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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Hände. »Zum Einsteigen bereit. Frau Weidemann-Zapek vielleicht nach hinten und Frau Klüppersberg auf die Beifahrerseite?«
    Während die Damen kichernd und umständlich einstiegen, streckte mein Vater die Hand nach dem Schlüssel aus. Erst dann bemerkte er unsere Mienen.
    »Was habt ihr denn? Der Weg ist doch gar nicht so weit und ihr habt kein Gepäck. So ein kleiner Fußmarsch tut euch nach der ganzen Fahrerei sicher gut.«
    »Sag mal, Papa, du weißt doch gar nicht, wo du hin musst.«
    »Doch, weiß ich. Erst mal haben unsere Gäste eine Anfahrtsskizze und außerdem kann Dorothea ihr Navigationsgerät einstellen. Und tu nicht immer so, als wäre ich ein seniler alter Sack, den man nicht alleine lassen kann.«
    Ich verkniff mir eine Antwort, schließlich war er mein Vater.
     

So ein Mann
    – Margot Werner –
    Dorothea und ich hatten uns in die lange Schlange der Fahrgäste eingereiht, unsere Karten vorgezeigt und liefen nun gegen die Sonne in Richtung Kaiserstraße. Kurz nach dem Hafenplatz überholte uns Dorotheas Auto. Mein Vater hupte fröhlich und fuhr im zweiten Gang an uns vorbei. Ich folgte ihm mit den Blicken.
    »Hat er dir gesagt, dass er seit zwanzig Jahren nur Automatikgetriebe fährt?«
    »Ach, deshalb.« Dorothea schluckte. »Dann weiß er nicht mehr, wann man in den dritten schaltet. Egal, das Getriebe müsste das abkönnen. Hoffentlich.«
    Dorothea war ein sehr gelassener Mensch. In diesem Moment war ich froh darüber, ansonsten hätte ich das zwingende Gefühl gehabt, meinen Vater verteidigen zu müssen. Sie hatte anscheinend meine Gedanken gelesen.
    »Ich bin sehr gespannt, wie Heinz es schaffen wird, die beiden Walküren abzuschütteln. Sie kommen mir sehr entschlossen vor.« Sie lachte. »Christine, ich sage dir, mit denen werden wir noch viel Spaß haben.«
    »Ist dir eigentlich klar, dass ich denen jeden Morgen in der Pension begegnen werde?«
    »Stimmt, du bist ja zwei Wochen lang die Frühstücksfee. Hoffentlich machst du alles richtig. Frau Weidemann-Zapek hat betont, dass sie viel reisen, dann kennen sie sich bestimmt aus. Aber du kannst gar nichts falsch machen, sie werden dich benutzen, um deinen Vater zu erlegen. Jede für sich natürlich.«
    »Quatsch! Du siehst zu viele schlechte Filme.«
    Dorothea blieb vor einer Bank stehen, von der aus man das Meer sehen konnte. »Ich habe das Glitzern in ihren Augen gesehen, meine Liebe. Mach dir da mal nichts vor. Und jetzt setzen wir uns hier hin, rauchen eine heimliche Zigarette und sammeln unsere Kräfte, bevor wir in die Pension und ins nächste Chaos kommen. Ich glaube, das wird der bunteste Urlaub, den wir beide jemals zusammen gemacht haben.«
    Ich hatte Marleen schon zweimal auf der Insel besucht, deshalb kannte ich den Weg. Als ich im Januar das letzte Mal hier war, hatte sie gerade angefangen, die Pension zu renovieren. Ich erkannte das Haus kaum wieder. Es war schneeweiß gestrichen, das rote Ziegeldach war neu, in der großen Glasveranda waren die alten Scheiben ersetzt und die Fensterrahmen in den Gauben waren blau. Nur das Schild »Haus Theda« war noch das alte geblieben.
    Dorothea blieb stehen. »Das ist ja zauberhaft. Ich hatte mir so eine alte verwohnte Kate vorgestellt. Und es ist richtig groß. Wie viele Zimmer sind es denn?«
    Ich musste nachdenken. »Ich glaube zwölf. Oder dreizehn. Und sie sind gerade alle ausgebucht. Deswegen konnten wir nicht hier übernachten. Unsere Ferienwohnung ist übrigens direkt nebenan, das kleine rote Haus dort drüben. Das gehört Mareike, einer Freundin von Marleen. Sie selbst wohnt in der oberen Wohnung und unten vermietet sie. Sie arbeitet in der Hautklinik als Ärztin, aber hat im Moment Urlaub und ist deshalb gar nicht da. Wir haben das Haus also für uns. Geradezu ideal, findest du nicht?«
    Dorotheas Auto stand auf zwei der drei hauseigenen Parkplätze. Ich warf einen Blick auf die Rückbank. Anscheinend hatte es eine Spontanheilung der Hüfte gegeben, das Gepäck war verschwunden. Mein Vater war Kavalier, er ließ Damen nicht schwer tragen, nur Töchter.
    Marleen stand an der kleinen Rezeption und füllte Formulare aus. Sie hob den Kopf, als wir eintraten, und lächelte.
    »Da seid ihr ja. Und, Dorothea, sind deine Kopfschmerzen besser?«
    Sie kam um den Tresen und umarmte erst mich, dann Dorothea.
    »Wieso Kopfschmerzen?«
    »Heinz sagte, du hättest solche Kopfschmerzen, dass du nicht mehr Auto fahren könntest und lieber zu Fuß gehen wolltest. Und damit du nicht alleine

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