Urmel aus dem Eis
quiekte es. „Bis du der Sweinefee im Heckenrosenstrauch begegnet?“
„Leider nicht! Aber einem König ohne Krone!“
„Wie aufregend! Wie sieht er aus?“ grunzte Wutz.
„Er kam in einer fliegenden Mupfel, er hat einen Helm auf dem Kopf...“
„Ein Ritter!“ rief Wutz begeistert.
„Laß mich doch ausreden! — Er hat einen Helm auf und einen Diener und ein großes Gewehr und will das Urmel schießen!“
„Nur mich?“ Das Urmel reckte sich stolz.
Der Professor wurde blaß. „Aber... woher kann er es nur wissen?“ grübelte er. „Sollte etwa Zwengelmann...? Ja, natürlich... die Flaschenpost! Oh, ich eitler, eingebildeter Dummkopf!“
Wutz blickte ihn düster an: „Das werde ich dir nie verzeihen — öff! Mein armes Kleines!“ Große Tränen rannen aus ihren Augen. „Aber ich werde diesen König unter meinen Klauen zermalmen!“
Schusch klapperte vor Schreck mit dem Schnabel.
Tim Tintenklecks hatte bisher geschwiegen. Jetzt sagte er: „Das Urmel muß versteckt werden!“
„Ich will aba den Tönig sehen! Ich habe noch nie einen Tönig desehen!“ jammerte es verzweifelt.
Wutz trabte aufgeregt durch die Stube. „Aber wo?“ fragte sie, nach einem geeigneten Versteck suchend. Sie durchstöberte alle Winkel, rutschte unter das Bett, schnüffelte unter den Schrank, in den Papierkorb: sie benahm sich einfach kopflos.
„Am besten sperren wir es in sein Zimmer, machen Tür und Fenster zu und lassen niemanden hinein!“ meinte Professor Tibatong.
Es hat aber noch nie Kinder gegeben, die sich gern einsperren ließen, vor allem nicht, wenn interessanter Besuch angekündigt war, und das Urmel gehörte sowieso nicht zu den artigsten. Es zeterte und schrie fürchterlich. Es hatte eben noch nichts Böses erlebt und wußte nicht, was schießen bedeuten sollte. Irgendein lustiges Spiel, vermutlich.
Mit Mühe und Not, mit vielen Versprechungen, ihm Zuckerstückchen zu schenken und ihm noch mehr hübsche Märchen zu erzählen, brachten sie es schließlich doch in sein Zimmer. Und mit treuherzigem Augenaufschlag versprach es sogar, sich still zu verhalten.
Sie atmeten auf! Und gelobten feierlich, keine Ahnung zu haben, was ein Urmel sei. „Ein Urmel? Nein! Nie gehört!“ lautete die Losung.
Wie eine gefräßige Heuschrecke schwirrte der Hubschrauber über den blankpolierten Ozean zum Berggipfel und umkreiste das Blockhaus in so geringer Höhe, daß die Federn der Vögel aufwirbelten.
Deutlich sahen sie die Insassen. Sami grinste, und der König hob grüßend die Hand. Das wäre kein schlechter Beginn der Bekanntschaft gewesen, wenn nicht der Gewehrlauf so grell in der Sonne geblitzt hätte.
Der Hubschrauber schwebte über die Baumwipfel und sank hinter dem Abhang zum Strand hinunter. Das Motorgeräusch verstummte.
„Wir wollen ihn begrüßen!“ sagte Tibatong. „Vielleicht können wir den König zum Freund gewinnen!“
„O ja, zu meinem Feund!“ echote das Urmel durch das geschlossene Fenster.
„O Himmel! Ist das Kind ungezogen — öff!“ seufzte Wutz. „Aber warum schaust du denn so starr auf die Tür, Schusch?“
„Äh überlege nur, ob der Könäg uns glauben wärd, daß wär nächts von dem Urmel wässen, wenn er das Schäld läst: URMEL-ZÄMMER!“
„Ich fürchte, wir sind schlechte Lügner!“ brummte der Professor besorgt.
Tim Tintenklecks drehte das Schild um, nun hieß es wieder:
Habakuk Tibatongs Tier-Sprechschule
Unterricht freiwillig — nach Vereinbarung
Dreizehntes Kapitel:
In dem Verschiedenes passiert, obwohl es sehr kurz ist
Der König war ganz in der Nähe der Babystube auf dem Strand gelandet. Nun beobachtete er die Karawane des Professors, die sich den gewundenen Weg hinabbewegte, durchs Fernglas. Es war ein unvergeßlicher Anblick: Hinter dem Professor trottete ein Schwein, ihm folgten würdig wackelnd ein Pinguin und ein Schuhschnabel, und als Schlußlicht leuchteten die roten Haare eines Jungen.
Als er auf den König zutrat, rief Professor Tibatong: „Willkommen auf der Insel des Friedens zwischen Mensch und Tier!“ Er hatte sich diese Worte genau überlegt und fand sie sehr klug. Denn sie drückten sinngemäß aus, daß hier das Jagen unverzeihlich war.
Der König, der Professor, Tim Tintenklecks und Sami reichten sich die Hand.
Die Tiere schauten mit schiefgelegten Köpfen zu.
König Futsch hatte sich auch einen Plan gemacht. Er wollte dem Professor das Urmel durch Schmeichelei ablocken. Darum sagte er: „Es ist mir eine große Ehre, den
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