Urlaub im Höllenclub
bleich werden, aber wahrscheinlich wäre sie es geworden.
»Bitte?« Er ging einen Schritt zurück.
»Voodoo-Wächter!« wiederholte ich halblaut.
»Nein, nein«, sagte der Portier schnell. »Das ist nichts. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Schade. Aber gehört haben Sie es schon?«
»Pardon, Sir, aber ich habe zu tun.«
»Ist schon klar«, sagte ich und trat lächelnd von der Rezeption zurück.
»Die wissen alle was«, zischelte Glenda, als wir außer Hörweite waren und auf eine der Fahrstuhltüren zugingen. »Sie sagen es nur nicht, und das hat seinen Grund.«
»Angst. Sie haben einfach Angst.«
Damit hatte ich alles erfaßt.
Die Furcht war zu merken, wenn man nur an der Fassade kratzte. Sie lauerte wie hinter Gardinen, die noch zugezogen waren. Aber sie war dabei, allmählich aufzureißen, und dann konnte es leicht zu einer Katastrophe kommen.
Glenda Perkins hielt die Lippen aufeinandergepreßt, als sie mit mir zusammen die geräumige Kabine betrat. Sie lehnte sich an die Wand und atmete tief ein und danach noch lauter aus, wie jemand, der froh darüber ist, einen Druck loszuwerden.
Wir schwebten hoch. Es war kaum zu spüren, daß der Lift überhaupt fuhr.
Als ich auf die Uhr blickte, stellte ich fest, daß sich der Nachmittag dem Ende entgegenneigte. Der Abend würde einbrechen und damit auch die Dunkelheit, was in diesen Breiten viel schneller der Fall ist als bei uns. Da fehlte fast die Dämmerung.
Ich stieg zuerst aus der Kabine, vorsichtig und angespannt. Nein, es lauerten keine unangenehmen Überraschungen im Gang. Er war leer, aber auch sehr breit und mit Teppichen belegt. Das warme Holz der Türen schimmerte ähnlich wie das Messing der Glocken neben den Eingängen.
Mit der Chipkarte öffnete ich die Tür, blieb aber noch davor stehen und schob sie zunächst in den Raum hinein. Der erste Überblick machte mir klar, daß sich niemand dort aufhielt. Ich gab Glenda ein Zeichen, mir zu folgen, und auch sie blickte sich um, als wüßte sie von einer Gefahr.
Ich schloß die Tür. Glenda stellte sich ans Fenster. »Wolltest du mir nicht die Waffe geben?«
»Ja.«
»Wo ist sie?«
»Noch immer im Koffer, wie ich es dir sagte. Ich habe sie noch nicht in den Safe legen können.«
»Das laß auch mal bleiben.«
Der Koffer lag noch im Schlafraum. Ich ging unter dem Rundbogen hindurch, wollte den Koffer öffnen und blieb stehen, weil mir der Geruch aufgefallen war.
Er hatte seine Frische verloren. Etwas stank sogar recht erbärmlich.
Ich wollte mich zu Glenda hin umdrehen, als ich das Öffnen der Badezimmertür vernahm und zugleich einen leisen Frauenschrei hörte, der aus Glenda’s Mund stammte.
Blitzschnell fuhr ich herum und machte mich auf den Rückweg.
In der offenen Tür zum Bad standen zwei Personen. Eine Frau und ein Mann. Beide trugen sie die weißen Kittel des Zimmerpersonals. Das war nur Täuschung. Sie mußten sich die Kleidung irgendwo besorgt haben. Tatsächlich standen zwei lebende Leichen vor uns...
***
Das Touristenschiff hatte schon wieder abgelegt, und die Natur auf dem nicht so bebauten Teil der Insel konnte wieder Atem schöpfen, obwohl auch dort ein Dorf aus Buden, kleinen Imbissen, Läden und Freiluft-Bars errichtet worden war. Wer zum Strand wollte, mußte an dieser Geschäftsstraße vorbei, und wer vom Strand auf das Innere der Insel ging, ebenfalls.
Im Hintergrund baute sich die dunkle Wand des Regenwaldes auf, aus dem die Schreie und Laute der Tiere hallten wie von einem Tonband, das immer wieder von vom zu spielen begann.
Suko hatte sich Zeit gelassen.
Ihm gefiel es, auf dem Roller die Insel zu erkunden, doch so abenteuerlich wie der Name sich anhörte, war dieses Eiland nicht.
Man hatte für eine gute Infrastruktur gesorgt, denn dem zahlenden Gast sollte es schließlich an nichts fehlen. Das große Hotel lag hinter ihm, aber es war immer zu sehen. Von jedem Fleck der Insel aus. Es war der perfekte Wächter, und von hier gingen auch die Impulse aus, wie viele meinten.
Lichter Bewuchs und Strand gingen ineinander über. Schlanke Palmen ragten in die Höhe und breiteten ihre Wedel wie Fächer aus. Sie gaben Schatten und schickten ihn auch auf einen Platz, auf dem Räder und Roller standen. Es lag etwas abseits der Verkaufsanlagen, und Suko stellte sein Gefährt dort ab. Er löste den Helm, schnallte ihn fest und lächelte vor sich hin. In der letzten Viertelstunde hatte er beinahe wieder das alte Gefühl gehabt. Damals, als er noch seine Harley
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