Urlaub mit Papa
zu sagen. Meine Güte, dann habt ihr jetzt eben einen freien Tag.«
Die Jungtruppe musste mit ihrem Werkzeug einen Slalom um den Campingtisch veranstalten. Onno und Kalli verfolgten sie mit kritischen Blicken.
»Wir hätten das auch gekonnt.« Kalli war offensichtlich beleidigt.
»Ich habe die Firma schon vor sechs Wochen bestellt, bevor ich wissen konnte, dass ihr alles könnt. Stellt den Tisch doch bitte etwas an die Seite, damit die Handwerker durch können, ich muss wieder rein.«
Sie warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu und verschwand. Ich betrachtete das Quartett, das sich nicht einen Zentimeter bewegte.
Carsten Jensen sah zu mir hoch. »Sie sind also die Tochter?«
Mein Vater und ich nickten.
Nils Vater stand kurz auf, machte eine kleine Verbeugung und setzte sich wieder.
»Carsten.«
»Christine«, antwortete mein Vater.
Onno trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Im Gegensatz zu euch bin ich noch kein Rentner. Ich fahre in die Firma zurück, da ist genug zu tun.«
Mein Vater musterte ihn. »Du bist doch auch schon über 60, wie lange willst du denn noch?«
»Onno wird es langweilig, wenn er aufhört«, meinte Carsten, »er muss doch gar nicht mehr. Der hat nur Angst, dass alle denken, er gehört zum alten Eisen.«
Kalli verschränkte seine Arme über der Brust und kibbelte mit dem Stuhl. »Onno ist doch noch jung, er ist erst 63, zehn Jahre jünger als wir.«
»Echt?« Carsten sah von Onno zu Heinz. »Da habt ihr euch aber gut gehalten. Oder Onno schlecht. Ich bin 74.«
»Respekt.« Mein Vater nickte anerkennend. »Das hätte ich nicht gedacht.«
Mir wurde diese Charmeoffensive zu viel. »Also, wenn ihr nichts mehr wollt, gehe ich Marleen helfen.«
»Geh nur.« Kalli winkte lässig. »Wir finden schon eine Beschäftigung. Und wenn nicht, spielen wir Skat. Habt ihr ein Kartenspiel mit?«
»Hier.« Onno zog ein Skatspiel aus seiner Arbeitstasche. »Das habe ich immer dabei, kann ich euch leihen. Und Carsten sieht nur jünger aus, weil er so volles Haar hat. Dafür hat er Bluthochdruck. Tschüss, denn.«
»Echt? Wie hoch ist denn dein Blutdruck? Also meiner…«
Ich hörte Kalli nicht mehr zu, schließlich machte sich der Frühstücksraum nicht selbst sauber.
Neben Familie Berg saß nur noch das unvermeidliche Damenduo beim Frühstück. Mechthild Weidemann-Zapek wirkte angeschlagen, der Moselwein forderte wohl seinen Tribut. Ihre Freundin Hannelore Klüppersberg hatte sehr nachlässig mit ihrem Puder gearbeitet, eine Gesichtshälfte war ganz, die andere nur knapp bis zum Kinn bestäubt, sie wirkte ein wenig abgehalftert. Zumal beide ihre Frisuren nicht so ganz im Griff hatten, Mechthild trug sogar eine Schirmmütze.
Die Berg-Zwillinge strahlten mich an. Emily winkte mich zu ihrem Tisch.
»Die grüne Frau hat die Mütze von deinem Papa auf. Darf sie das?«, flüsterte sie.
Ich drehte mich erstaunt zu Frau Weidemann-Zapek um. Emily hatte recht, deswegen war mir der applizierte Elch bekannt vorgekommen. Allerdings passte der grüne Samtanzug nicht gut zu der gelben Mütze, auch wenn mein Vater sicherlich anderer Meinung gewesen wäre.
Lena beugte sich vor. »Hat dein Papa noch mehr Mützen mit Tieren drauf?«
»Ja, hat er. Ich glaube, heute hat er eine auf mit einem Bären. Aber er hat mindestens drei Mützen mit, er hat nicht mehr so viele Haare, und sonst wird sein Kopf in der Sonne so heiß.«
»Ob er uns auch eine schenkt?«, fragte Emily sehnsüchtig.
»Emily!« Anna Bergs Ton klang vorwurfsvoll. »Entschuldigen Sie, Christine, die Mädchen haben sonst bessere Manieren.«
Lena zeigte mit dem Finger auf Mechthild. »Aber die Frau hat doch auch eine Mütze von ihm bekommen.« Sie senkte ihre Stimme. »Oder hat sie die geklaut?«
»Lena!«
Mechthild Weidemann-Zapek hatte die letzten Sätze gehört, strich über den Schirm der Mütze und lächelte angestrengt.
»Diese Mütze, meine Kleinen, habe ich gestern Nacht beim Würfeln gewonnen. Die musste ich nicht stehlen.«
Ich verdrängte sofort den Gedanken an Strip-Poker und lächelte zurück.
»Frau Weidemann-Zapek, das hätten wir auch nie im Leben angenommen. Haben Sie noch einen Wunsch?«
Während ich ihren gewünschten Tee holte, nahm ich mir vor, bei nächster Gelegenheit die restliche Garderobe von Heinz zu kontrollieren. Schließlich musste ich mich meiner Mutter gegenüber rechtfertigen, sie hatte mir aufgetragen, mich um seine Kleidung zu kümmern. Ich hoffte, dass er nur die Mütze verwürfelt hatte.
Emily war mir
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