ein bisschen. Nach einem weiteren Augenblick lächelte sie sogar, und diesmal war es kein »Wie-reizend-Sie-zu-sehen-denn-Sie-kommen-aus-dem-Palast«-Lächeln. Es war ein echtes Lächeln mit

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