Urlaub mit Papa
Wohnzimmer ausprobiert, wirklich gute Liegequalität. Da kann man gut drauf schlafen.«
Ich sah mich in lauschigen Sommernächten auf den Stufen der Terrasse eine heimliche Nachtzigarette rauchen, während Papa auf seiner guten Matratze schlief. Diese Aussicht ließ mich ihn anlächeln.
»Gut, dann nehme ich das Gästebett.«
Dorothea holte ihre Taschen aus dem Flur und stellte sie in das andere Schlafzimmer. Mein Vater sah ihr nach und ging ein paar Schritte auf mich zu.
»Sag mal, Christine«, sagte er leise, »könntest du mir nachher mal helfen, mit dem Koffer und so?«
»Ich helfe dir schon den ganzen Tag mit dem Koffer.«
»Nein, ich meine, mit dem Auspacken. Deine Mutter hat mir die Sachen, die ich zusammen anziehen soll, immer aufeinander gelegt.«
Sein Gesichtsausdruck war verlegen. Ich wollte es ihm nicht so leicht machen, er sollte mir sagen, was er wollte.
»Ja und?«
»Na ja«, er knetete seinen Daumen, »ich habe doch das Werkzeug noch dazu gepackt und dabei ist mir die Ordnung so ein bisschen durcheinander gekommen und jetzt weiß ich nicht mehr genau, was zusammenpasst.«
Er rührte mich in seinem Bemühen, sich ohne meine Mutter zwei Wochen lang vernünftig anzuziehen.
»Dann lass mal sehen. Wir müssen das aber später auspacken, Marleen hat für 20Uhr einen Tisch bestellt und es ist schon Viertel vor.«
Ich folgte ihm in sein Schlafzimmer, warf einen Blick in seinen Koffer und klappte ihn gleich wieder zu. Mein Vater hatte sein Werkzeug in die Mitte des Koffers gelegt und es ordentlich mit allen Kleidungsstücken umwickelt.
»Ja, du hast recht, das ist nicht mehr gut zu erkennen. Ich mache das nach dem Essen. Dann kann ich Marleen auch fragen, ob sie mir ihr Bügeleisen leiht.«
Mein Vater war erleichtert. »Vielen Dank, Christine. Mama hat die Hemden aber alle gebügelt, das brauchst du gar nicht mehr zu machen.«
Ich schob ihn auf den Flur und rief nach Dorothea, um zum Essen zu gehen.
Kurz vor 20Uhr betraten wir die »Milchbar«, in der Marleen einen Tisch reserviert hatte. Sie war bereits da, saß an einem Platz, von dem aus man einen traumhaften Blick aufs Meer hatte. Mein Vater hatte sich am Eingang unsicher umgesehen. Ich ahnte seine Gedanken.
»Es heißt nur ›Milchbar‹, Papa, es ist ein ganz normales Lokal.«
»Du meinst, sie haben hier auch Weizenbier?«
»Bestimmt.«
Er wirkte sofort entspannt. Marleen erhob sich, als sie uns kommen sah.
»Schön, da seid ihr ja. Habt ihr schon alles ausgepackt? Geht das mit den Schlafplätzen? Wenn ihr noch irgendetwas braucht, sagt Bescheid.«
Dorothea ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Es ist eine tolle Wohnung. Ich finde sie wirklich klasse. Christine schläft freiwillig im Gästebett, Heinz und ich haben eigene Zimmer.«
Heinz setzte sich erst neben Dorothea, stand dann aber wieder auf und nahm gegenüber Platz.
»Ich möchte das Meer sehen.« Er lächelte in die Runde. »Das sieht fast so aus wie zu Hause.«
Er sah sehnsüchtig aufs Wasser. Mir fiel ein, wie ungern er verreiste. Und dieses Mal auch noch ohne meine Mutter. Vielleicht war ich einfach zu ungeduldig mit ihm. Er sah ein bisschen verloren aus. Marleen unterbrach die Stimme meines schlechten Gewissens.
»Was wollt ihr trinken? Hier ist Selbstbedienung. Soll ich erst mal eine Runde Sekt zur Begrüßung holen?«
»Davon kriege ich sofort Sodbrennen. Gibt es hier Weizenbier.«
»Sicher, also für Heinz Weizenbier und für uns Sekt?«
Ich nickte, Dorothea stand auf. »Ich komme mit und helfe dir tragen.«
»Alles in Ordnung?«, fragte ich, als die beiden weg waren.
»Doch… schon… Mir gingen nur gerade ein paar Gedanken durch den Kopf.«
Mein Hals schnürte sich zu. »Was denn für welche?«
»Die Insel ist ja nicht so groß wie Sylt, da laufe ich in zwei Wochen hundertmal rum. Hoffentlich wird das nicht zu langweilig.«
»Und was noch?«
»Wenn ich Marleen jetzt fragen würde, wie Frau Klüppersberg und Frau Weidemann-Zapek untergebracht sind, würde sie bestimmt sagen, sehr gut natürlich, oder? Das muss sie sagen, ist ja ihre Pension. Wie kriege ich denn raus, ob das auch stimmt?«
»Indem du die beiden Damen fragst.«
»Das wäre aber doch sehr aufdringlich.«
»Ach, Papa, du kannst natürlich auch morgen früh die Zimmerschlüssel an der Rezeption klauen und selbst nachsehen. Dann weißt du es.«
»Und du meinst, das würde nicht auffallen?«
»Was würde nicht auffallen?« Marleen stellte das Weizenbier und meinen Sekt auf den
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