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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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mich ein wenig um ihn kümmern, das kann ich gar nicht mit ansehen. Dafür hat man schließlich Freunde.«
    Bevor ich fragen konnte, was er damit meinte, kam Kalli zurück. Er öffnete die Bierflaschen und stellte Gläser dazu.
    »Na dann«, er hob sein Glas und nickte uns zu, »herzlich willkommen auf meiner Insel.«
    Mein Vater und er tranken. Dann sah Kalli mich fragend an.
    »Trinkst du nichts? Ach Gott, du wolltest ja Wasser. Sag mal, Heinz, bist du manchmal auch schon so vergesslich?«
    »Nein. Mein Gedächtnis ist hervorragend. Das kommt von den Gästeführungen. Und manchmal mache ich ein paar Sudokus. Weißt du, du musst die Hirnzellen trainieren. Das hilft gegen Verkalkung und so.«
    »Also Gästeführungen mache ich hier ja auch. Und…«
    »Norderney ist ja viel kleiner als Sylt. Da musst du dir doch gar nicht so viel merken.«
    »Heinz, ich bitte dich. Ich führe dich morgen mal um die Insel, da wirst du dich wundern.«
    Mein Hals war trocken. Ich räusperte mich, Kalli wandte sich mir zu.
    »Ich finde das ja schön, dass du mit deinem Vater Ferien machst. Katharina kommt nie auf so eine Idee. Sie war mit Hanna mal auf so einem Wellness-Wochenende, das war irgendwo im Osten. So mit Sauna und Eincremen und so. Aber ich bin ja nur der Vater, mich hat sie gar nicht gefragt. Ich durfte das nur bezahlen.«
    »Warum haben sie denn keine Kur gemacht?«, fragte mein Vater erstaunt.
    Ich schluckte und sah sehnsüchtig auf sein Bierglas. Er nahm es in die Hand und sah mich strafend an.
    »Was für eine Kur?«
    »Das stand da vorhin: Mutter-Kind-Kurheim, das gibt es doch bestimmt auch im Osten.«
    Kalli schüttelte den Kopf. »Das ist nur für Mütter mit kleinen Kindern. Katharina ist schon 35.«
    »Na und? Ist doch euer Kind. Sag mal, Christine, hast du mal mit Mama so was überlegt? Ihr habt jahrelang Krankenkassenbeiträge bezahlt, da kann man doch mal einen Antrag stellen.«
    Ich befeuchtete meine Lippen mit der Zunge. »Kalli, denkst du an mein Wasser?«
    Er lächelte mich freundlich an, »Natürlich«, und wandte sich wieder an meinen Vater.
    »Du glaubst wirklich, dass man das versuchen sollte? Ich meine, Hanna hat ja wirklich noch nie eine Kur gemacht und Katharina auch nicht. Wozu auch, die hatten ja auch nichts. Katharina war früher vielleicht ein bisschen zu dünn, aber die musst du jetzt mal sehen.«
    Eine Stunde und zwei Fotoalben später verabschiedete ich mich. Kalli und mein Vater wollten noch eine kleine Runde mit dem Fahrrad fahren. Kalli wollte ihm etwas von der Insel zeigen und dann unsere Ferienwohnung sehen.
    Ein paar Meter weiter stand ein kleiner Kiosk, wo ich mir eine Flasche Wasser kaufte, die ich im Gehen trank. Vielleicht steckte mein Vater seinen alten Freund ja mit seiner Sudoku-Leidenschaft an. Es trainiert das Gedächtnis.
    Marleen und Dorothea saßen im Garten und waren über ein paar Zeichnungen gebeugt, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Dorothea hob den Kopf, als ich vor ihnen stand.
    »Hast du ihn abgehängt?«
    Ich ließ mich in den Strandkorb fallen.
    »Er hat eine neue Aufgabe. Er muss Kalli vor Verwahrlosung und Unterernährung retten. Und? Was gibt es hier Neues? Dorothea?«
    »Was meinst du?«, fragte sie unschuldig.
    »Komm, ich habe gesehen, wie du ihm auf den Hintern gestarrt hast. Heinz hält ihn übrigens für gefährlich. Er wittert Drogen, Exzesse und kriminelle Energien, also pass bloß auf.«
    Marleen runzelte die Stirn. »Redet ihr von Nils? Wieso hast du ihm auf den Hintern gestarrt? Und was hat Nils mit Drogen zu tun?«
    Dorothea schob ihre Sonnenbrille auf den Kopf. »Ich finde ihn ganz süß. Sei nicht so entsetzt, Marleen, ich bin Single und es ist Sommer, da kann man doch mal gucken. Aber was soll das mit den Drogen?«
    »Mein Vater ist bei langen Haaren immer gleich misstrauisch. Und dann noch zum Zopf gebunden. Als Mann! Ich bitte euch. Diese Leute kennt man doch. Onno war auch sehr skeptisch.«
    Dorothea schob ihre Entwürfe zusammen. »Jedenfalls fahre ich morgen mit Nils nach Emden, Farben kaufen. Und ich hoffe, dass Heinz sich daran erinnert, dass ich 
nicht
seine Tochter bin. Nicht, dass er mir die Tour vermasselt.«
    Ich äußerte mich nicht dazu. Wozu sollte ich sie beunruhigen?
    Zwei Stunden später standen wir in der Küche und bereiteten das Abendessen vor. Mir liefen beim Zwiebelschneiden die Tränen. Plötzlich hörten wir einen Höllenlärm. Metall krachte auf Stein, Glas zersplitterte, eine Männerstimme fluchte. Ich zuckte so

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