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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Rezeption kommen? Marleen ist gerade in die Kneipe gegangen.«
    »Ich komme sofort.«
    Ich nickte Papas Groupies zu und lief nach vorne zum Empfang. Es war noch nicht einmal 9Uhr, wieso hatte der Gast so eine frühe Fähre genommen? Vielleicht senile Bettflucht, wahrscheinlich noch ein einsamer Mittsiebziger, den konnte man ja gleich dem Trio Onno, Kalli und Papa zuschieben. Oder er war neue Beute für das fidele Frauenduo im Frühstücksraum.
    Ich stieß mir die Hüfte an der Tür und fluchte. Dann sah ich den Gast im Profil und verkniff mir den Rest des Fluchs. Ich ärgerte mich über mein rosa-schwarz geringeltes altes T-Shirt und dass ich mich nicht vernünftig geschminkt hatte, hoffte, dass mein Vater jetzt nicht sofort zurückkam und wurde ein bisschen rot. Alles gleichzeitig. Ein Wahnsinnstyp. Plötzlich kannte ich mein Beuteschema. An dieser Sache mit Liebe auf den ersten Blick war doch was dran. Ich schwitzte. Und ging mit wackeligen Beinen um ihn herum, bis ich hinter der Rezeption stand, von wo aus ich ihn anstarrte. Leider hatte ich keine Stimme mehr. Und kein Gehirn. Ich fühlte mich wie ein Idiot. Er sah mich mit rehbraunen Augen an und sagte mit samtweicher tiefer Stimme:
    »Guten Morgen, mein Name ist Johann Thiess, ich hatte ein Zimmer gebucht.«
    »Ja. Sehr früh, jetzt.« Ich krächzte und räusperte mich, suchte vergeblich nach den Grundformen des deutschen Satzbaus. »Ähm… hallo… ich meine herzlich willkommen. Also, der Schlüssel.«
    Ich ging hinter dem Tresen in die Hocke und tat so, als würde ich die Schlüssel suchen. Ich biss mich ins Knie, dachte, es würde mir helfen.
    Johann Thiess hatte sich vorgebeugt und meine Turnübung interessiert verfolgt. Ich erhob mich langsam und um Würde bemüht und schloss kurz die Augen. Er war toll. Und ich hatte es vergeigt. Wahrscheinlich fragte er sich, warum eine solch nette Pension so durchgeknalltes Personal beschäftigte, das auch noch geringelte T-Shirts mit roten Shorts trug. Mir fiel ein, dass ich immer noch keinen Bimsstein gefunden hatte. Und plötzlich geschah das Wunder: Er reichte mir seine Hand. Bevor ich glückselig meine Hand hineinlegen konnte – ich hörte schon fast das große Streichorchester – sagte er:
    »Kann ich den Schlüssel haben? Ich bin die Nacht durchgefahren und jetzt sehr müde.«
    Marleen rettete mich. Plötzlich stand sie neben mir.
    »Guten Morgen. Herr Thiess, richtig?« Sie gab ihm die Hand. »Sie haben Zimmer 9, im ersten Stock, mit Blick aufs Meer. Christine, tut mir leid, ich hatte den Plan mitgenommen. So, hier ist Ihr Schlüssel, ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.«
    Mit einem Lächeln nahm er seinen Koffer und ging zur Treppe. Marleen stieß mich an.
    »Was ist denn mit dir los? Stehst du unter Schock?«
    »Marleen, ich habe mich benommen wie eine Geisteskranke.«
    »Stimmt. Du siehst auch so aus. Was war denn?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht Liebe auf den ersten Blick?«
    Marleen legte mir die Hand auf die Stirn. »Nimmst du was ein?«
    »Ich habe mich ins Knie gebissen, und er hat es gesehen.«
    Marleen war jetzt vollends verwirrt. »Hör zu, es ist vielleicht ein bisschen anstrengend, das frühe Aufstehen, Heinz, das Knie deiner Mutter, aber das ist doch kein Grund, plötzlich durchzudrehen. Weißt du was? Du nimmst jetzt mein Fahrrad, fährst zur Weißen Düne und springst einmal ins Wasser. Ich mache hier den Rest. Also bis später.«
    Als ich gedankenverloren vor dem Fahrradschuppen stand, kam gerade mein Vater aus der Kneipe. Er entdeckte mich, hob kurz die Hand und schlenderte auf mich zu. Forschend sah er mich an.
    »Na?«
    »Na?«
    »Was machst du hier?«
    »Ich wollte mit Marleens Fahrrad zum Strand.«
    »Baden?«
    »Ja.«
    »Kann ich mit?«
    »Wer hilft Onno?«
    »Kalli.«
    »Hast du ein Fahrrad?«
    »Kalli hat mir sein neues Rad geliehen. Das gestern war sein altes.«
    »Na gut.«
    »Dann los.«
     

Pack die Badehose ein
    – Connie Froboess –
    Zehn Minuten später radelten wir an den Kurkliniken vorbei in Richtung Ostbadestrand. Wir schwiegen vor uns hin, ich dachte abwechselnd an mein Rezeptionsdebakel und an meine Mutter, mein Vater schwieg ebenfalls.
    Nach einer guten halben Stunde hatten wir den Strandaufgang an der Weißen Düne erreicht. Wir stellten Marleens und Kallis Fahrräder nebeneinander ab und schlossen sie zusammen. Als wir von der Düne aus schon den Strand sehen konnten, fiel es uns ein. Mein Vater sah mich an.
    »Hast du meine Badehose

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