Urlaub im Höllenclub
keinesfalls normal, denn die Koffer schaukelten zwar, aber das hatte mit dieser Bewegung, die ich sah, nichts zu tun. Sie fand hinter der breiten Seite des Gepäckstücks statt, und wenn ich genauer hinschaute, erkannte ich, das von innen etwas gegen das Material drückte.
Ich stieß Glenda an.
»Was ist denn?«
»Du kannst später weiter träumen. Schau dir mal lieber meinen Koffer an.«
»Wieso? Was ist damit?«
»Sieh hin!«
Glenda nahm sogar die Sonnenbrille von ihren Augen und tat, was ich ihr geraten hatte. Auch ich ließ den Koffer nicht aus den Augen, gab jedoch keinen Kommentar ab und wartete darauf, daß Glenda etwas sagte.
»Komisch«, sagte sie und schaute mich an. »Im Koffer ist etwas, das sich bewegt.«
»Dann siehst du es auch.«
»Klar. Das ist ja nicht zu übersehen. Was bewegt sich da, verdammt noch mal?«
»Meine Kleidung nicht«, sagte ich leise.
Wir schwiegen in den folgenden Sekunden und konzentrierten uns auf das Gepäckstück. Nur an einer Seite war die Bewegung hinter dem dünnen Stoff zu erkennen. Sie schlängelte sich an der Innenseite entlang, mal waagerecht, dann diagonal, aber es zeichnete sich kein konkreter Abdruck ab.
»Schade«, sagte Glenda. »In den letzten Minuten begann der Urlaub mir zu gefallen.«
»Vergiß es.« ich gab meine bequeme Sitzposition auf und beugte den Oberkörper jetzt nach vorn, um den Koffer besser unter Kontrolle zu halten. Der Weg des Objekts war genau zu verfolgen. Es war ziemlich lang, aber nicht so lang wie der Koffer.
»Wenn es nicht zu blöd klingen würde«, sagte Glenda, »könnte ich den Gegenstand in deinem Koffer für eine Schlange halten.«
»Gratuliere. So blöd ist das nicht. Oder wir beide sind eben gleich blöd.«
»Denkst du das auch?«
»Klar.«
Sie atmete sehr laut, sagte aber nichts und schaute mich von der Seite her an. Auf ihrer Haut lag ein Schauer, und die Frage stand in ihren Augen zu lesen.
Die Antwort gab ich, indem ich mich erhob.
»He, willst du den Koffer öffnen, John?«
»Und ob.« Ich kämpfte ein wenig mit dem Gleichgewicht, ging einen Schritt nach vorn und bückte mich. Ich tastete nicht mit der Hand über die Außenseite hinweg, sondern zog den Koffer zu mir heran, drehte ihn und klemmte ihn dann zwischen meinen leicht gespreizten Beinen fest. Beobachtet wurde ich nur von Glenda. Die übrigen Fahrgäste hatten nur Augen für die Meerlandschaft.
Der Koffer war durch zwei Schlösser verschlossen. Die Hälfte wurden von zwei kräftigen Reißverschlüssen zusammengehalten. Waren sie offen, konnte der Koffer in zwei Hälften auseinandergeklappt werden.
Ich zog den Reißverschluß für die entsprechende linke Kofferseite langsam auf.
»Gib nur acht!« flüsterte Glenda. »Mit Schlangen ist nicht zu spaßen.«
»Keine Sorge.«
Ich hörte den Geräuschen beim Öffnen des Reißverschlusses zu. Das erste Loch klaffte auf. Mehr ein Spalt, in den ich hineinlugte.
Zu sehen war nichts Gefährliches. Nur meine Kleidung erkannte ich, die dicht zusammengepreßt das Innere des Koffers füllte. Hemden und Unterwäsche.
Eine Schlange sah ich nicht. Kein Wunder, denn der Körper konnte sich durchaus zusammengeringelt und versteckt haben. Ich hütete mich davor, meine Hand in das Gepäckstück zu stecken. Statt dessen klappte ich den Koffer noch weiter auf.
Glenda Perkins war auf der Sitzbank geblieben und schaute mir zu. Sie saß da wie auf dem Sprung, um mir jeden Augenblick zur Hilfe kommen zu können.
Ich schwitzte. Der Schweiß lag auf meiner Stirn ebenso wie auf dem Rücken. Mit Schlangen hatte ich keine große Erfahrungen sammeln können, und schon gar nicht mit exotischen Exemplaren, deren blitzschneller Biß durchaus tödlich sein konnte.
Es bewegte sich nichts.
Ich öffnete den Koffer noch weiter. Vielleicht war die Schlange so zu locken.
Plötzlich war sie da.
Es ging alles wahnsinnig schnell, und ich schaffte es auch nicht, rechtzeitig genug zu reagieren. Durch meine Klamotten huschte etwas Giftgrünes. Zackig, rasend schnell. Es war kaum zu fassen, zu verfolgen, und dann schnellte die Schlange in die Höhe.
Sie war frei!
Zum Glück schrie Glenda nicht, und auch ich hielt meinen Mund, wich zurück und handelte trotzdem.
Bevor die Schlange mich erreichen konnte, schlug ich mit der bloßen Hand nach ihr. Es war mehr ein Reflex, aber er war sehr stark.
Bevor die Schlange beißen konnte, erwischte ich sie hart mit dem Handrücken. Sie sah aus wie ein grün gefärbter Aal und war auch etwa so lang.
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